«Dopingmittel» NikotinRauchende Sportler, aufgepasst!
Gute Neuigkeiten für die wenigen verbleibenden Raucher. Rauchen ist gesund und leistungsfördernd. So leistungsfördernd, dass Nikotin vielleicht bald auf der Dopingliste stehen wird.
- von
- Manuel Jakob

Gilt das Rauchverbot in den Stadien ab Oktober nicht nur für die Zuschauer, sondern auch für die Spieler?
Nikotin wird von vielen Sportlern als leistungssteigernde Droge eingesetzt. Was überraschend klingt, ist durch eine Studie von Dopingforschern in Lausanne belegt worden. Die Forscher suchten im Urin von über 2100 Sportlern nach Nikotin und wurden in 15 Prozent aller Fälle fündig, wie die deutsche «Taz» schreibt. Das heisst: Die Sportler hatten Nikotin «vor und/oder während sportlicher Betätigung» konsumiert.
Schon mehrere Jahre hat die Welt-Antidoping-Agentur WADA intensiv geforscht und ist nun zum Schluss gekommen, dass «Rauchen die Wachheit und das kognitive Vermögen» zu steigern vermag. Deshalb überlegen sich die obersten Doping-Bekämpfer, den Wirkstoff Nikotin auf die Liste der verbotenen Substanzen zu setzen.
Die Lausanner Studie bringt Erstaunliches an den Tag. Bei der Eishockey-WM 2009 in der Schweiz soll fast die Hälfte aller Spieler Raucher oder Nikotinnutzer gewesen sein. Das ist für die Forscher der Beweis, dass «rauchfreier Tabak sehr signifikant als leistungssteigernde Droge eingesetzt» werde. Im Fall der Eishockey-Spieler dürfte allerdings ein Grossteil des Nikotins auf den ursprünglich vor allem im skandinavischen Raum bekannten, oral angewendeten Tabak «Snus» zurückzuführen sein – und weniger auf Zigaretten.
Kontroverse um Koffein
Ein Verbot von Nikotin dürfte für die WADA so einfach aber nicht durchzusetzen sein. Eine vergleichbare Kontroverse war bereits um den Einsatz von Koffein im Leistungssport entbrannt. Seit der Gründung der WADA im Jahr 1999 fungierte das Stimulans auf der Dopingliste – sofern es in einer Konzentration von mehr als zwölf Milligramm pro Liter Urin nachgewiesen werden konnte. Um einen solchen Koffeingehalt zu erreichen, müsste man innert ein bis zwei Stunden vor dem Sport fünf bis sechs Tassen starken Kaffee zu sich nehmen – etwas, was wohl kein Sportler macht. Nimmt man allerdings Koffein-Pillen zu sich, können solche Werte rasch erreicht werden.
2004 nahm die WADA Koffein von der Liste der verbotenen Stoffe. Doch seit einiger Zeit denken die Doping-Wächter wieder laut über ein Verbot nach. Auslöser dafür war ein Zwischenfall mit einem australischen Footballspieler, der nach der Einnahme von Koffein vor und Schlaftabletten nach einem Spiel in die Intensivstation eingeliefert werden musste.
Galten rauchende Fussballer also bislang eher als Kuriosum, müssen nikotinsüchtige Kicker vielleicht bald befürchten, wegen der Einnahme illegaler Substanzen längere Zeit gesperrt zu werden. Für die verbreitete These, dass rauchende Spieler sowieso nicht mit der Weltspitze mithalten könnten, gibt und gab es zahlreiche Gegenbeispiele: Mario Basler, Johan Cruyff, Maradona, sie alle waren mehr oder weniger starke Raucher. Oder auch Goran Obradovic, der dem Fussballmagazin «Zwölf» einmal verraten hat, dass er ein Päckchen Zigaretten pro Tag raucht. Nicht zu vergessen: Der legendäre Walter Frosch (siehe Video unten). Die WADA wird in zehn Tagen ihre neue Verbotsliste der Öffentlichkeit vorstellen. Am 1. Oktober wissen wir mehr.
Rauchen und Sport passt nicht zusammen? Denkste! Das wusste aber auch schon der Fussballer Walter Frosch. (Video: YouTube)