Nach Krawallen bei ReitschuleRechte attackieren Antifa mit gefälschtem Foto
Mit einem Foto kritisiert der Verein Sifa Gewalt gegen Polizisten durch Linksextreme. Nur: Das Bild ist eine Fälschung. Bereits die AfD benutzte es für politische Zwecke.
- von
- sul
Am vergangenen Wochenende ist es vor der Berner Reitschule einmal mehr zu Ausschreitungen gekommen: Polizisten und Chaoten lieferten sich Gefechte, bei denen Gummischrot, Tränengas und Flaschen eingesetzt wurden. Mehrere Personen wurden dabei verletzt, unter anderem auch drei Polizisten, von denen zwei möglicherweise einen bleibenden Gehörschaden wegen der Feuerwerkskörper davontragen.
Die Vereinigung Sifa (Sicherheit für alle) verurteilt die Gewalt gegen die Beamten. Auf Facebook schreibt sie: «Von wem Gewalt gegen Polizisten meistens ausgeht: von respektlosen Linksextremisten». Zur Unterstreichung dieser These postete sie ein Bild dazu: Ein schwarz gekleideter Mann schlägt mit einer roten Fahne auf einen am Boden liegenden Polizisten ein. Auf dem Rücken prangt der Schriftzug «Antifaschistische Aktion».
«Peinlicher Fauxpas»
Die Krux am Ganzen: Das Foto ist ein Fake. Das Antifa-Logo wurde nachträglich hineinmontiert. Das Originalbild stammt von Ausschreitungen bei Protesten in Griechenland im Jahr 2009. Schon die AfD hatte vor zwei Jahren mit dem gefälschten Bild für für mehr Sicherheit geworben.
Weil das auch findige User gemerkt haben, erntet die Sifa in der Kommentarspalte Kritik und Spott. Ein User meint: «Tragisch, dass ihr nicht mal fähig seid, richtig nachzuforschen!» Ein anderer fragt: «Liegt euch die Sicherheit der Schweiz wirklich am Herzen?» und fügt ironisch an: «Wenn ihr auf so plumpe Fälschungen hereinfällt, muss man sich ja keine Sorgen machen.»
Auch Thomas Widmer, Politologe an der Universität Zürich, sagt: «Für eine Organisation, die sich für Recht und Ordnung einsetzt, ist ein solcher Fauxpas besonders peinlich.» Allerdings gelte es zu unterscheiden, ob die Irreführung bewusst oder unwissentlich vonstatten gegangen sei. «Wenn sich der Verein unwissentlich des Fake-Fotos bedient hat, ist das Vorgehen weniger stossend.»
«Bild nicht auf Echtheit geprüft»
Widmer zufolge eignen sich Gewaltdarstellungen in besonderem Masse zur Emotionalisierung der Diskussion. «Das war offensichtlich auch die Absicht hinter diesem Foto.»
Präsident der Sifa ist SVP-Nationalrat Andreas Glarner. Dieser will sich zum Foto nicht äussern und verweist stattdessen auf den Geschäftsführer Anian Liebrand. Der Sifa sei nicht bewusst gewesen, dass es sich um ein Fake-Foto handle. «Ich habe das Bild nicht auf seine Echtheit geprüft», sagt Liebrand. Das sei letzten Endes aber auch nicht entscheidend: «Es handelt sich um ein Symbolbild, das die aktuelle Realität – die zunehmende Gewalt von Linksextremen gegen Polizisten – beschreiben soll.»
Dass sich das gefälschte Foto negativ auf die Glaubwürdigkeit der Sifa auswirken könnte, glaubt Liebrand nicht. Zur Klärung werde er aber einen weiteren Post absetzen und der Community den Hintergrund des Fotos darlegen. «Sie werden die Absicht hinter dem Post sicher verstehen», so der ehemalige Präsident der Jungen SVP.
Fake-Anfälligkeit steigt
Erst vor wenigen Tagen flog die Gewerkschaft Unia mit einem Fake-Stelleninserat gegen Lohndiskriminierung auf. Müssen wir vor Fälschungen zunehmend auf der Hut sein?
Ja, sagt Politologe Widmer und weist auf die zunehmenden technischen Möglichkeiten und die eher flüchtige Wahrnehmung der gefakten Bilder und Videos hin. «Die Wahrscheinlichkeit, dass Leute solchen Fälschungen ausgesetzt sind und sich täuschen lassen, nimmt eindeutig zu.»