Luthern LUPilz in Asyl-Wohnhaus – Familie musste zügeln
In Luthern können Asylbewerber ihr Wohnhaus selbst im 3. Stock nur noch über ein Baugerüst verlassen. Der Grund dafür ist nicht ungefährlich.
- von
- Daniela Gigor/ Emina Hadzic
Birgit Scavarda erzählt im Video, welche Zustände sie, in der vom Hausschwamm betroffenen Wohnung der Flüchtlingsfamilie angetroffen hatte.
Knapp 1500 Personen leben in Luthern. Seit April hat der Kanton Luzern dort 16 Asylbewerber – alles Familien – in einem Haus im Unterdorf untergebracht. Acht davon sind Kinder im Alter zwischen 1- und 5-jährig. Das Problem: Das Haus ist im grossen Stil von Hausschwamm befallen. Es wird zur Zeit saniert. Weil das Treppenhaus aus Holz besteht und darum die Gefahr besteht, dass es einstürzen könnte, müssen alle Bewohner das Haus durch die Fenster über das Baugerüst verlasssen oder betreten.
Mir Ahmad (40) aus Afghanistan und seine Familie wurden sogar umplatziert, nachdem seine Frau Anfang Juli das zweite Kind geboren hat. Dass es zum Umzug kam, haben sie Birgit Scavarda (55) zu verdanken. Sie machte den Kanton auf den Hausschwamm aufmerksam. Ahmad sagt: «Der Kanton hat dann sofort entschieden, dass wir die Wohnung im Erdgeschoss verlassen müssen, weil der Hausschwamm für das Neugeborene gefährlich hätte sein können.»
Bewohner zeigen keine allergischen Reaktionen
Zuständig für die Asylbewerber ist das Gesundheits- und Sozialdepartement des Kantons Luzern. Deren Vorsteher Guido Graf (CVP) bestätigt auf Anfrage, dass das Treppenhaus im UG-Bereich sowie ein anschliessender Raum in der Erdgeschoss-Wohnung befallen sind und die Familie von Ahmad unverzüglich umquartiert wurde. Die Liegenschaft sei Anfang März frisch renoviert angemietet worden. Graf: «Unsere Wohnbegleitung hat den Pilzbefall Anfang Juni festgestellt und den Vermieter umgehend aufgefordert, eine Sanierung vorzunehmen.»
Eine erste Beseitigung der Fruchtköper habe stattgefunden. «Die Grundsanierung wird nun durch eine Spezialfirma vorgenommen, auch das provisorische externe Treppenhaus wird unter Leitung eines Architekten fachgerecht errichtet», sagt Graf weiter. Die zwölf Bewohner seien von den Fachpersonen, in Anwesenheit eines Dolmetschers, über die baulichen Massnahmen informiert worden. Graf: «Die Wohnbegleitung ist regelmässig vor Ort und hat mit den betroffenen Familien, die noch im Haus leben geklärt, ob allfällige allergische Reaktionen bei Familienmitgliedern aufgetreten sind – nach unserem Wissensstand ist das nicht der Fall.»
Schädling kann sich im Verborgenen entwickeln
Daniel Bottignole, Inhaber der Sanawall in Affoltern am Albis ZH, saniert Gebäude bei Pilzbefall. Er bestätigt, dass der Befall von Hausschwamm eher unproblematisch für die Gesundheit der Menschen ist. Bottignole: «Gesundheitliche Probleme kann es geben, wenn Menschen an Asthma oder Allergien leiden. Auch bei einem geschwächten Immunsystem kann die Befindlichkeit gestört werden.»
Der Hausschwamm gefährde aber die Statik des Hauses und dies könne wiederum für die Bewohner gefährlich werden. Es sei gut möglich, dass weder der Kanton noch der Vermieter im März etwas von der Anwesenheit vom Hausschwamm wussten. «Der Gebäudeschädling kann im Verborgenen wachsen und sich erst zeigen, wenn er sich stark entwickelt hat», sagt Bottignole. Der Hausbesitzer war für 20 Minuten am Mittwoch nicht erreichbar.