Post will «Stop Reklame»-Kleber entfernen lassen
Die Post hat letzte Woche an 10 000 Basler Briefe verschickt mit dem Angebot, «Stop Reklame»-Kleber von den Briefkästen zu entfernen. Bei einem positiven Echo soll die Aktion schweizweit wiederholt werden.
Bei diesem Testmailing soll die Bereitschaft abgeklärt werden, Werbe-Blockierungen aufzuheben, sagte Post-Sprecherin Liselotte Spengler zu einem Bericht der «Basler Zeitung» vom Mittwoch. Nach den ersten 10 000 Briefen in der Stadt Basel würden nächste Woche in der Nordwestschweiz 60 000 weitere Haushalte angeschrieben.
Es gehe dabei um ein wichtiges Werbeinstrument. 2004 beförderte die Post 1,25 Milliarden unadressierte und 2,85 Milliarden adressierte Briefe. Bei der Zustellung unadressierter Werbung hält die Post einen Marktanteil von gegen 50 Prozent und erzielt damit einen Jahresumsatz von 120 Millionen Franken, sagte Spengler.
Bei einer Reduktion der Anzahl «Stop Reklame»-Kleber um 1 Prozent rechnet die Post damit, pro Jahr 2 Millionen Franken Mehrumsatz zu erzielen. Doch ist laut Spengler das Anliegen auch für andere Marktteilnehmer und die Kunden interessant.
Hohe Kleber-Dichte
Die Kleber-Dichte sei in der Schweiz mit gegen 40 Prozent sehr hoch, sagte Spengler. Auch in der Westschweiz, wo die Verbreitung kleiner ist, prangere noch an knapp 30 Prozent der Kästen ein «Stop Reklame»-Kleber. In Deutschland und Österreich seien es jedoch nur 3 bis 6 Prozent.
Es könnte durchaus sein, dass Mieter nach einem Umzug den Kleber auf dem Briefkasten lassen, aber unadressierte Werbung möchten, begründete Spengler das Vorgehen an einem Beispiel. Deshalb werde die Bereitschaft zur Entfernung des Klebers abgeklärt. Allenfalls könnten erste Kleber im April mit Einwilligung der Kunden entfernt werden.
Die Post führt den Test in Basel durch, es sich um einen wichtigen Testmarkt handelt, wie Spengler sagte. Zudem ist dort die mit der Post assoziierte Direct Mail Company ansässig, welche für die Entfernung der Kleber zuständig wäre. Falls der Testlauf ein positives Echo auslöst, wird die Aktion auf die ganze Schweiz ausgeweitet.
Konsumentenschutz befremdet
Mit «starkem Befremden» nimmt die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) das Vorgehen der Post zur Kenntnis, wie die SKS in einem Communiqué schreibt. 39 Prozent der Briefkästen mit dem Kleber «Bitte keine Werbung» zeigten deutlich, dass ein erheblicher Teil der Konsumentinnen und Konsumenten keine unadressierte Werbung wollten.
Mit Geschenken wolle die Post die Briefkästen für die Prospektflut öffnen. Das Motiv sei klar: Mehr Einnahmen durch mehr Werbeempfänger. Die Interessen der Konsumenten hätten dabei keinerlei Bedeutung, auch wenn die Post mit Vorteilen für die Konsumenten werbe. Das Vorgehen zeuge von schlechtem Stil und schade dem Image der Post.
(sda)