Wer hats erfunden?«Porno-Facebook» kommt aus der Schweiz
Die Seite Socialporn.com hat bald 100'000 aktive Mitglieder – nach einem Jahr. Der Erfinder des sozialen Netzwerks ist ein Schweizer.
- von
- gbr

Sieht bekannt aus, bis auf die nackten Tatsachen: Das soziale Netzwerk für Pornografisches Socialporn.com ist eine Schweizer Erfindung.
«The Internet is for Porn» heisst es im Song des Musicals «Avenue Q», das von 2003 bis 2009 Erfolge am Broadway feierte. Der Satz ist längst zum Kult-Spruch avanciert – und ganz unwahr ist er auch nicht: Je nach Schätzung bestehen rund 37 Prozent des Internet-Verkehrs aus nackten Tatsachen. Oder anders ausgedrückt: Sexfilme und -bilder brauchen mehr Bandbreite als die Internet-Giganten Amazon, Netflix und Twitter zusammen.
Der Waadtländer Nicolas* mischt seit bald einem Jahr mit im Online-Porno-Geschäft, wie «Le Matin» berichtet. Er schuf die Seite Socialporn.com, die wohl nicht zufällig stark an Facebook erinnert: User können Beiträge «liken», teilen und kommentieren. Dort hören die Gemeinsamkeiten auf: Socialporn ist, wie der Name verrät, ganz der Pornografie gewidmet. Geteilt, gelikt und kommentiert werden ausschliesslich pornografische Texte, Bilder und Filme. Und die User benutzen Fantasienamen, nicht ihre echte Identität. «In einem Markt, der wegen der Alles-gratis-Mentalität immer härter wird, muss man sich erneuern, um einen Mehrwert zu schaffen», sagt der 38-jährige Nicolas zur Zeitung.
Erfolgskurve zeigt steil nach oben
Das scheint dem Schweizer Unternehmer zu gelingen: Laut «Le Matin» hat Socialporn nach weniger als einem Jahr 86'000 regelmässige User und 500 Neuanmeldungen pro Tag. Doch wie verdient das Portal Geld – hat es doch im Gegensatz zu Facebook bisher keine Werbung? «Die Anmeldung ist gratis», erklärt Nicolas. Doch es gibt eine virtuelle Währung für spezielle Dienste: «Die Nutzer können ihre eigenen Fotos oder Videos unter sich verkaufen – und wir nehmen davon eine Provision.»
Das virtuelle Geld kommt auch zum Einsatz, wenn User mit Stars aus dem Pornogeschäft in Kontakt treten – auch sie seien auf Socialporn vertreten, so die Zeitung. Bisher seien es allerdings vor allem Französischsprachige. Doch das will Nicolas ändern: Im Herbst soll die englische Version von Socialporn online gehen. Der Schweizer aus Nyon: «Dann wird das richtig explodieren. Das Ziel ist, das unumgängliche Portal in diesem Geschäft zu werden.»
Statt zu explodieren, legte der 20-Minuten-Bericht vorübergehend die Server Flach: Wenige Minuten, nachdem sich Socialporn auf Twitter über den Artikel freute, verbreitete das Portal auf Twitter folgende Nachricht:
«Aufgrund einer grossen Traffic-Zunahme lässt sich SocialPorn derzeit nicht aufrufen, wir sind down ... Tut uns leid!»
*Name geändert.