HalbjahreszahlenPost mit markant mehr Gewinn
Die Marke von einer Milliarde Franken Gewinn rückt für die Post in Griffnähe. Mit einem Gewinnsprung von 35 Prozent hat sie im ersten Halbjahr 2010 schon fast die Hälfte davon erwirtschaftet.
Das Halbjahresergebnis beläuft sich auf 484 Millionen Franken. Das sind 126 Millionen Franken mehr als im ersten Semester des Vorjahres. In dem von der schwächelnden Konjunktur und Querelen in der Führungsriege geprägten letzten Jahr hatte der Gelbe Riese jedoch einen markanten Gewinnrückgang hinnehmen müssen.
Damals wie heute erwies sich die PostFinance als zugkräftigstes Pferd der Post. Im Retailfinanzmarkt erwirtschaftete sie im ersten halben Jahr 274 Millionen Franken Gewinn, 76 Millionen mehr als im Vorjahr, wie die Post am Donnerstag mitteilte.
Tausende neue Kunden
Für das gute Ergebnis seien ein besserer Zinserfolg und höhere Kundenvermögen verantwortlich. Letztere stiegen um 10,5 Milliarden auf 81,6 Milliarden Franken, wie Post-Sprecherin Nathalie Salamin auf Anfrage sagte. Insgesamt habe PostFinance 53 000 neue Kunden gewinnen können.
Die guten Ergebnisse erzielt die PostFinance, obwohl sie keine Kredite vergeben kann. Die Erteilung einer Banklizenz ist derzeit auch nicht in Sicht, wie die im Parlament hängige Revision der Postgesetzgebung zeigt.
Gemäss ihrer Mitteilung ist die Post aber nicht nur mit der PostFinance, sondern auch mit den anderen Konzernteilen zufrieden. Im Kommunikationsmarkt, zu dem die Briefpost gehört, erwirtschaftete die Post 79 Millionen Franken. Das ist, trotz weiterhin rückläufiger Briefvolumen, gleich viel wie im ersten Halbjahr 2009 zuvor.
Nicht vom Fleck kam das vom umstrittenen früheren Post- Präsidenten Claude Béglé propagierte Ausland-Geschäft. Das Ergebnis von Swiss Post International lag mit 27 Millionen Franken gar unter jenem im Vorjahr. Bei PostMail sank der Gewinn um 18 auf 109 Millionen Franken. In beiden Bereichen ist aber der Gewinnbetrag nicht direkt vergleichbar mit dem Vorjahr.
Verlust bei Poststellen
Sorgenkinder bleiben die Poststellen, die im ersten Halbjahr 2010 mit 57 Millionen Franken in den roten Zahlen standen. Noch gibt es - neben den Postagenturen, dem Hausservice und anderen Zugangspunkten - 2004 klassische Poststellen. Das sind 56 weniger als Ende 2009. Derzeit werden 421 Poststellen von der Post derzeit «analysiert», wie Salamin sagte.
Die Postauto-Flotte erzielte weniger Gewinn, was laut Post auf den Ausbau des Angebots zurückgeht. Im Logistikmarkt dagegen schnellte das Ergebnis von 15 auf 76 Millionen Franken hoch, was die Post mit den zunehmenden Einkäufen über Internet begründet.
Der Umsatz des Gelben Riesen stieg im ersten Halbjahr um 105 Millionen auf 4,311 Milliarden Franken. Für das gesamte 2010 rechnet die Post mit einem guten Ergebnis. Der Gewinn werde wahrscheinlich höher ausfallen als 2009, sagte Salamin. Damals lag er bei 728 Millionen Franken.
Ob er die Milliarden-Marke überschreiten könnte, mochte die Sprecherin jedoch nicht sagen. Die Entwicklung hänge stark von der Konjunktur im zweiten Halbjahr ab.
Lohnerhöhungen gefordert
Der Personalverband transfair und die Gewerkschaft Kommunikation sehen sich durch den hohen Post-Gewinn in ihren Forderungen für den Lohnherbst bestätigt. Lohnerhöhungen von 2 Prozent plus voller Teuerungsausgleich seien angebracht.
Die Gewerkschaften nehmen den hohen Gewinn auch zum Anlass, die Restrukturierungen des Unternehmens auf Kosten des Personals zu kritisieren. Das Personal habe sich eine Pause verdient, schreibt transfair. Damit spricht die Gewerkschaft vor allem das umstrittene Pilotprojekt «Distrinova» an, das unter anderem den Einsatz von automatischen Sortieranlagen für die Zustellung beinhaltet. (sda)