Kanton UriPolizei legt 2600 Lastwagen still
Die Urner Polizei nahm im vergangenen Jahr im Schnitt sieben Lastwagen pro Tag aus dem Verkehr. Teilweise bretterten diese mit aufgeschlitzten Pneus über die A2.

Dieser Lastwagen hatte 26 Mängel, die behoben werden musste. (Archivbild Kapo Uri)
Auf der Nord-Süd-Achse brettern jedes Jahr tausende Lastwagen durch den Gotthard, die zum Teil der Verkehrssicherheit spotten: Die Urner Kantonspolizei hat im letzten Jahr bei über 2600 Lastwagen derart gefährliche Mängel festgestellt, dass die Fahrzeuge stillgelegt und repariert werden mussten. «Das können kleinere Mängel wie etwa nur ein Licht sein, was innert Minuten repariert werden kann. Es gibt aber auch etliche gröbere Mängel, bei denen die Reparatur deutlich länger dauert, manchmal Tage», sagt Stefan Simmen, Chef des Urner Schwerverkehr-Zentrums.
Mit Schlitz-Pneus auf der Autobahn
Besonders krass seien jeweils Lastwagen mit gebrochenen Bremstrommeln oder durchgerissenen und damit nicht mehr funktionierenden Bremsscheiben. «Immer wieder müssen wir auch Räder und Reifen beanstanden, zum Beispiel gibt es LKWs mit seitlich aufgeschlitzten Pneus.»
«Service wird hinausgeschoben»
Aus welchen Herkunftsländern diese Lastwagen grösstenteils stammen, werde statistisch nicht erhoben. Dafür kann sich Simmen vorstellen, warum manche Spedition Lastwagen mit teils gravierenden Mängeln auf die Strasse schickt. «Die Serviceintervalle werden teilweise so lange wie möglich hinausgeschoben. Man sagt, das gehe schon noch mit diesen Pneus, und fährt los. Das kann wirtschaftliche Gründe haben.»
2016 kontrollierte die Polizei total 19'290 Schwerfahrzeuge. Bei 6036 Fahrzeugen stellte sie 10'248 Regelverstösse fest. Die Zahl der Anzeigen ging gegenüber dem Vorjahr um rund einen Achtel zurück.
Über tausend mangelhafte Reifen
90 Prozent der Verstösse betrafen die Betriebssicherheit. 991 Mal waren die Bremsen, 1136 Mal die Reifen mangelhaft. 2851 Lastwagen waren zu schwer, 1992 zu gross. 2609 Lastwagen wurden aufgrund schwerwiegender Mängel stillgelegt. 88 Mal mussten die Chauffeure umladen, weil die Fracht ungenügend gesichert oder schlecht verteilt war. 10 Mal wurden die Gefahrengutvorschriften missachtet.
847 Chauffeure verstiessen gegen die Arbeits- und Ruhezeitvorschriften. neun 9 waren ohne Führerausweis unterwegs, 26 sassen hinter dem Lenkrad, obwohl sie Alkohol getrunken hatten.
Polizeipräsenz zeigt Wirkung
Trotz diesen auf den ersten Blick hohen Zahlen zieht die Polizei insgesamt ein positives Fazit: «Natürlich stellen einige der beanstandeten Lastwagen ein Sicherheitsrisiko auf unseren Strassen dar. Aber der Gesamtüberblick zeigt, dass einige Verzeigungszahlen seit 2011 rückläufig sind.»
So nahmen im Zeitraum 2011 bis 2016 etwa die Anzeigen wegen Verstössen gegen das Arbeits- und Ruhegesetz um 50 Prozent ab.
Simmen sagt dazu: «Wir intepretieren diese Zahlen so: Die Transportunternehmer merken, dass die Polizei in Uri präsent ist und Kontrollen durchführt. Die wirklich, wirklich maroden Lastwagen sehen wir zum Beispiel immer weniger. Früher musste man nur an den Strassenrand stehen und kurz warten, schon kam der erste solche Lastwagen angefahren.» (20 Minuten)