Bezirksgericht ZürichPromi-Koch klaute Geld und verschwand – jetzt muss er hinter Gitter
Über 400’000 Franken Schulden, Geschäftspartner hintergangen und Arbeitgeber übers Ohr gehauen – ein Schweizer Koch musste sich nun vor Gericht verantworten.
- von
- Zoé Stoller
Darum gehts
Der Promi-Koch L.F.* hatte hohe Schulden, die er nie zurückzahlte.
Ausserdem hinterging er Geschäftspartner und mehrere Gastrounternehmen, bei denen er angestellt war.
Nun stand er vor Gericht und wurde für seine Taten verurteilt. Für 220 Tage muss er hinter Gitter.
Als er in der deutschen TV-Kochshow «The Taste» im Jahr 2017 im Finale knapp verlor, galt der Appenzeller L.F.* als aufstrebender Schweizer Kochstar – dann häufte er sich erst über 400’000 Franken Schulden an und betrog mehrere Gastrobetriebe. Schliesslich musste er sich den zahlreichen Strafanzeigen von ehemaligen Geschäftspartnern, Gastronomen und auch Privatpersonen stellen und sich vor Gericht verantworten.
Erst gründete der 35-Jährige ein eigenes Catering-Unternehmen und betrog seine beiden Geschäftspartner im Februar 2019 um 40’000 Franken und tauchte dann ab. Auch seine Ex-Freundin hinterging er. «L.F. hat meines und die Sparkonten meiner Kinder geplündert und sogar ihr Geld verbraten», sagte sie. Ihr Ex-Partner habe PIN-Nummern geklaut und am Bancomaten Geld abgehoben.
Gefängnis und Schadenersatz
Schliesslich unterschrieb L.F. Verträge bei mehreren Gastrobetrieben, von denen er seinen Lohn frühzeitig verlangte und danach nicht mehr zur Arbeit erschien. Daniel Bernoulli, Inhaber des Berner Restaurants Aarbergerhof, hatte im Herbst 2021 dringend einen Koch gesucht und L.F. kurzfristig eingestellt. Er hatte ihm 8000 Franken vorgeschossen und diese dann nie zurückerhalten. «Dieser Mann hat mir wochenlang schlaflose Nächte bereitet», sagte Bernoulli zu 20 Minuten. Als 20 Minuten den Koch mit Bernoullis Vorwürfen konfrontierte, wies er diese zurück.
L.F. wurde letztlich von drei Privatklägerinnen und -klägern angeklagt und stand kürzlich vor dem Zürcher Bezirksgericht. Dort wurde er wegen mehrfachen Betrugs, Veruntreuung, mehrfachen Verfügens über mit Beschlag belegte Vermögenswerte, mehrfachen Ungehorsam gegen eine amtliche Verfügung und Widerruf verurteilt. Er muss nun für 220 Tage ins Gefängnis.
Ausserdem muss L.F. Bernoulli 7094 Franken Schadenersatz bezahlen. Einer weiteren Klägerin schuldet er 5820 Schadenersatz; die dritte Privatklägerin kann noch über den Weg des Zivilprozesses vom Verurteilten Geld einfordern. Die Gerichtsgebühr wurde festgesetzt auf rund 12’800 Franken, die ebenfalls L.F. übernehmen muss.
«Jetzt schaue ich besser hin, wenn ich jemanden einstelle»
«All die Menschen, die er in den letzten sieben Jahren betrogen hat, dürfen jetzt froh sein, dass er dafür bezahlen muss. Das ist eine Genugtuung für uns alle», sagt Bernoulli. «Endlich ist mal ein gerichtlicher Entscheid da und er kriegt nicht nur eine Busse.» Mit dem Schadenersatz rechnet der Gastrounternehmer trotzdem nicht: «Das Geld sehe ich wohl erst in 20 Jahren. Er hat schliesslich auch bei anderen Personen hohe Schulden. Viele haben vor mir Anspruch darauf, dass er ihnen Geld zurückzahlt. Aber es tut gut, ernst genommen zu werden.»
Seit 35 Jahren ist Bernoulli in der Gastronomie tätig. Der Fall mit dem verurteilten Koch sei eine grosse Enttäuschung für ihn gewesen. «Jetzt schaue ich besser hin, wenn ich jemanden einstelle», sagt er gegenüber 20 Minuten. Dennoch wolle er seinem Bauchgefühl weiterhin vertrauen. «Für mich ist die ganze Sache jetzt endlich abgeschlossen. Es tut einfach weh, dass Menschen auf diese Art und Weise durchs Leben gehen. Ich hoffe, er findet nun den richtigen Weg», so Bernoulli.
*Initialen geändert
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