MC Erlöser: Rapper nimmt Freikirche ICF heftig aufs Korn

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MC ErlöserRapper nimmt Freikirche ICF heftig aufs Korn

Ein Berner Rapper macht sich in einem Musikvideo über die ICF-Kirche lustig. Ein Emmentaler Pastor bekommt dabei sein Fett weg.

von
ct

«Chum zum ICF, mir wüssä was du bruchsch, Jesus wott, dass du üs Gäud gisch», singt der Musiker in der Priesterkutte. Den Ohrwurm mit dazugehörigem Video hat ein Berner Rapper der Chaostruppe produziert. Er nennt sich MC Erlöser.

Der Musikclip geht derzeit viral, in den ersten Tagen machte er 10'000 Klicks auf Youtube und deren zahlreiche weitere auf Vimeo und Facebook. Es handelt sich um eine Abrechnung mit der Freikirche International Christian Fellowship (ICF), die in vielen Schweizer Städten wie Thun, Biel, Bern oder Zürich ihre Ableger hat.

Im Clip werden junge Menschen beim Lobpreisen gezeigt, dazwischen schwule Männer, lasziv tanzende Mädchen und auch Konrad Blaser, Pastor beim ICF Emmental, der eine Predigt hält, in der es auch um eine Rakete geht. Die Krönung des Videos ist ein fingiertes Gebet, in dem eine weibliche Stimme den «coolen Daddy im Himmel» darum bittet: «Berühre mich mit deiner brutal krassen Rakete.»

Zum Song inspirieren liess sich MC Erlöser, als er selber einmal einen Gottesdienst des ICF besuchte. «Da konnte ich die besagte Predigt dieses Pastors live miterleben. Ob ich seine Zitate mit der krassen Rakete vielleicht audiotechnisch etwas zusammengeschnitten habe oder nicht, will ich weder bestätigen noch dementieren.» Der Berner Rapper sagt enthusiastisch zu 20 Minuten: «Wir sind eben das einzig wahre ICF, wir haben den Sex, den Cash, die brutalen Worshipper und viel mehr Anglizismen als die anderen. Wir haben einfach ganz viel mehr Hipness.» Die «anderen», also die Freikirche, die wollten ihn bloss boykottieren.

Youtube-Accounts geschlossen

Dann wird er ernster: Den Song habe er schon vor zwei Monaten hochgeladen, er erzielte innert weniger Tage die erwähnten 10'000 Klicks, doch die Freikirche konnte erwirken, dass seine Youtube-Accounts immer wieder geschlossen wurden. «Ich gebe ja zu, dass wir vielleicht ein paar Urheberrechte verletzt haben», meint er. Doch er sehe das als künstlerische Freiheit.

Der betroffene Emmentaler Pastor wollte seine Meinung zum Clip nicht kund tun. Ganz neutral meint er: «Ich habe von dem Clip irgendwann mal was gehört – jedoch, man kennt es, es wird viel Gutes und auch Negatives berichtet.»

Beim ICF Bern nimmt man es gelassen. Pressesprecher Andreas Studer sagt: «Ich finde das Video fast etwas peinlich, aber in der Schweiz herrscht Meinungsfreiheit. Wer an dem Clip Freude hat, soll daran Freude haben.» Er ist der Ansicht, dass darin ohnehin nur 0815-Klischees aufgegriffen werden. «Eigentlich interessiert uns das gar nicht. Aber wenn jemand aufgrund dieses Musikvideos mal bei uns reinschaut, dann haben wir ja schon gewonnen.»

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