Boris Nemzow Putin-Kritiker und Frauenheld
Seine Mutter fürchtete um sein Leben – doch Boris Nemzow hörte nie auf, gegen die Politik Putins zu protestieren.
Der in Moskau in Kremlnähe ermordete Regierungskritiker Boris Nemzow galt als einer der schillerndsten Politiker Russlands. Der 55 Jährige hat sich zuletzt vor allem mit Kritik an Putins Ukraine-Politik in den Reihen russischer Patrioten Feinde gemacht.
Der frühere Vizeregierungschef sollte an diesem Sonntag bei einer Demonstration von Regierungsgegnern auftreten, die gegen den Krieg in der Ukraine protestieren. Bei vielen Besuchen in der Ukraine hatte er die neue prowestliche Führung in Kiew unterstützt. Er hoffte, dass der Funken der Revolution auf Russland übergreift.
Mutter fürchtete um sein Leben
Dabei hatte er selbst unlängst in einem Interview von Ängsten seiner Mutter erzählt, die um sein Leben gefürchtet habe. Nemzow hatte zuletzt im Parlament der russischen Stadt Jaroslawl als Abgeordneter gearbeitet.
Er wurde am 9. Oktober 1959 in der Schwarzmeermetropole Sotschi geboren. In seiner Heimatstadt hatte Nemzow vor den ersten russischen Olympischen Winterspielen dort im vergangenen Jahr Putin auch Korruption vorgeworfen.
Liberaler Reformer
Vor allem in den 1990er Jahren hatte sich Nemzow als liberaler Reformer einen Namen gemacht - zuerst als charismatischer Gouverneur in Nischni Nowgorod (früher Gorki) an der Wolga. Präsident Boris Jelzin hatte ihn einst in die Regierung nach Moskau geholt.
Der grosse und sportliche Nemzow, vierfacher Vater, war zeitweilig auch als Präsidentenanwärter gehandelt worden. «Ich bin liberal, was Wirtschaftsfragen angeht, aber für eine starke Staatsmacht in der Politik», sagte er einmal in einem Zeitungsinterview.
Politologen bescheinigten Nemzow, der sich gern mit jungen Frauen umgab, starke Ausstrahlungskraft. Ein Mann, der sich gerne als Frauenheld gab und sein Macho-Image pfelgte. Experten hielten ihm aber auch vor, die zersplitterte Opposition in Russland nicht einigen zu können. (sda)