Schwere Vorwürfe: Redaktor soll Patrizia Laeri sexuell belästigt haben – SRF leitet Untersuchung ein 

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Schwere VorwürfeRedaktor soll Patrizia Laeri sexuell belästigt haben – SRF leitet Untersuchung ein 

Patrizia Laeri wirft einem ehemaligen Arbeitskollegen sexuelle Belästigung vor. Der Beschuldigte tue das noch immer bei anderen SRF-Journalistinnen. SRF hat mit Laeri in der Zwischenzeit ein erstes Gespräch geführt. 

von
Michelle Ineichen
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Die ehemalige SRF-Journalistin Patrizia Laeri erhebt schwere Vorwürfe gegen einen SRF-Redaktor. 

Die ehemalige SRF-Journalistin Patrizia Laeri erhebt schwere Vorwürfe gegen einen SRF-Redaktor. 

Urs Jaudas/Tamedia AG
Er habe sie sexuell belästigt, als sie vor 20 Jahren ein Praktikum absolvierte.

Er habe sie sexuell belästigt, als sie vor 20 Jahren ein Praktikum absolvierte.

Urs Jaudas/Tamedia AG
Nun leitete das SRF eine Untersuchung ein. 

Nun leitete das SRF eine Untersuchung ein. 

Ela Çelik/20 Minuten

Darum gehts

  • Die Wirtschaftsjournalistin Patrizia Laeri arbeitete 17 Jahre lang bei SRF.

  • Als sie noch Praktikantin war, soll ein Redaktor sie sexuell belästigt haben. 

  • Bei SRF nimmt man das Thema ernst und hat eine Untersuchung eingeleitet.

Wirtschaftsjournalistin Patrizia Laeri, die 17 Jahre lang bei SRF arbeitete, erhob am Freitag auf Twitter schwere Vorwürfe gegen einen SRF-Redaktor. Dieser soll sie als Praktikantin sexuell belästigt haben. Der Vorfall sei kein Einzelfall. Der Mann habe inzwischen eine Leitungsfunktion. Laut «Watson» bot SRF Laeri nach dem Publikwerden der Vorwürfe einen Dialog an. 

In der Zwischenzeit hat ein erstes Gespräch stattgefunden, wie SRF auf Anfrage von 20 Minuten bestätigt. «Im aktuellen Fall steht SRF mit der ehemaligen Mitarbeiterin in Kontakt. Der Austausch ist vertraulich. Aus diesem Grund kommentiert SRF diesen nicht weiter», sagt Gerhard Bayard, Leiter HR & Change.

Man nehme das Thema sehr ernst und habe eine Untersuchung eingeleitet: «Die geschilderten Vorfälle werden sorgfältig und gemäss einem klar definierten Prozess aufgearbeitet», so Bayard. Die beschriebenen Fälle seien SRF nicht bekannt gewesen. Zu den Massnahmen sowie möglichen Konsequenzen für den Beschuldigten könne man aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes keine Auskunft geben. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Bayard betont: «Bei SRF gilt bei sexueller Belästigung und bei sexistischem Verhalten Nulltoleranz. SRF verurteilt jegliches Verhalten, das die persönliche Integrität unserer Mitarbeitenden verletzt.»

Schwere Vorwürfe

«Es ist in meinen ersten Wochen bei SRF passiert. Ein Redaktor hat mir Hilfe angeboten. Als wir alleine in einem Raum waren, probierte er plötzlich, mich zu küssen», erzählt die 45-Jährige gegenüber «Watson». Das sei vor 20 Jahren, als sie ein Praktikum bei SRF machte, passiert. «Ich habe gesagt: Nein, bitte hör auf, bitte hör auf! Er hat entgegnet: Doch. Trotz mehrerer Neins hat er es weiter versucht, bis ich ihn weggestossen habe. Ich musste mich körperlich wehren», so Laeri.

Sie habe den Vorfall nicht gemeldet, da sie sich in einer Schockstarre befand und nicht wusste, an wen sie sich wenden solle. Der Redaktor habe sich danach so verhalten, als sei nichts passiert. Nur einer Person habe Laeri vom Vorfall erzählt – der nächsten Praktikantin. Diese habe ihr dann gesagt, dass er es bei ihr auch versucht haben soll. Trotz der Vorfälle habe der Redaktor heute eine Leitungsfunktion bei SRF, so Laeri. 

Bereits am Freitag sorgte ein Gastbeitrag der deutschen Journalistin Anuschka Roshani in der Zeitschrift «Spiegel» in der Schweizer Medienwelt für Wirbel. Die Ex-Tagi-Magi-Redaktorin arbeitete 14 Jahre lang unter der Leitung des ehemaligen Chefredaktors Finn Canonica und machte ihm im Artikel schwere Vorwürfe, unter anderem wegen Sexismus, Machtmissbrauchs und Mobbings. 

Wirst du oder wird jemand, den du kennst, sexuell belästigt?

Hier findest du Hilfe:

Belästigt.ch, Onlineberatung bei sexueller Belästigung am Arbeitsplatz

Verzeichnis von Anlaufstellen

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

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