Neuenkirch LU: Polizei setzt Taser bei Einsatz an Tankstelle ein

Aktualisiert

Neuenkirch LUPolizisten setzen mehrfach Taser ein, um einen Mann und eine Frau zu bändigen

Ein Auto steht quer in der Ausfahrt bei einer Tankstelle in Neuenkirch. Erst sieht alles nach einer Panne aus, doch dann eskaliert die Situation. Mit gezogenen Waffen nähern sich vier Polizisten dem Fahrzeug. 

von
Matthias Giordano
Gianni Walther

Mehrere News-Scout-Videos zeigen den Polizeieinsatz.

20min/News-Scout

Darum gehts

Es war kurz nach sechs Uhr am Mittwochmorgen. Bei der Autobahnausfahrt der Raststätte Neuenkirch Richtung Basel stand plötzlich ein schwarzer Kombi quer auf der Strasse und blockierte sie. Am Steuer sass ein Mann, daneben eine Frau, auf dem Rücksitz zwei Kinder. «Ich dachte erst, dass er eine Panne hat», erzählt Dragana P.*, eine Mitarbeiterin der Tankstelle, die sich direkt daneben befindet. «Der Mann ist dann aus dem Auto ausgestiegen und in meine Nähe gekommen. Er sagte, er habe die Polizei informiert», sagt sie weiter. Die ganze Situation sei ihr seltsam vorgekommen. Sie rief selbst bei der Polizei an, dort habe man bisher allerdings noch nichts von einem Problem bei der Tankstelle mitbekommen. «Ich fand das sehr seltsam. Wenn man eine Panne hat, dann meldet man das doch.» Mittlerweile stauten sich die Autos hinter dem querstehenden Kombi. Es war Rushhour. «Bestimmt hundert Autos standen da», sagt P.

«Es erschien mir, als sei er auf Drogen»

Die Polizei habe der Tankstellenangestellten gesagt, sie solle das Kennzeichen aufschreiben. «Doch als ich mich dem Auto genähert hatte, machte er plötzlich die Türe auf und rief etwas. Ich konnte es aber nicht verstehen. Ich hatte Angst», erzählt sie weiter. Sie hatte den Eindruck, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmt. «Ich weiss es nicht, aber es erschien mir, als sei er auf Drogen gewesen», sagt sie. Er habe dann das Seitenfenster mit einem Tuch abgedeckt, damit man ihn im Innern nicht mehr sehen konnte. «Es sah auch so aus, als würde er alles filmen», so die Frau. Schliesslich traf ein Polizist ein. «Doch der traute sich auch nicht, näher an das Auto heranzugehen», erzählt sie. Er wartete auf Unterstützung.

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Hier bei der Ausfahrt der Tankstelle auf der Autobahn in Neuenkirch spielten sich die fragwürdigen Szenen am Mittwochmorgen ab.

Hier bei der Ausfahrt der Tankstelle auf der Autobahn in Neuenkirch spielten sich die fragwürdigen Szenen am Mittwochmorgen ab.

Google Maps

Wenige Minuten später stiess eine weitere Patrouille dazu. «Zu viert liefen sie mit gezogenen Waffen zum Auto und riefen, er solle sich auf den Boden legen. Aber er hörte nicht», schildert die Mitarbeiterin die erschreckenden Szenen. Verschiedene Videoaufnahmen von Zeugen zeigen, wie es darauf zum Waffeneinsatz kommt. Mehrere Male feuerten die Polizisten ihre Elektroschock-Waffen ab. Dann stieg die Frau aus und stürmte auf die Polizisten zu. «Sie ging auf sie los und schubste die Polizisten», erzählt die Tankstellenangestellte. Daraufhin wurde auch die Frau getasert.

Gezogene Waffen als Sicherheitsmassnahme

Simon Kopp, Sprecher der Luzerner Staatsanwaltschaft, bestätigt gegenüber 20 Minuten den Vorfall. Es sei für die Polizisten eine undurchschaubare Situation gewesen.  «Die beiden Personen haben sich sehr unkontrolliert und unberechenbar verhalten. Sie waren nicht kooperativ und gaben auch kaum Antwort», sagt Kopp. Und weiter: «Die Scheibe war zum Teil mit einem Tuch abgedeckt. Deshalb rückten die Kollegen mit gezogenen Waffen vor. Die beiden mussten festgenommen werden, um die Situation unter Kontrolle zu bringen», so Kopp. Dabei kam auch ein Taser zum Einsatz.

Ein darauf durchgeführter Drogenschnelltest bestätigt die Vermutung der Zeugin: Er reagierte positiv auf Kokain. Der Mann (31) aus Nord-Mazedonien und die Frau (30) aus Serbien wurden vorläufig festgenommen und befragt. Abgeklärt wird dabei auch, wie es genau dazu gekommen ist, dass das Auto quer in der Ausfahrt der Raststätte stand. Dass sich immer mehr Passanten näherten, wie im Video zu sehen ist, ist laut Kopp gefährlich: «Es ist ein sehr dummes Verhalten, wenn sich Schaulustige unnötig einem solchen Einsatz nähern. Man kann sich dabei selbst in Gefahr bringen, oder auch die Situation zum Eskalieren bringen», so Kopp. Im Auto sassen auch zwei Kinder: «Die Kinder wurden betreut und Angehörigen übergeben», sagt der Sprecher. 

(*Name der Redaktion bekannt)

Hast du oder hat jemand, den du kennst, ein Problem mit illegalen Drogen?

Hier findest du Hilfe:

Sucht Schweiz, Tel. 0800 104 104

Safezone.ch, anonyme Onlineberatung bei Suchtfragen

Feel-ok, Informationen für Jugendliche

Infodrog, Information und Substanzwarnungen

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