Dolder Grand Zürich: Razzia im Luxushotel – Gemälde beschlagnahmt

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Dolder Grand ZürichRazzia im Luxushotel – Gemälde beschlagnahmt

Zum Teil bewaffnete Zollbeamte sind heute im Hotel und in einer Villa von Dolder-Besitzer Urs E. Schwarzenbach vorgefahren. Sie beschlagnahmten Kunstwerke als Zollpfand.

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Am Dienstagmorgen, 7. März 2017, werden im Dolder Gemälde abgehängt und weggebracht

Am Dienstagmorgen, 7. März 2017, werden im Dolder Gemälde abgehängt und weggebracht

Dolder-Grand-Eigentümer Urs E. Schwarzenbach anlässlich der Wiedereröffnung des Luxushotels am 24. April 2008.

Dolder-Grand-Eigentümer Urs E. Schwarzenbach anlässlich der Wiedereröffnung des Luxushotels am 24. April 2008.

Keystone/Gaetan Bally
440 Millionen Franken hatte der Kunst- und Devisenhändler in den Totalumbau investiert.

440 Millionen Franken hatte der Kunst- und Devisenhändler in den Totalumbau investiert.

Keystone/Gaetan Bally

Mit Lastwagen, Zivilfahrzeugen und Durchsuchungsbefehl sind 20 zum Teil bewaffnete Fahnder der eidgenössischen Zollverwaltung am Dienstagmorgen im Luxushotel Dolder und in der Villa Falkenstein, einem Geschäftssitz von Dolder-Eigentümer Urs E. Schwarzenbach, eingefahren. Ihr Auftrag: Beschlagnahmung von mehreren Dutzend Kunstwerken des Milliardärs.

«Es ist eine totale Überreaktion des Zolls. Wegen 12 Millionen Franken Steuerforderung ins Dolder einzufallen und in der Rezeption, in der Eingangshalle und im Restaurant die schönsten Gemälde abzuhängen, ist völlig übertrieben», sagte Schwarzenbachs Anwalt zu Tagesanzeiger.ch. Das sei geschäftsschädigend.

«Grosszügige Zahlungsfrist»

Auslöser der Aktion ist eine Mehrwertsteuerforderung im zweistelligen Millionenbereich. Ein Teil der Ansprüche ist rechtskräftig, sprich Schwarzenbach hätte zahlen müssen. «Wir haben ihm eine grosszügige Zahlungsfrist zugestanden», sagte Peter Zellweger, Sprecher der Eidgenössischen Zollverwaltung, zu 20 Minuten. «Da Herr Schwarzenbach diese Frist ungenutzt verstreichen liess, sahen wir uns gezwungen, Massnahmen zur Sicherung der Ansprüche zu ergreifen.»

Die im Dolder beschlagnahmten Kunstwerke seien Teil des Zollverfahrens. Wie viele die Fahnder abgehängt und an einem unbekannten, sicheren Ort deponiert haben und wie hoch deren Wert ist, sagt Zellweger «aus taktischen Gründen» nicht. Laut NZZ.ch sind es rund 30 Kunstwerke mit einem Marktwert von rund 50 Millionen Franken. Sofern Schwarzenbach den Zahlungsforderungen nachkommt, erhält er die Kunstwerke zurück. Ansonsten wäre in einem zweiten Schritt die Verwertung möglich

«Der Zoll will das Dolder zerstören»

Schwarzenbach verlegte erst kürzlich seinen Wohnsitz von England nach Küsnacht. Aus diesem Grund seien die Kunstwerke, die er laut Zoll illegal in die Schweiz eingeführt habe, Umzugsgut. Entsprechend sei darauf keine Mehrwertsteuer geschuldet. «Der Gemeindepräsident von Küsnacht empfängt mich mit Blumen. Die Steuerbehörden ziehen sich zurück. Der Zoll aber will mich und das Dolder zerstören», wird Schwarzenbach auf Tagesanzeiger.ch zitiert.

Die Aktion der Fahnder hat mit einem jahrelangen Ermittlungserfahren gegen Milliardär Schwarzenbach zu tun. Ihm wird vorgeworfen, Kunstschätze im Wert von mehr als 130 Millionen Franken illegal in die Schweiz eingeführt und dafür keine Steuern bezahlt zu haben. Laut einer Strafverfügung der eidgenössischen Zollverwaltung vom 6. Oktober 2016 umging Schwarzenbach Mehrwertsteuern, indem er Kunstwerke ganz offiziell ins Ausland exportierte und sie dann heimlich wieder in die Schweiz zurückbrachte.

Nicht die erste Durchsuchung im Dolder

Die Zollverwaltung hatte ihn damals in einer zusätzlichen Strafverfügung zu einer Busse von vier Millionen Franken verurteilt. Dagegen wehrt sich Schwarzenbach ebenfalls. Die Verhandlung soll in den nächsten Monaten am Bezirksgericht Bülach stattfinden.

Bereits im April 2013 hatten Zollfahnder das Dolder-Hotel, die Villa Falkenstein und weitere Häuser Schwarzenbachs durchsucht. Auf einem Computer fanden sie damals Schwarzenbachs Kunstdatenbank. Darauf sind alle Verschiebungen der Kunstwerke festgehalten.

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