Kreml-Chef mit WutausbruchPutin tobt nach Selenski-Forderungen – «Ich werde sie verprügeln»
Oligarch Roman Abramowitsch hat mit dem Überbringen einer Nachricht des ukrainischen Präsidenten Selenski bei Wladimir Putin offenbar einen Wutanfall verursacht. Ob ein Zusammenhang zur mutmasslichen Vergiftung von Abramowitsch besteht, ist unklar.
- von
- Benedikt Hollenstein
Darum gehts
Roman Abramowitsch ist, anders als viele andere russischen Oligarchen, auch ausserhalb der Landesgrenzen sehr bekannt. Der gebürtige Russe, dessen Mutter aus der Ukraine stammt, war bis vor kurzem Inhaber des englischen FC Chelsea. Seit dem Start der russischen Invasion tritt Abramowitsch aber auch vermehrt als Vermittler zwischen den beiden Nationen auf: Putin hat ihn zu seinem inoffiziellen Gesandten für die Friedensgespräche erkoren.
Dass das kein gemütlicher Job ist, zeigt eine Begegnung zwischen dem russischen Präsidenten und Abramowitsch. Dieser landete am letzten Donnerstagmorgen mit dem Privatjet in Moskau, im Gepäck eine handgeschriebene Notiz von Wolodimir Selenski. Darin legt der ukrainische Präsident dar, unter welchen Bedingungen sein Land einen Waffenstillstand akzeptieren würde, wie die «Times» berichtet.
Putin soll Wutausbruch erlitten haben
Die genauen Forderungen sind nicht bekannt, sie scheinen aber Putin gar nicht gefallen zu haben. Nach einem anfänglichen Wutausbruch soll er zu Abramowitsch gesagt haben: «Sag Selenski, dass ich sie verprügeln werde». Die ukrainische Seite setzt bei den Verhandlungen trotzdem auf Abramowitsch, da er Putin sehr nahestehe.
Nach seinem Besuch in Moskau reiste Abramowitsch wieder nach Istanbul, wo er am Dienstag an den Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine teilnahm. Ob Putins Wutausbruch in Verbindung mit der mutmasslichen Vergiftung von Abramowitsch steht, ist derzeit völlig unklar. Gemäss ersten Erkenntnissen wurde der Oligarch absichtlich so vergiftet, dass er nicht stirbt – die Vergiftung hatte wohl als Warnung dienen sollen.
Entgegen Putins Wutausbruch soll der Kreml zunehmend bereit sein, von seinen ursprünglichen Forderungen abzuweichen. So fehlt im neuesten Entwurf zu einem Waffenstillstand gemäss der «Financial Times» die Forderungen nach einer «Denazifizierung» und «Demilitarisierung» der Ukraine. Die Behauptung, der ukrainische Staat und dessen Bevölkerung seien grossflächig mit Nazis durchsetzt, wurde von Wladimir Putin seit Kriegsbeginn als eines der Hauptargumente für die Invasion angeführt.
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