Eiskunstlauf-EMPluschenko gewinnt seinen siebten EM-Titel
Als wäre er nie weg gewesen: Der Russe Jewgeni Pluschenko gewinnt an der Eiskunstlauf-EM im britischen Sheffield die Goldmedaille.

Jewgeni Pluschenko küsst seine siebte EM-Goldmedaille. (Bild: AFP)
Jewgeni Pluschenko hat an den Eiskunstlauf-Europameisterschaften in Sheffield (Gb) allen Widrigkeiten getrotzt und seinen siebten EM-Titel gewonnen. Der 29-jährige Russe liess seinen Konkurrenten in der Kür keine Chance.
Nachdem sich Pluschenko im Kurzprogramm knapp seinem 18-jährigen Landsmann Artur Gatschinski hatte geschlagen geben müssen, sagte er: Es spiele keine Rolle, ob er siege. Er habe viele Titel gewonnen. In der Tat muss er niemandem mehr etwas beweisen. Neben siebenmal EM-Gold holte er auch dreimal den WM-Titel und wurde er 2006 Olympiasieger. Doch seine Körpersprache nach der Kür drückte etwas anderes aus. Der Schützling von Alexej Mischin zeigte ungewohnt viele Emotionen, ballte mehrmals die Faust. Seine Genugtuung über einen nahezu fehlerfreien Auftritt war unübersehbar.
Erster Ernstkampf seit zwei Jahren
Dass Pluschenko die Sprünge steht, als gäbe es nichts einfacheres auf der Welt, ist an und für sich nichts Aussergewöhnliches. Doch der Osteuropäer, der seinen ersten internationalen Wettkampf seit den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver bestritt, zollt der immensen Belastung im Eiskunstlaufen Tribut. Sein linkes Knie schmerzt, der Nacken schmerzt, ein Start in Sheffield war nur dank Spritzen möglich. Allerdings würden diese nicht mehr helfen, erklärte Pluschenko. Deshalb wird er sich nach den Europameisterschaften zum wiederholten Male an den Knien operieren lassen und auf die Weltmeisterschaften in Nizza (26. März bis 1. April) verzichten. Zudem hatte er Mitte Oktober einen Handbruch erlitten, nachdem er wegen einem Eingriff am Knie erst kurz zuvor wieder ins Training eingestiegen war. Vor diesem Hintergrund betrachtet, ist dessen Leistung in Sheffield nicht hoch genug einzuschätzen. Die Zuschauer zollten ihren Respekt mit einer Standing Ovation.
Zu Beginn seines «Tango de Roxanne» stand Pluschenko einen Vierfach-Toelopp, jenen Sprung, der sich gemäss eigener Aussage so anfühle, als würde jemand ins Knie schiessen. Deshalb hatte er ihn im ersten Wettkampfteil schweren Herzens ausgelassen. Für Pluschenko gehört ein Vierfach-Sprung zum Männer-Eiskunstlauf, und für Trainer Mischin ist ein Programm ohne Vierfachen Männer-Eistanz. Aus diesem Grund hatte Pluschenko auch grosse Mühe, die Niederlage an den Olympischen Spielen in Vancouver zu akzeptieren, denn der amerikanische Goldmedaillengewinner Evan Lysacek hatte ohne diese Höchstschwierigkeit gewonnen.
Neben dem Vierfach-Toeloop zeigte der zweitälteste Teilnehmer im Männer-Feld unter anderem noch zwei schöne Dreifach-Axel, den zweiten mit dem Dreifach-Toeloop kombiniert. In den Programmkomponenten, der früheren B-Note, distanzierte Pluschenko seine Konkurrenten um 7,28 und mehr Punkte. Für die Ausführung der Kür und die Interpretation erhielt er mehr als neun Zähler (das Maximum sind zehn). Insgesamt wurde sein beeindruckender Auftritt mit 176,52 Punkten belohnt, dem dritthöchsten je erzielten Wert. Er selber hatte zuvor eine Bestleistung von 167,67 aufgewiesen. Auch das Total von 261,23 war die drittbeste je erreichte Marke - einzig Weltmeister Patrick Chan (Ka/280,98) und Daisuke Takahashi (Jap/264,41) waren bislang besser gewesen. Damit setzte er im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2014, seinem letzten grossen Ziel, ein Ausrufezeichen -angeblich soll er für einen Start in Sotschi fürstlich entlöhnt werden.
Schlappe für Brian Joubert
In Sheffield distanzierte Pluschenko den zweitplatzierten Landsmann und Trainingskollegen Artur Gatschinski um 14,96 Punkte. Dieser deutete jedoch an, dass er fähig ist, dereinst in die grossen Fussstapfen seines Vorbildes zu treten. Der 18-Jährige überzeugte mit je zwei vierfachen Toeloops und dreifachen Axeln. Wacklig war einzig der Dreifach-Rittberger. Dennoch wirkte er nach der Kür alles andere als zufrieden - aus diesem Holz sind künftige Champions geschnitzt. Der WM-Dritte nahm erst zum dritten Mal an einem Grossanlass teil.
Bronze sicherte sich der Franzose Florent Amodio, der sich gegenüber dem Kurzprogramm um zwei Ränge verbesserte. Der gebürtige Brasilianer war in England als Titelverteidiger angetreten. Lediglich Achter wurde Brian Joubert, der bei seiner elften Teilnahme an Europameisterschaften erstmals das Podest verpasste. (si)