Rekordschmelze: Nordwestpassage schiffbar
Ohne Eisbrecher war im arktischen Eismeer kein Durchkommen. Doch der Klimawandel lässt jetzt Reedereien jubeln: Die arktische Nordwestpassage vom Atlantik zum Pazifik ist nach einer Rekordschmelze erstmals völlig eisfrei und somit für Schiffe befahrbar.
Die Route durch die kanadische Arktis ist bislang wegen des Eises für gewöhnliche Schiffe weitgehend unpassierbar gewesen. In diesem Jahr sei die Eisfläche in der Nordpolregion aber auf ihre geringste Ausdehnung seit Beginn der Satellitenbeobachtung vor 30 Jahren geschrumpft, teilte die ESA jetzt mit. Aktuelle Aufnahmen zeigten, dass die gesamte Route gegenwärtig schiffbar sei.
Die Eisentwicklung an der Nordwestpassage wird von Reedereien aufmerksam verfolgt, denn sie könnte eine billigere Alternative zum Panama-Kanal werden. Eben erst investierte Panama mehrere Milliarden Dollar, um den Kanal zu erweitern und die Transportkapazität zu erhöhen.
Extremer Rückgang
Leif Toudal Pedersen vom dänischen Raumfahrtzentrum bezeichnete den Rückgang des Eises als extrem. Die Eisfläche im Nordpolargebiet sei bis auf drei Millionen Quadratkilometer geschrumpft.
Das seien eine Million Quadratkilometer weniger als die bislang geringsten Ausdehnungen in den Jahren 2005 und 2006, und auch damals war dieser Seeweg nicht vollkommen frei gewesen. Die weiteste Ausdehnung wird jeweils im März und die geringste im September registriert.
Die Arktis reagiert offenkundig sehr stark auf Klimaveränderungen. Einige Wissenschafter haben vorhergesagt, dass der Nordpol bereits 2040 eisfrei sein könnte.
Es ist inzwischen weitgehend unbestritten, dass die Klimaerwärmung zu einem grossen Teil von den Menschen verursacht wird. In der Arktis sind die Auswirkungen nach Ansicht von Experten doppelt so stark wie in anderen Regionen.
Wenn das Poleis schmilzt wird die Fläche kleiner, die die Sonnenenergie reflektiert. Als Folge beschleunigt sich die Aufheizung der Atmosphäre.
Rangeleien um Souveränitätsrechte
Die Arktis-Anrainer sehen im Abschmelzen des Nordpols aber durchaus Vorteile. Neben der Nordwestpassage wird der Zugang zu Erdöl- und Gasreserven in dem Gebiet frei.
Dies hat bereits zu neuen Rangeleien um die Souveränitätsrechte in der Arktis geführt. So stellten russische Forscher kürzlich demonstrativ die Nationalflagge in 4000 Meter Tiefe auf dem Meeresboden unter dem Nordpol auf, um den Anspruch des Landes auf das Gebiet zu unterstreichen. (sda)