Falsche VorwürfeDrei Polizisten prügeln in Mailand brutal auf trans Frau ein
Wegen einer Lärmklage rückten die Beamten am Mittwoch aus. Studenten filmten den Gewaltexzess.
- von
- Samira Groner
Studenten filmten: In diesem Video ist zu sehen, wie vier Beamte die trans Frau verprügeln.
Darum gehts:
In Mailand wurden eine trans Frau von mehreren Beamten verprügelt.
Angeblich hat sie sich vor Kindern entblösst und sie belästigt.
Die trans Frau weist diese Vorwürfe zurück.
Auch die Staatsanwaltschaft stellt sich hinter die trans Frau.
Es sind brutale Szenen: Polizisten prügeln in Mailand mit einem Schlagstock auf eine trans Frau ein und sprühen ihr Pfefferspray ins Gesicht. Studenten der Universität Bocconi filmten den Vorfall. Später ging das Video viral.
Die ersten Berichte von lokalen Medien sprachen davon, dass die Polizei von Eltern gerufen wurde. Die 41-Jährige soll sich vor einem Schuleingang entblösst und Kinder belästigt haben. Als die Beamten eintrafen, konnten sie die Frau «mit Mühe in das Auto setzen». Im Auto soll sie dann die Polizisten angegriffen haben.
Trans Frau Bruna bestreitet alle Vorwürfe
In einem Interview mit dem «Corriere della Sera» hat sich die als Bruna bekannte trans Frau nun zum Vorfall geäussert. «Ich habe mich nicht ausgezogen und keine Kinder gestört. Es waren keine Kinder da», sagte sie. Sie bestreitet alle Vorwürfe, die gegen sie erhoben wurden, gibt aber zu: «Am Abend vorher habe ich ein wenig getrunken und einen Joint geraucht.»
Bruna stammt ursprünglich aus Fortaleza im Nordosten Brasiliens, lebt aber seit 29 Jahren in Mailand. Im Interview erzählt sie, was wirklich passiert sei. Sie habe sich mit fünf betrunkenen Peruanern gestritten, weil diese sie beleidigt hätten. Die Polizei hätte daraufhin statt der Peruaner Bruna abgeführt. Darauf sei sie wütend geworden.
Polizist droht: «Jetzt werden wir ihn verprügeln»
Im Polizeiauto habe sie sich beschwert und ihren Kopf gegen die Trennscheibe geschlagen, sagte Bruna gegenüber «Corriere della Sera». Die Polizisten hätten dann angehalten und ein Beamter habe gesagt: «Jetzt werden wir ihn verprügeln.» Als er sie packen wollte, sei sie weggerannt und wollte sich verstecken. Vor der Universität Bocconi hätten die Beamten sie jedoch eingeholt. Was sich danach abspielte, ist im Video (siehe oben) zu sehen.
Auch die Staatsanwaltschaft von Mailand lässt die Vorwürfe gegen Bruna nicht gelten, wie «L’Espresso» berichtete. Die Beamten seien wegen Lärms auf die Frau aufmerksam geworden, nicht wegen unangemessener Handlungen an Kindern. Sie wurden mittlerweile in den Innendienst versetzt. Gegen die Polizisten wird wegen schwerer Körperverletzung und Amtsmissbrauch ermittelt.
Der Vorfall löst grosse Entrüstung aus
In den sozialen Medien sind viele Leute entrüstet. «Es gibt Mittel und Wege, um Übeltäter zur Rechenschaft zu ziehen, und über Strafen entscheidet ein Richter, nicht ein Polizist auf der Strasse», schreibt ein User auf Twitter. Ein Schlag auf den Kopf sei nicht gerechtfertigt, egal wie brutal jemand gehandelt hat. Auch eine Studentin, die den Vorfall miterlebt hatte, äusserte sich. Gegenüber «LaPresse» sagte sie: «Es ist eine Schande, eine unbewaffnete Person zu schlagen.»
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz
Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche
Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein
Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer
LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133
Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Beratungsstellen für gewaltausübende Personen
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