Autoritärer FührungsstilPräsidentin des Schweizer Tierschutzes mit schweren Vorwürfen konfrontiert
Beim Schweizer Tierschutz gibt es Protest-Rücktritte. Zuvor ist ein heftiger Streit ausgebrochen. Die Kritik gilt der Präsidentin Nicole Ruch.
Darum gehts
Die Tierschutz-Präsidentin ist Betriebsökonomin und Credit-Suisse-Bankerin.
Der Verband, der steuerbefreit ist, nahm alleine im letzten Jahr mehr als acht Millionen Franken ein.
Bei der Kritik soll es auch um finanzielle Unregelmässigkeiten gehen.
Beim Schweizer Tierschutz (STS) ist ein heftiger Streit ausgebrochen. Der Moderator Kurt Aeschbacher sei aus dem Zentralvorstand ausgetreten, und auch Geschäftsleitungsmitglied Stefan Flückiger verlasse den Verein, berichtet «Inside Paradeplatz». Auch dem «SonntagsBlick» liegen interne Dokumente vor. Es gehe dabei um eine Kultur der Intransparenz, geprägt von einem autoritären Führungsstil und Streitereien auf Führungsebene.
Im Mittelpunkt der Kritik steht STS-Präsidentin Nicole Ruch. Die Tierschutz-Präsidentin ist Betriebsökonomin und Credit-Suisse-Bankerin aus Biel BE. Gegen Ende 2021 wurde sie an die Spitze des Vereins gewählt. Ihr Auftrag: Geld beschaffen. Denn ohne Geld könne nichts erreicht werden, so Ruch. Im Zentralvorstand des Tierschutzes sitzt auch Martina Munz, SP-Nationalrätin. Gegenüber dem «SonntagsBlick» sagt sie: «An der Spitze des Verbands hat sich über die Jahre ein problematisches Machtgefüge installiert. Die Präsidentin verhält sich wie eine Alleinherrscherin. Ruch und ihre Leute führen den Verband autoritär und intransparent.»
Finanzielle Unregelmässigkeiten?
Man habe versucht, die Probleme intern zu lösen, dies sei jedoch nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Munz und andere Vorstandsmitglieder forderten im Dezember vergangenen Jahres eine interne Untersuchung wegen diverser Missstände. Demnach haben STS-Insider Hinweise auf finanzielle Unregelmässigkeiten. Betroffen sein soll die Verwaltung von Immobilien, wie Dokumente den Verdacht stützen. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Der Verband, der steuerbefreit ist, nahm alleine im letzten Jahr mehr als acht Millionen Franken ein, davon 2,5 Millionen Franken Spenden und vier Millionen Legate und Erbschaften, wie der «SonntagsBlick» schreibt. Die Probleme sind aber nicht neu, sie reichen zurück in die Ära des Ex-Präsidenten. Demnach soll bereits er den Verband autoritär geleitet haben. Ruch habe es dann verpasst, neue und nötige Reformen einzuleiten. Nationalrätin Munz: «Sie schaltet und waltet eigenmächtig, arbeitet nicht mit kritischen Kräften zusammen, hält relevante Informationen zurück.»
Tierschutz weist Vorwürfe zurück
Ein Blick auf das Organigramm zeigt, dass die aktuelle Präsidentin praktisch alle wichtigen Ressorts selbst leitet. Sie beaufsichtigt die 70 lokalen Tierschutz-Vereine im Land, die dem Dachverband angegliedert sind. Dazu leitet sie auch das Ressort Finanzen, Personal und Kommunikation. Der Schweizer Tierschutz nimmt gegenüber dem «SonntagsBlick» Stellung. Sprecher Simon Hubacher weist die Vorwürfe klar zurück. Man wolle damit der Präsidentin und der Organisation gezielt schaden.
Laut Hubacher übe Ruch das Amt «engagiert, umsichtig, partizipativ und zielorientiert» aus. Seit Ruch an der Spitze sei, habe man einen Rekord an Spenden eingenommen. Auch die Vorwürfe zu den finanziellen Unregelmässigkeiten seien haltlos, so Hubacher weiter gegenüber dem «Sonntags Blick». Nationalrätin Munz ist mit den Antworten nicht zufrieden. «Missstände werden abgestritten oder unter den Teppich gekehrt.» Dabei fällt auf, dass es während der Amtszeit von Präsidentin Ruch zu namhaften Abgängen gekommen ist. Dabei waren in mehreren Fällen Intransparenz und der ruppige Führungsstil der Grund.
«Missstände werden abgestritten oder unter den Teppich gekehrt»
Am Freitag versendete Nicole Ruch eine Mail an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Dachverbandes. «Wir gehen davon aus, dass der ‹SonntagsBlick› einen Bericht veröffentlichen wird, in dem verschiedene Themen kritisch aufgenommen werden.» Die Verursacher für diesen Bericht wollen offensichtlich dem Schweizer Tierschutz schaden, so Ruch weiter. Die Präsidentin wies die Mitarbeitenden an, gemeinsam nach vorne zu schauen.
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