Basel-Stadt: Private dürfen bald Flüchtlinge aufnehmen

Aktualisiert

Basel-StadtPrivate dürfen bald Flüchtlinge aufnehmen

In Basel können Flüchtlinge nicht privat untergebracht werden. Zwei Grossrätinnen haben aber genau dies vor und reichten Interpellationen ein.

von
Matthias Kempf
Sibel Arslan möchte, dass Flüchtlinge vermehrt privat als im Asylzentrum untergebracht werden.

Sibel Arslan möchte, dass Flüchtlinge vermehrt privat als im Asylzentrum untergebracht werden.

Grossrätin Sibel Arslan ist betroffen ob der vielen Flüchtlinge, die unter widrigsten Umständen nach Europa kommen. Die Grünen-Politikerin möchte aktiv helfen und bei sich zuhause Flüchtlinge aufnehmen. «In meiner Wohnung im Gundeli hätte es noch Platz für eine kleine Familie», sagt sie. Doch im Gegensatz zu den Kantonen Bern, Aargau, Genf und Waadt können in Basel noch keine Flüchtlinge privat untergebracht werden.

Dies will Arslan ändern: Sie reicht noch diese Woche eine Interpellation ein, in der sie von der Regierung wissen will, wie die Situation bezüglich Privatunterbringung von Flüchtlingen aussieht und ob sich Basel am Projekt «Private Unterbringung von Flüchtlingen und Asylsuchenden» der Schweizerischen Flüchtlingshilfe beteiligen wird.

Arslan ist mit ihrem Anliegen nicht alleine. Auch SP-Grossrätin Edibe Gölgeli ist bereit, bei sich zuhause Menschen unterzubringen: «Ich kann mir gut vorstellen eine Frau mit einem Kind bei mir aufzunehmen.» Sie hat ebenfalls eine Interpellation eingereicht, in der sie von der Regierung wissen will, an wen sich aufnahmebereite Personen mit angemessenen Platzverhältnissen wenden können.

«Es braucht eine zentrale Anlaufstelle»

Im Moment gebe es verschiedene kleine Programme, mit denen man Flüchtlingen helfen könne, sagt Gölgeli. Dabei handle es sich vor allem um Kleiderspenden. «Die Caritas oder der Oekumenische Seelsorgedienst für Asylsuchende Oesa sind aber am Anschlag. Der Oesa weiss nicht mehr wohin mit den ganzen Kleidern. Es braucht eine zentral geregelte Anlaufstelle, an die sich die Leute wenden können.»

Gölgeli wird in ihrem Umfeld oft auf die Flüchtlingsproblematik angesprochen. «Ich werde von vielen Leuten gefragt, wie sie Unterstützung leisten können.» Diese Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung spürt auch Renata Gäumann, die kantonale Asyl-Koordinatorin der Sozialhilfe: «Wir bekommen jeden Tag Anfragen von Menschen, die helfen wollen.»

Sozialhilfe lanciert Projekt zur privaten Unterbringung

Demnächst will die Sozialhilfe Basel-Stadt ein Projekt zur privaten Unterbringung von Flüchtlingen im Kanton Basel-Stadt vorstellen. «Im Moment sind wir noch in der finalen Planungsphase», so Gäumann. Es gebe viele Punkte, die noch geregelt werden müssten. So etwa die Frage, welche Flüchtlinge überhaupt für die private Unterbringung in Frage kommen.

«Die Sozialhilfe ist seit längerem daran, ein Projekt auszuarbeiten, das eine sorgfältige Vorprüfung der Wohnangebote gewährleistet und möglichst bald umgesetzt werden soll», so Gäumann. Viele Menschen würden keinen Wohnraum, aber Zeit anbieten, in der sie bereit wären, mit Flüchtlingen etwas zu unternehmen. «Das kann beispielsweise Deutschunterricht, gemeinsames Kochen und Essen oder die Begleitung auf Ämter sein. Wie die Koordination und Vernetzung all der Angebote genau aussehen, werden wir in Bälde kommunizieren», so Gäumann.

Für Arslan sind diese Begleitprogramme zentral, damit die Flüchtlinge schneller mit der hiesigen Kultur vertraut werden und sich integrieren können. «Mit einer Unterbringung in einem Asylheim ist noch nichts getan für die psychische Integration in die Gesellschaft. Das schafft nur der persönliche Kontakt», sagt sie.

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