18 Jahre Haft: RAF-Terroristin Birgit Hogefeld kommt frei

Aktualisiert

18 Jahre HaftRAF-Terroristin Birgit Hogefeld kommt frei

Nach knapp zwei Jahrzehnten im Gefängnis wird die letzte prominente RAF-Terroristin freigelassen. Sie soll mehrere Menschen auf dem Gewissen haben.

Die letzte inhaftierte Ex-RAF- Terroristin kommt in Deutschland auf freien Fuss. Birgit Hogefeld, wegen mehrfachen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt, wird nach 18 Jahren aus der Haft entlassen.

Die 54-Jährige werde in den kommenden Wochen nach 18 Jahren Haft entlassen, teilte das Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt mit. Ihre Reststrafe wird zur Bewährung ausgesetzt.

Hogefeld, die zu den Leitfiguren der dritten RAF-Generation zählte, ist bereits seit 2009 Freigängerin. Nach der Freilassung von Christian Klar verbüsste sie als einzige ehemalige RAF-Terroristin eine lebenslange Freiheitsstrafe. Zweimal war sie mit einem Gnadengesuch am früheren Bundespräsidenten Horst Köhler gescheitert.

Bad Kleinen

Hogefeld war im Juni 1993 in Bad Kleinen in Mecklenburg- Vorpommern verhaftet worden. Ihr Komplize und Lebensgefährte Wolfgang Grams hatte dort einen GSG-9-Beamten erschossen.

Wegen der Ermordung eines US-Soldaten und des Bombenanschlags auf die Frankfurter US-Airbase mit zwei Toten und 16 Verletzten (1985) wurde Hogefeld 1996 zu lebenslanger Haft verurteilt. Dabei wurde die besondere Schwere der Schuld festgestellt.

Auch eine Beteiligung am versuchten Mord auf den späteren Bundesbankpräsidenten Hans Tietmeyer und dessen Fahrer sowie am Anschlag auf ein Gefängnis wurden ihr zur Last gelegt. Diesen letzten Anklagepunkt hob der Bundesgerichtshof 1998 aber wegen fehlerhafter Beweiswürdigung wieder auf.

Von der RAF losgesagt

1984 mit 28 Jahren war Hogefeld in den Untergrund gegangen, Ende 1996 hatte sie sich von den Gewalttaten der RAF distanziert. Das OLG habe bei seinem Entscheid «berücksichtigt, dass sich die Verurteilte in deutlicher Form von der RAF losgesagt und ihrerseits die persönliche Verantwortung für die von der damaligen RAF begangenen Straftaten übernommen hat.»

Der Generalbundesanwalt habe zudem dem Antrag Hogefelds, den Rest ihrer Freiheitsstrafe zur Bewährung auszusetzen, nicht widersprochen.

Studium im Gefängnis

Weiter habe die Gefängnisleitung das Verhalten Hogefelds als «beanstandungsfrei» bezeichnet, heisst es in der OLG-Mitteilung. Die 54-Jährige hatte im Vollzug vor vier Jahren ein Studium an der Fernuniversität Hagen erfolgreich abgeschlossen und mit ihrer Doktorarbeit begonnen.

Hogefelds Freund und Lebensgefährte Grams hatte sich nach der Verhaftung 1993 in Bad Kleinen und den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft das Leben genommen. 2001 war der Verdacht aufgekommen, dass er an der Ermordung des Treuhandchefs Detlev Karsten Rohwedder zehn Jahre zuvor beteiligt gewesen war. Auch Hogefeld war ins Visier der Ermittler geraten.

Die Anschläge der «dritten Generation» der RAF in den 1980er und frühen 1990er Jahren sind bis heute nicht geklärt. Den Attentaten fielen auch der damalige Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen (1989), und der Siemens-Manager Karl-Heinz Beckurts (1986) zum Opfer. (sda)

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