Chaos in Syrien: Rebellen zerfleischen sich gegenseitig

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Chaos in SyrienRebellen zerfleischen sich gegenseitig

Der Frontverlauf im syrischen Bürgerkrieg wird immer verworrener: Die Freie Syrische Armee kämpft nicht nur gegen das Regime, sondern inzwischen auch gegen ursprünglich verbündete Dschihadisten.

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Mitglieder der Freien Syrischen Armee und der Al-Nusra-Miliz in der Altstadt von Homs.

Mitglieder der Freien Syrischen Armee und der Al-Nusra-Miliz in der Altstadt von Homs.

Neben dem erstarkenden Assad-Regime haben die syrischen Rebellen zunehmend mit Problemen in ihren eigenen Reihen zu kämpfen: Nachdem Dschihadisten am vergangenen Donnerstag einen führenden Kommandanten der Freien Syrischen Armee (FSA) erschossen, brachen in der nördlichen Provinz Idlib Kämpfe zwischen den Oppositionskämpfern und radikal-islamischen Milizionären aus.

«Sie haben einen Plan, und der lautet, unsere Offiziere zu töten», sagte Louay al-Mokdad, Mediensprecher der FSA. «Wir wollen keine zweite Front, und wir wollen nicht gegen sie kämpfen. Aber wenn sie das Blut der Unseren vergiessen – und das tun sie – werden wir kämpfen müssen.»

Die Episode zeigt, wie verworren die Fronten im syrischen Bürgerkrieg inzwischen sind. Derzeit treten zwei extremistische Milizen in Erscheinung, die sich beide als Teil des Al-Kaida-Netzwerks verstehen, aber offensichtlich verschiedene Ziele verfolgen: Die Al-Nusra Front gilt als schlagkräftig und diszipliniert. Bei der Gruppe «Islamischer Staat Irak und Levante» (ISI) handelt es sich hingegen um Kämpfer der irakischen Al-Kaida, die ungehindert ins benachbarte Syrien strömen.

Dschihadisten als Assad-Kollaborateure?

Mohammed Faizou, ein Rebell aus der Küstenprovinz Latakia, beschrieb den Unterschied zwischen den beiden Gruppen gegenüber der «Washington Post» wie folgt: «Al-Nusra kämpft gegen das Regime und mischt sich nicht bei anderen Rebellen ein, während sich die Kämpfer der ISI überall einmischen.» Die FSA wirft den ausländischen Dschihadisten zudem vor, sich in befreiten Gebieten auszubreiten und dort die Scharia einführen zu wollen.

Da ISI einerseits den Kämpfen gegen die Regierungstruppen in Homs und Aleppo fernbleibt und andererseits aktiv gegen die FSA agiert, verdächtigen sie einige der heimlichen Kollaboration mit dem Assad-Regime. Andere wiederum glauben, die FSA übertreibe das Ausmass ihrer Meinungsverschiedenheiten mit den Dschihadisten, um daraus politisches Kapital zu schlagen: Der zögerliche Westen soll so überzeugt werden, dass seine Waffen nicht in den Händen der Al-Kaida enden, sondern diese vielmehr gegen die Extremisten eingesetzt werden.

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