Länggasse BernPolizei räumt besetztes Haus Fabrikool
Auf Auftragt des Kanton Berns räumt die Polizei die alte Schreinerei im Berner Länggasse-Qaurtier. Ein Kollektiv hatte das Gebäude seit 2017 besetzt.
Am Dienstagmorgen ging die Räumung des Fabrikools vonstatten (Video: 20M)
Die Besetzung der Alten Schreinerei in der Berner Länggasse ist Geschichte. Die Polizei hat das vom «Fabrikool»-Kollektiv besetzte Gebäude am Dienstag in den frühen Morgenstunden geräumt. Der Kanton Bern hatte den Räumungsantrag gestellt.
Die Räumung verlief ohne Zwischenfälle. Die Bauarbeiter verrichteten auf den Gerüsten in Ruhe ihre Arbeit, einige Polizisten standen Wache, ein paar Schaulustige beobachteten die Szenerie. Im Vorfeld hatte das Besetzerkollektiv gedroht, sollte das Haus geräumt werden.
Laut Ramona Mock von der Medienstelle der Kantonspolizei Bern seien keine Personen anwesend gewesen: «Wir haben damit gerechnet, dass sich keine oder nur wenige Personen über Nacht vor Ort aufhalten.» Die Räumung sei deshalb mit einem eher kleinen Dispositiv erfolgt.
Legale Zwischennutzung
Das alte, verlotterte Holzgebäude stand jahrelang leer. Anfang 2017 wurde es vom «Fabrikool»-Kollektiv besetzt. Die Besetzung wurde in der Folge durch einen Vertrag zur Zwischennutzung mit dem Kanton Bern legalisiert.
Im September 2018 verkaufte der Kanton das Grundstück im Baurecht an ein Berner Architekten-Duo. Die neuen Besitzer wollen einen Quartiertreffpunkt mit Markthalle und Restaurants sowie Studentenwohnungen einbauen.
Kollektiv war mit Verkauf nicht einverstanden
Aus Protest gegen den Verkauf kündigten die Hausbesetzer den Zwischennutzungsvertrag mit dem Kanton fristlos, verharrten aber vor Ort. Einer Aufforderung, das Gebäude bis Ende April 2019 zu verlassen, widersetzten sich die Aktivisten.
Man wolle die nächsten fünfzig Jahre bleiben und sich gegen «die gewinnorientierte kapitalistische Logik» der neuen Besitzer wehren, liess das Kollektiv verlauten.
Der Kanton Bern reichte schliesslich Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung ein. Und er stellte den Räumungsantrag, wie Polizeisprecherin Mock sagte. «Diesen haben wir am Dienstag vollzogen.»
Vier Meter hohe Schutzwand
Laut Kantonsbaumeister Angelo Cioppi sorgen neu eine vier Meter hohe Schutzwand und eine Sicherheitsfirma dafür, dass die Alte Schreinerei nicht erneut besetzt wird. Die Sanierungsarbeiten sollen Ende Jahr beginnen und Anfang 2021 abgeschlossen sein. «Es ist eine Nachnutzung im Sinne des Quartiers», sagte Neuhaus.
Die Räumung sei keine Absage an Zwischennutzungen, betonte er. Im Gegenteil: Diese seien oft sinnvoll. In der Stadt Bern ermögliche der Kanton zurzeit noch eine weitere Zwischennutzung, und er, Neuhaus, biete jederzeit Hand für weitere sinnvolle Lösungen.
(sda)