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Rechtliches NachspielRausgeworfener Passagier will gegen United klagen

Zähne verloren, Nasenbruch, Gehirnerschütterung: Die Anwälte des gewaltsam von Bord gezerrten Passagiers bereiten eine Klage gegen United Airlines vor.

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In diesem Handyvideo wirkt Dao nicht besonders «streitlustig». (Video: Tamedia/Mashable)

David Dao (69), der vergangenen Sonntag gewaltsam aus einer überbuchten United-Airlines-Maschine gezerrt wurde, überlegt sich offenbar, die US-Fluggesellschaft zu verklagen. Wie aus einem Tweet der Nachrichtenagentur Reuters zu entnehmen ist, hat Dao allen Grund zum Klagen: Beim Vorfall habe der Mann «eine erhebliche Gehirnerschütterung sowie einen Nasenbruch» erlitten. Weiter teilten die Anwälte mit, der Passagier habe beide Vorderzähne verloren.

Am Mittwoch hatten Daos Rechtsberater in einem eingereichten Antrag bei Gericht in Chicago die Herausgabe der Videos der Überwachungskameras aus dem Flugzeug, die Listen der Passagiere und Besatzung sowie weiteres Beweismaterial angefordert.

Ihr Mandant habe normal eingecheckt und ein Crewmitglied habe ihm seinen Platz im Flugzeug gezeigt, heisst es in dem Schreiben der Anwälte. Danach sei er von Angestellten der Stadt Chicago gewaltsam aus der Maschine geschleift worden, wobei er verletzt worden sei.

Halb so «streitlustig», wie United sagte

Auf einem neu aufgetauchten Handyvideo eines Mitreisenden ist zu sehen, wie die Situation eskalierte. Eines wird dabei klar: Dao ist nicht so «streitlustig und störend», wie ihn United-Boss Oscar Munoz Anfang Woche darstellte. «Ich bin Arzt und muss morgen arbeiten», sagt Dao mit ruhiger Stimme zu den Polizisten, die vor seinem Sitz stehen. Als einer der Sicherheitsleute droht, ihn «mit Gewalt» aus dem Flieger zu zerren, meint Dao nur: «Na gut, dann tun Sie, was Sie tun müssen.»

Der Polizist zerrt den asiatischstämmigen Mann von seinem Sitz, Dao stösst mit dem Kopf gegen eine Sitzlehne. Der blutende Passagier wird dann schreiend durch den Gang zum Ausstieg geschleift, während die anderen Insassen schockiert zuschauen. Der Image-Schaden für United Airlines ist immens.

«Wir sind geschockt»

Die Tochter des United-Passagiers spricht nun über den Vorfall. Video: Tamedia/AP

«Wir sind geschockt»:Die Tochter des United-Passagiers spricht über den Vorfall.

Dao liegt noch im Spital

Der in Vietnam geborene Dao ist Mediziner und lebt seit mehreren Jahren in den USA. Seine Herkunft schürte Vermutungen, hinter seiner Behandlung steckten rassistische Motive.

Nach Angaben der Anwaltskanzlei Corboy & Demetrio ist Dao weiter im Spital in Behandlung. Ein Familienangehöriger werde an seiner Stelle an einer Pressekonferenz am Donnerstag in Chicago teilnehmen.

United-Chef Munoz hatte sich erst am Dienstag – rund 48 Stunden nach dem Vorfall – offiziell entschuldigt. «Niemand sollte so behandelt werden», erklärte Munoz. Der Vorfall sei «wirklich schrecklich». United Airlines übernehme die Verantwortung dafür.

Alle Passagiere werden entschädigt

Am Mittwoch wiederholte Munoz sein Bedauern, einen Rücktritt lehnte er ab. Die Fluggesellschaft habe versucht, Dao zu erreichen, damit er sich persönlich entschuldigen könne, doch sei dies bislang nicht gelungen.

Die Fluggesellschaft kündigte an, allen Passagieren eine Entschädigung zu zahlen, die an Bord von Daos Maschine gewesen waren. Die Aktie von United Airlines sank aufgrund der weltweit für Schlagzeilen sorgenden Affäre in den Keller.

Polizei zerrt Mann aus Flugzeug

Weil ein Flug von United Airlines überbucht war, zwang die Airline Passagiere zum Aussteigen. (Video: Tamedia/Jayse D. Anspach via Twitter)

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