Familienvater getötet: Rasern von Täuffelen wird der Prozess gemacht

Aktualisiert

Familienvater getötetRasern von Täuffelen wird der Prozess gemacht

Vor vier Jahren sollen sich zwei 18-Jährige ein Autorennen in Täuffelen BE geliefert haben. Dabei prallte ein Auto in eine Familie – der Vater starb.

Sonja Mühlemann
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Sonja Mühlemann
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Die beiden Angeschuldigten, A. (vorne) und Z. mussten sich vor dem Regionalgericht Berner Jura-Seeland verantworten.

Die beiden Angeschuldigten, A. (vorne) und Z. mussten sich vor dem Regionalgericht Berner Jura-Seeland verantworten.

Erika Bardakci-Egli
Am 17. Dezember 2011 hatte sich in Täuffelen BE ein tragischer Unfall  bei einem Zebrastreifen ereignet.

Am 17. Dezember 2011 hatte sich in Täuffelen BE ein tragischer Unfall bei einem Zebrastreifen ereignet.

Arthur Sieber, newspictures
Ein Familienvater und sein 16 Monate alter Sohn wurden von einem BMW erfasst. Der Sohn wurde verletzt, der Vater erlag noch am Unfallort seinen Verletzungen. Die Ehefrau wurde von einem Wrackteil getroffen.

Ein Familienvater und sein 16 Monate alter Sohn wurden von einem BMW erfasst. Der Sohn wurde verletzt, der Vater erlag noch am Unfallort seinen Verletzungen. Die Ehefrau wurde von einem Wrackteil getroffen.

Arthur Sieber, newspictures

Am 17. Dezember 2011 sollen sich zwei 18-jährige Männer aus dem Seeland ein illegales Autorennen zwischen den Dörfern Hagneck und Täuffelen geliefert haben. Der Angeklagte A.* soll laut Anklageschrift seinen Bekannten Z.* dabei überholt haben – dieser wollte das offenbar nicht zulassen und beschleunigte ebenfalls.

Zeitgleich überquerte eine junge Familie mitten im Dorf den Fussgängerstreifen. A. wollte wieder auf die Fahrbahn einbiegen, verlor aber die Kontrolle über seinen BMW und schleuderte gegen ein entgegenkommendes Auto. Dann erfasste der Wagen des Junglenkers den 34-jährigen Familienvater. Der Polizist und Vater zweier kleiner Kinder wurde mehrere Meter durch die Luft geschleudert und starb noch am Unfallort. Ebenfalls verletzt wurden seine Frau und der kleine Sohn sowie der Lenker des entgegenkommenden Autos. Die kleine Tochter der Familie kam mit dem Schrecken davon. Der BMW-Fahrer musste mit der Rega ins Spital geflogen werden.

Ende Dezember 2011 wurden die beiden Angeklagten verhaftet und verbrachten einen Monat in U-Haft. Seither sind sie auf freiem Fuss.

Prozess vor Weihnachten «ist Katastrophe»

Die beiden heute 21-Jährigen stehen ab Montag vor dem Regionalgericht Berner Jura-Seeland. Wie die Staatsanwaltschaft vor einem Jahr mitteilte, gingen der Anklage aufwändige Strafuntersuchungen voraus. Den beiden Beschuldigten wird vorgeworfen, mit teils massiv überhöhter Geschwindigkeit ein illegales Autorennen gefahren zu haben. Den Angeklagten A. und Z. werden unter anderem mehrfache versuchte vorsätzliche Tötung und Gefährdung des Lebens zur Last gelegt. Laut der Anklageschrift war A. bereits in den beiden Tagen zuvor aufgefallen: Der 18-Jährige war zu schnell durchs Dorf gefahren und hatte ein Vortritts-Signal missachtet.

«Für die Hinterbliebenen ist es eine Katastrophe, dass der Prozess vor Weihnachten stattfindet – kurz bevor sich das Unglück zum vierten Mal jährt», sagt ein Freund des verstorbenen Polizisten J.*. Vier Jahre sei nichts gegangen, man hätte aus seiner Sicht deshalb ruhig noch einige Wochen zuwarten können.

Das Unglück beschäftige ihn noch immer: «J. war jahrelang Mitglied unserer Guggenmusik und wurde mitten aus dem Leben gerissen. Dies macht uns noch immer traurig.» Er pflege den Kontakt zur hinterbliebenen Familie, die heute noch mit dem Unglück zu kämpfen habe. Die Frau mache das Beste aus ihrer Situation. «Ihr Mann hatte den kleinen Jungen beim Überqueren der Strasse an der Hand und riss ihn noch weg», so der Bekannte weiter.

Der Prozess dauert die ganze Woche. Am kommenden Montag soll das Urteil gesprochen werden.

Im Winter 2011 kam es in der ganzen Schweiz zu mehreren schweren Verkehrsunfällen in der Nähe von Fussgängerstreifen. Alleine im Kanton Bern kamen neun Menschen ums Leben. Der Kanton Bern untersuchte daraufhin 3`100 Fussgängerstreifen auf den Kantonsstrassen und verbesserte wenn nötig die Sicherheit - etwa durch zusätzliches Licht.

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