Medienkonferenz«Viele Tiere sehen den Himmel nur am Tag ihrer Schlachtung»
Am 25. September kommt die Initiative gegen Massentierhaltung zur Abstimmung. Der Bundesrat lehnt die Initiative ab. Am Montag lädt das Ja-Komitee zur Medienkonferenz.
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- Newsdesk
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Die Medienkonferenz ist beendet
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Hat die Initiative Chancen?
«Wichtig ist es, darzulegen, worum es geht. Der grösste Teil der Bevölkerung möchte Tierwürde und würde die Realität der Fleischproduktion nicht akzeptieren» sagt Daniel Jositsch. Die Initiative wolle Qualität in der Fleischproduktion, was eine leichte Preissteigerung beinhalten würde. Aber Fleisch sei kein Massenprodukt.
Wäre vor allem die Hühnerhaltung betroffen?
Philipp Ryf bestätigt, dass die Hühnerhaltung am stärksten von der Initiative betroffen wäre. Meret Schneider, Nationalrätin Grüne, ergänzt, dass die Initiative nicht einfach fordere, dass Bio-Suisse-Standards für alle Betriebe gelten sollen. Das Tierwohl ist im Zentrum.
Die Fragerunde beginnt
Die Anwesenden Journalistinnen und Journalisten können den Initiantinnen und Initianten nun Fragen stellen.
«Bevölkerung hat ein verklärtes Bild der Landwirtschaft»
Fritz Sahli, ein Bio-Landwirt, erzählt aus eigener Erfahrung. Es brauche mehr kleinere Betriebe. «Die Bevölkerung hat ein verklärtes Bild der Landwirtschaft», ist sich Sahli sicher. Nach bereits zwölf Monaten werden die meisten Hühner vergast. «Es braucht einen systemischen Wandel auf allen Ebenen», so der Landwirt.
«Ausbeutung der Tiere reduzieren»
Vera Weber, die Präsidentin Fondation Franz Weber, betont, wie wichtig eine Abkehr von der aktuellen Massentierhaltung ist. «Wir wollen die Anzahl der Tiere und damit das Ausmass der Ausbeutung der Tiere reduzieren», so Weber. Die Tiere können nicht wählen, darum sei es zwingend, dass wir die Tierwürde berücksichtigen.
«Steuerzahler unterstützt Umweltzerstörung»
«Der Steuerzahler subventioniert unsere Umweltzerstörung», so Bertschy. Die Agrarlobby begünstige das aktuelle System. Die Lobby blockiere jegliche positiven Veränderungen. «Die glp möchte eine Agrarpolitik, die unsere übergeordneten Ziele unterstützt», sagt Bertschy. Die viel zu intensive Tierproduktion sei nicht nachhaltig, deshalb unterstütze man die Initiative.
Klimaziele ohne Beitrag Landwirtschaft nicht zu erreichen
Kathrin Bertschy, Nationalrätin der glp, betont, die Klimaziele seien ohne einen Beitrag der Landwirtschaft nicht zu erreichen. «Die Einfuhr von Futter hat massiv zugenommen – wir haben viel mehr Tiere, als unsere Böden überhaupt hergeben», so Bertschy.
Anfallendes Ammoniak ziehe die Böden in Mitleidenschaft. Der Ausstoss beim Ammoniak sei doppelt so hoch, wie es der Maximalwert vorsehe.
Delphine Klopfenstein spricht
Delphine Klopfenstein, Nationalrätin der Grünen, betont, dass ein grosser Teil des CO2-Ausstosses auf die Fleischproduktion zurückgehe. «Gegen die Massentierhaltung zu kämpfen bedeutet darum auch, gegen den Klimawandel zu kämpfen», so Klopfenstein.
Nicht WTO-konform?
Daniel Jositsch betont, die Initiative könne in Einklang mit Bestimmungen der WTO gebracht werden. Gemäss Verfassung könne das Tierwohl vorgezogen werden, auch gemäss WTO-Gremien. «Aus diesen Gründen unterstützen ich und die SP die Initiative», so Jositsch.
«Es braucht die Massentierhaltungsinitiative»
Die Initiative bringe einen Auslgeich in der Interessenabwägung zwischen Landwirtschaft und Tierwürde. «Wenn die Tierwürde kein Lippenbekenntnis bleiben soll, braucht es die Massentierhaltungsinitiative», betont Jositsch.
Daniel Jositsch übernimmt
Im Zentrum der Initiative stehe der Begriff der Tierwürde. Dieser Begriff sei nicht neu. «In der Regel werden die Interessen der Landwirtschaft jenen der Tiere vorgezogen», so Jositsch. Darum habe man heute Massenproduktion in der Schweiz.
«Die heutigen Zustände sind nicht akzeptierbar, und die Bevölkerung akzeptiert sie auch nicht», sagt Jositsch. Der Begriff der Tierwürde sei heute ausgehöhlt. Es brauche eine konkrete Umsetzung des Begriffs.
Fleischproduktion in der Schweiz
Die Schweiz sei nicht gut für die Fleischproduktion geeignet. Der Fleischkonsum sei in den letzten Jahren stagniert, trotzdem habe die Fleischproduktion massiv zugenommen.
Ein Huhn habe oft nur einen Platz einer A4-Seite zur Verfügung. «Viele Tiere sehen den Himmel nur am Tag der Schlachtung», so Ryf.
Die Medienkonferenz beginnt
Philipp Ryf, der Co-Kampagnenleiter der Initiative und Mitglied des Initiativkomitees, begrüsst die Anwesenden. Kurz stellt er die Mitwirkenden vor, die neben den Sprecherinnen und Sprechern an der Medienkonferenz teilnehmen.
Das sind die Teilnehmenden
Es werden sprechen:
Daniel Jositsch, Ständerat SP (ZH)
Delphine Klopfenstein, Nationalrätin Grüne (GE)
Kathrin Bertschy, Nationalrätin glp (BE)
Fritz Sahli, Bio-Bauer
Vera Weber, Präsidentin Fondation Franz Weber Trägerschaft, Mitglied des Initiativkomitees
Philipp Ryf, Co-Kampagnenleiter der Initiative, Mitglied des Initiativkomitees
Weitere Mitwirkende:
Meret Schneider, Nationalrätin Grüne (ZH), Mitglied des Initiativkomitees
Alfred Schädeli, Produzent Verein für biologisch-dynamische Landwirtschaft
Silvano Lieger, Geschäftsführer Sentience, Trägerschaft
Yasmine Wenk, Kampagnen-Koordinatorin Vier Pfoten, Trägerschaft
Alexandra Gavilano, Kampagnenleiterin Greenpeace, Trägerschaft
Bundesrat lehnt Initiative ab
Dem Bundesrat ist das Wohlergehen der Tiere ein wichtiges Anliegen, wie er mitteilt. Er lehnt die Initiative jedoch ab, weil das Tierschutzrecht Massentierhaltung heute schon verbieten würde. Die Gesetzgebung schütze das Wohlergehen der einzelnen Tiere, unabhängig von der Anzahl Tiere. Eine Beschränkung der Grösse der Tierhaltungen bringe keine unmittelbare Verbesserung des Tierwohls. Zudem habe die Schweiz bereits aufgrund der Struktur der Landwirtschaftsbetriebe und der Gesetzgebung im internationalen Vergleich sehr kleine Tierbestände.
Der Bundesrat spricht sich auch dagegen aus, den privaten Standard der Bio-Suisse-Richtlinien in der Verfassung zu verankern. Diese spezifischen Richtlinien aus dem Jahr 2018 wären überholt, wenn sie nach Ablauf der Übergangsfrist von 25 Jahren ihre Wirkung entfalten würden. Zudem würden zahlreiche weitere private und staatliche Bio-Standards bestehen, die weiterentwickelt würden.
Der Bundesrat will in einem direkten Gegenentwurf das Anliegen der Initiative aufnehmen.
Die Argumente des Ja-Komitees
«Bis zu 27’000 Tiere in einer Halle. Nur rund zwölf Prozent aller Tiere stehen jemals auf einer Weide. Die Aussage, die Schweiz habe bereits ein vorbildliches Tierschutzgesetz, vermag nicht über die Realität der industriellen Tierproduktion hinwegzutäuschen», schreibt das Ja-Komitee, «Raus aus der Massentierhaltung!». Es brauche einen Systemwechsel: Zurück zu einer bodenbewirtschaftenden Landwirtschaft, weg von Profitmaximierung auf Kosten von Tier, Mensch und Umwelt.