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«Neuer Volksheld»Prince Boateng: Ghanas Held

Vor der WM hatte Kevin-Prince Boateng als Ballack-Treter ein ramponiertes Image. Nun ist er der neue Volksheld in Ghana – obwohl er noch gar nie in Ghana war.

Marcel Allemann
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Marcel Allemann
Vom Bad Boy zum Hoffnungsträger eines ganzen Kontinents: Kevin-Prince Boateng. (Bild: imago)

Vom Bad Boy zum Hoffnungsträger eines ganzen Kontinents: Kevin-Prince Boateng. (Bild: imago)

Als Boateng im Mai Michael Ballack zusammentrat und so dessen WM-Träume beendete, wurde er dadurch zur Zielscheibe der deutschen Medien. Einer, dessen Bruder Jérôme für Deutschland spielt und den man an der WM im Gruppenspiel wiedersehen würde, zertrümmerte in der Premier League dem deutschen Captain das Sprunggelenk – es war für den Boulevard ein gefundenes Fressen. Der Berliner mit ghanaischem Vater und gefürchigen Tattoos am ganzen Körper wurde in Einzelteile zerlegt: Boateng, der Knochenbrecher – Boateng, der Asoziale.

Doch an der WM sah man ein anderes Bild des Mittelfeldspielers von Portsmouth. Er hielt dem medialen Druck stand, gehört zu den fairsten Spielern seines Teams und wartet mit Glanzleistungen auf. Ein Zungenschnalzer war sein Treffer zum 1:0 im Achtelfinal gegen die USA. «Die Mannschaft und ich, wir haben einen Lauf», sagt Boateng zu «Sport Bild».

In Ghana war er noch nie, trotzdem ist der bei Hertha gross gewordene Mulatte nach seinen Leistungen nun der Hoffnungsträger des westafrikanischen Landes – und eines ganzen Kontinents. Und das, obwohl Boateng wegen einer Oberschenkel-Blessur für die morgige Viertelfinal-Partie gegen Uruguay fraglich ist. Immerhin macht Teamchef Randy Abbey Mut: «Es sollte reichen.» Boateng kündet bereits euphorisch an: «Als erstes afrikanisches Team werden wir ins Halbfinale einziehen. Wir siegen für Afrika!»

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