GP von AustralienPole für Vettel - Kobayashi in den Top Ten
Der Weltmeister Sebastian Vettel war im Qualifying für den Grand Prix von Australien in Melbourne eine Klasse für sich. Für das Sauber-Team sorgte Kamui Kobayashi für einen gelungenen Auftakt.
Die zahlreichen Veränderungen im Reglement hatten den Teams die exakte Einstufung ihrer eigenen Leistungsstärke im Vergleich zur (direkten) Konkurrenz praktisch verunmöglicht. Nach dem Qualifikationstraining für den Grand Prix von Australien, dem ersten «richtigen» Vergleich des Jahres, sind die Fronten an der Spitze nun aber deutlich abgesteckt: Red Bull mit Titelhalter Sebastian Vettel steht (wieder) über allen - zumindest, was die Performance über eine einzelne Runde anbelangt. Der im Kanton Thurgau wohnende Deutsche sicherte sich im Albert Park den besten Startplatz mit beinahe acht Zehnteln Vorsprung - in der Formel 1 eine «Weltreise». Die Gegnerschaft wird ein erstes Mal ins Grübeln gekommen sein.
Die Frage nach dem schnellsten Auto im Feld ist fürs Erste beantwortet. Abzuwarten bleibt, ob der RB7, der neueste Wurf von Stardesigner Adrian Newey, auch über die für eine volle Grand-Prix-Distanz benötigte Standfestigkeit verfügt. Beim Vorgängermodell war diesbezüglich der eine oder andere Mangel aufgetreten. Nach Vettels Einschätzung gibts keinen Grund zur Beunruhigung. «Bei den Testfahrten hatten wir keine Probleme mit der Zuverlässigkeit. Die einzige Unbekannte bleiben die Reifen.» Die «Pirellis» bauen stärker ab als die zuletzt von Bridgestone gelieferten Pneus. Die Fahrer werden dadurch zu mehr Zwischenstopps gezwungen sein.
«Sergio eine schöne Überraschung»
Aufatmen kann auch das Team Sauber. Die Vorstellungen von Kamui Kobayashi und Sergio Perez lassen die Hoffnung zu, dass der C30 zu regelmässigen Klassierungen in den Top Ten taugt. Kobayashi («Mit einem frischen Reifensatz in 'Q3' wäre sogar Rang sechs möglich gewesen») nimmt den ersten Grand Prix des Jahres von Startplatz 9 auf, Rookie Perez wird auf Position 13 stehen. Die Vorstellung des Mexikaners ist umso bemerkenswerter, zumal er im dritten freien Training vor dem Qualifying wegen streikender Hydraulik das Verhalten des Autos mit weichen Reifen und geringer Benzinmenge nicht mehr testen konnte. «Von Kamui (Kobayashi) wussten wir, was er kann, aber Sergio (Perez) war eine schöne Überraschung», resümierte Teamchef Peter Sauber.
Die Zuversicht im Zürcher Rennstall teilt Sébastien Buemi. Der Romand war zum ersten Mal seit dem Finale der vorletzten Saison in Abu Dhabi wieder in der Endausmarchung der besten zehn dabei. Wie damals reichte es zu Startplatz 10. «Wir sind auf dem richtigen Weg», konstatierte der zufriedene Waadtländer. «Ich hätte mir keinen besseren Start in die neue Saison vorstellen können.» Genugtuung verschaffte Buemi auch das gewonnene interne Duell gegen Jaime Alguersuari. Gegen den Spanier hatte Buemi im vergangenen Jahr (zu) oft den Kürzeren gezogen.
Völlig unerwartet war Nick Heidfeld im ersten Teil des Qualifyings auf der Strecke geblieben. Der einstige Sauber-Fahrer, der von Lotus-Renault als Ersatz für den bei einem Rallye in Italien schwer verunfallten Polen Robert Kubica verpflichtet worden ist, wird das Rennen aus Position 18 in Angriff nehmen müssen.
HRT eine Farce
Das Starterfeld wird lediglich 22 Autos umfassen. Der Italiener Vitantonio Liuzzi und der Inder Narain Karthikeyan in den HRT-Autos scheiterten an der wiedereingeführten «107-Prozent-Regel» und werden am ersten Grand Prix der Saison nicht teilnehmen können. Der Passus besagt, dass das Rennen nur bestreiten darf, wer im ersten Teil des Qualifyings nicht mehr als sieben Prozent auf die beste Rundenzeit einbüsst. Dieses Ziel verpassten Liuzzi und Karthikeyan mit Rückständen von 1,7 respektive 3,0 Sekunden deutlich. Die Farce rund um die vom deutschen Zahnarzt Colin Colles geleitete Equipe hatte sich abgezeichnet. Am ersten Trainingstag hatten Liuzzi und Karthikeyan wegen nicht rechtzeitig gelieferter Bestandteile für die Autos keine einzige Runde drehen können.
Die Startaufstellung:
1 Sebastian Vettel (De), Red Bull-Renault.
2 Lewis Hamilton (Gb), McLaren-Mercedes, 0,778 Sekunden zurück.
3 Mark Webber (Au), Red Bull-Renault, 0,866.
4 Jenson Button (Gb), McLaren-Mercedes, 1,250.
5 Fernando Alonso (Sp), Ferrari, 1,445.
6 Witali Petrow (Russ), Lotus-Renault, 1,718.
7 Nico Rosberg (De), Mercedes, 1,892.
8 Felipe Massa (Br), Ferrari, 2,070.
9 Kamui Kobayashi (Jap), Sauber-Ferrari, 2,097.
10 Sébastien Buemi (Sz), Toro Rosso-Ferrari, 3,537.
11 Michael Schumacher (De), Mercedes. 12 Jaime Alguersuari (Sp), Toro Rosso-Ferrari. 13 Sergio Perez (Mex), Sauber-Ferrari. 14 Paul di Resta (Gb), Force India-Mercedes. 15 Pastor Maldonado (Ven), Williams-Cosworth. 16 Adrian Sutil (De), Force India-Mercedes.17 Rubens Barrichello (Br), Williams-Cosworth. 18 Nick Heidfeld (De), Lotus-Renault. 19 Heikki Kovalainen (Fi), Lotus. 20 Jarno Trulli (It), Lotus. 21 Timo Glock (De), Virgin-Cosworth. 22 Jérôme d'Ambrosio (Be), Virgin-Cosworth. 23* Vitantonio Liuzzi (It), HRT-Cosworth. 24* Narain Karthikeyan (Ind), HRT-Cosworth. - * = Für den Grand Prix nicht qualifiziert (zu grosser Zeitrückstand).