Racial Profiling Radiosender beschuldigt Polizei des Rassismus
Eine Mitarbeiterin des Zürcher Lokalradios Lora soll wegen ihrer Herkunft kontrolliert worden sein. Die Polizei weist die Vorwürfe zurück.
- von
- maz
«Ihre Herkunft und der Umstand, dass sie auf der Strasse rannte, waren offenbar Grund genug für die Stadtpolizei, die Frau als verdächtig einzustufen», schreibt das nicht-kommerzielle Lokalradio Lora aus Zürich in einer Stellungnahme. Es geht um einen Vorfall vom Dienstag, als eine lateinamerikanische Sendungsmacherin des Radios von der Polizei kontrolliert werden sollte.
Gemäss dem Sender war die Frau zu spät dran für ihre Sendung um 18 Uhr und rannte aus dem 32er-Bus ins Radio-Studio an der Militärstrasse. Laut dem Sender weckte dies Misstrauen bei der Polizei und diese lief der Frau nach. Die bemerkte das aber nicht und rannte zügig in die Redaktion. Als die Polizei dort ankam, wurde ihr aber der Zutritt von Mitarbeiter Felipe P. (49), ebenfalls Lateinamerikaner, verweigert.
Einschränkung der Bewegungsfreiheit von Migranten
«Es kann nicht sein, dass die Polizei Leute nach ihrem Aussehen aussortiert und verfolgt», sagt er gegenüber 20 Minuten. Er vermutet, dass die Frau wegen ihrer Herkunft verfolgt wurde.
Sein Sender teilt diese Meinung und schreibt: «Dass es bei der Zürcher Polizei ein Problem mit Racial Profiling gibt, ist nicht neu». Dieser Fall sei symptomatisch für die massive Einschränkung (der Bewegungsfreiheit) von Migranten und «People of Color» im öffentlichen Raum durch die Polizei.
Deshalb wollte Felipe P. die Polizei auch nicht in die Räumlichkeiten der Redaktion lassen. «Die Frau hatte grosse Angst, hat aber freiwillig mit der Polizei kooperiert. Sie wusste nicht einmal, dass sie von der Polizei verfolgt wurde», erzählt er. Felipe P. wird schliesslich von der Polizei mitgenommen. «Hinderung einer Amtshandlung» wird ihm vorgeworfen.
Willkürliches Verhalten
«Ich finde das ganze Vorgehen der Polizei übertrieben. Sie wollten das Haus ohne einen Befehl durchsuchen. Die Polizei handelt willkürlich und macht,was sie will», ärgert er sich.
«Sie haben mich zu dritt an die Wand gequetscht, es wurde laut diskutiert. Mir wurden Handschellen angelegt, obwohl ich keinen Widerstand geleistet habe.» Man habe ihn wie einen Schwerverbrecher behandelt. Er könne das Verhalten gegenüber ihn und seiner Kollegin nicht verstehen.
Hinderung einer Amtshandlung
Die Stadtpolizei Zürich äussert sich ebenfalls zum Vorfall vom Dienstag. «Als die Frau die Polizei sah, ist sie davon gerannt und darum sind wir ihr gefolgt, um den Grund zu erfahren und zu wissen, wer sie ist», sagt Marco Cortesi, Medienchef der Stadtpolizei Zürich. Spätere Abklärungen hätten dann ergeben, dass alles in Ordnung sei.
Die Mitnahme von Felipe P. ist auch begründet.«Der Mann wollte im Hausflur die Polizei daran hindern, das Gebäude zu betreten», sagt Cortesi. «Er lasse die Polizei nicht durch.» Deshalb sei er für weitere Abklärungen mitgenommen worden. «Es kann nicht sein, dass die Polizei in Gebäuden daran gehindert wird, Kontrollen durchzuführen», fügt Cortesi an. Das sei «Hinderung einer Amtshandlung». Darum wurde er mitgenommen – und konnte kurz danach wieder gehen.