Zu hohe SchuldenPeking schickt die Finanzbeamten aufs Land
Chinas Finanzministerium hat keine Ahnung, wie hoch verschuldet die regionalen Regierungen sind. Damit ist nun Schluss: Premierminister Li Keqiang sendet seine Beamten zur Kontrolle in die Provinz.

Chinas Premierminister Li Keqiang winkt bei seinem Besuch in der Schweiz von Ende Mai den Fotografen zu.
China will seinen Kreditboom weiter zügeln und deshalb die ausufernden Schulden ihrer regionalen Regierungen unter die Lupe nehmen. Premier Li Keqiang hat eine landesweite Prüfung beim Rechnungshof in Auftrag gegeben, wie aus einer Mitteilung des Rechnungshofes vom Wochenende hervorgeht.
Der Regierungschef hat dem Vorhaben anscheinend oberste Priorität eingeräumt: Die Behörde habe andere Projekte aufgeschoben, um dieser dringenden Arbeit nachzukommen, berichteten chinesische Medien.
Selbst Chinas Finanzministerium musste kürzlich einräumen, keine Ahnung zu haben, wie hoch die Verschuldung der regionalen Regierungen überhaupt ist. Die letzte Erhebung ist mehr als zwei Jahre her. Seither ist das chinesische Wirtschaftswachstum vor allem durch massive Kreditvergabe auf lokaler Ebene angefeuert worden.
Aufgeblasener Immobilienmarkt
Experten warnen deshalb schon länger vor Risiken in der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt. Im Fokus stehen neben den verschwenderischen Lokalregierungen vor allem der zu aufgeblasene Immobilienmarkt und der sogenannte Schattenbankensektor, auf dem Kredite meist über Zweckgesellschaften abseits der traditionellen Banken vergeben werden.
Experten kritisieren den Mangel an Transparenz im Schattenbankenwesen. Meist sei nicht klar, wer das Geld verleiht, wer den Kredit aufnimmt und welche Garantien es gibt.
Schuldenstand: 200 Prozent der Wirtschaftsleistung
Die gesamte Verschuldung Chinas einschliesslich des grauen Finanzmarktes ist nach Schätzungen der Ratingagentur Fitch bis Ende 2012 bereits auf 200 Prozent der Wirtschaftsleistung gestiegen - nach 128 Prozent zu Beginn der globalen Finanzkrise Ende 2008. (sda)