Debatte um «Mohrenköpfe»: Reagierte die Migros auf den Tweet einer Fanatikerin?

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Debatte um «Mohrenköpfe»Reagierte die Migros auf den Tweet einer Fanatikerin?

Ein anonymer Tweet hat dafür gesorgt, dass die Migros «Mohrenköpfe» aus ihrem Sortiment kippt. Dass dahinter wohl eine Hardlinerin steckt, hat der Detailhändler nicht abgeklärt.

von
Karin Leuthold
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Twitterin MereSirrTeh regte die Debatte um «Mohrenköpfe» in der Schweiz an.

Twitterin MereSirrTeh regte die Debatte um «Mohrenköpfe» in der Schweiz an.

Screenshot Twitter/ronniegrob
Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd forderte sie die Migros auf, «Mohrenköpfe» aus dem Sortiment zu nehmen. Den Produktnamen hält sie für politisch unkorrekt.

Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd forderte sie die Migros auf, «Mohrenköpfe» aus dem Sortiment zu nehmen. Den Produktnamen hält sie für politisch unkorrekt.

Screenshot Twitter/ronniegrob
Dabei antwortet sie selber auf den Meinungen anderer User mit politisch unkorrekten Aussagen.

Dabei antwortet sie selber auf den Meinungen anderer User mit politisch unkorrekten Aussagen.

Screenshot Twitter/ronniegrob

Darum gehts

  • Eine Userin schreibt auf Twitter, der Name «Mohrenköpfe» sei politisch unkorrekt.
  • Als andere User nicht gleicher Meinung sind, antwortet sie mit Beleidigungen.
  • Die Migros nimmt Dubler-«Mohrenköpfe» aus dem Sortiment.
  • Der Detailhändler begründet den Entscheid mit der «Diskussion der letzten Tage».

Die Migros hat auf die aktuellen Antirassismus-Proteste nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd reagiert und die «Mohrenköpfe» des Herstellers Dubler aus den Regalen genommen. «Die aktuelle Debatte hat uns dazu bewegt, die Situation neu zu beurteilen», hiess es zur Begründung auf Twitter.

Doch mehr als auf die Rassismus-Debatte dürfte der Detailhändler der Aufforderung einer Twitter-Userin nachgekommen sein, wie «Nau» berichtet. Am 8. Juni schrieb eine gewisse MereSirrTeh: «Liebe Migros, ich bitte Sie, dieses Produkt unverzüglich aus ihrem Sortiment zu nehmen!? Dieser Ausdruck ist äusserst rassistisch konnotiert und entspricht nicht der Political Correctness.»

Wer hinter dem Namen MereSirrTeh steckt, ist nicht bekannt: Der Account hat nur die Illustration einer Frau als Profilbild, Angaben zur Person werden keine gemacht. Inzwischen ist das Konto gelöscht worden. Was aber klar ist: MereSirrTeh verhielt sich selbst auf Social Media alles andere als politisch korrekt.

55 Jahre sind gnueg uf dere Welt. Chasch ga jetz.

Twitterin MereSirrTeh

User Ferdinand Müller erfährt das als erster: «Hast du keine anderen Probleme? Ich bin nun bald 55 Jahre alt, und ich bin mit Mohrenköpfen in Schoggiform aufgewachsen», kritisiert er ihren Hinweis an die Migros. Da antwortet MereSirrTeh: «55 Jahre sind gnueg uf dere Welt. Chasch ga jetz.»

Auch «Persoenlich»-Journalist Christian Beck mischt sich in die Diskussion ein: «Ich habe bei Mohrenkopf noch nie an einen Menschen mit dunkler Hautfarbe gedacht. (...) Diskussionswürdig, wenns stört. Am besten durch Nichtkaufen abstrafen.» MereSirrTeh kontert: «Nobody cares was du denkst, Kolleg???? Du bist weiss und deswegen auch nicht betroffen. Ergo ist deine Meinung irrelevant (...).»

Migros entschied aufgrund «Diskussion der letzten Tage»

Die Migros erklärte gegenüber «Nau», dass der Entscheid, sich von den Dubler-«Mohrenköpfen» zu trennen, auf Konzernebene gefällt worden sei. Nicht die Aufforderung einer einzigen Twitter-Userin hätte dazu beigetragen, sondern «die Diskussion der letzten Tage», die gezeigt habe, «dass unsere Kundinnen und Kunden den Produktenamen vermehrt als provozierend empfunden haben», so Sprecherin Gabriela Ursprung.

In den letzten Stunden haben allerdings auch weitere Händler auf die Rassismus-Debatte reagiert. Während Spar und Volg sich noch überlegen, Dubler-«Mohrenköpfe» aus dem Sortiment zu werfen, hat Manor bereits die Richterich-«Mohrenköpfe» aus den Regalen verschwinden lassen. Manor fordert vom Süssigkeitenhersteller Othmar Richterich AG aus Laufen, einen «neutralen» Produktnamen.

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