Covid-Impfung?: Rekordtiefe Geburtenzahlen in der Schweiz – das sind die Gründe

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Covid-Impfung?Rekordtiefe Geburtenzahlen in der Schweiz – das sind die Gründe

In den ersten Monaten 2022 verzeichnete die Schweiz massiv weniger Geburten. Impfskeptiker machen die Covidimpfung verantwortlich. Doch die Gründe sind anderer Natur.

von
Nicolas Meister
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Zwischen Januar und Mai 2022 wurden schon lange nicht mehr so wenig Geburten verzeichnet. Im Vergleich zum vorherigen Jahr sind es rund 5526 Kinder weniger.

Zwischen Januar und Mai 2022 wurden schon lange nicht mehr so wenig Geburten verzeichnet. Im Vergleich zum vorherigen Jahr sind es rund 5526 Kinder weniger.

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Das habe viele Gründe, sagt ZHAW-Professorin Susanne Grylka. «Im Winter 2020/2021 waren die Leute wegen der Massnahmen oft zu Hause. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit einer Zeugung.» Im darauffolgenden Sommer seien es entsprechend weniger gewesen. Diese Verschiebung zeige sich nun.

Das habe viele Gründe, sagt ZHAW-Professorin Susanne Grylka. «Im Winter 2020/2021 waren die Leute wegen der Massnahmen oft zu Hause. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit einer Zeugung.» Im darauffolgenden Sommer seien es entsprechend weniger gewesen. Diese Verschiebung zeige sich nun.

ZHAW
Ein weiterer Faktor, der die Fruchtbarkeit kurzfristig beeinflussen könne, sei psychischer und körperlicher Stress, sagt Grylka. «Dass es aktuell weniger Geburten gibt, hängt auch mit den hohen Covid-Ansteckungszahlen ab dem Herbst zusammen.» Denn Krankheiten wie Covid-19 lösten oft Stress im Körper aus.

Ein weiterer Faktor, der die Fruchtbarkeit kurzfristig beeinflussen könne, sei psychischer und körperlicher Stress, sagt Grylka. «Dass es aktuell weniger Geburten gibt, hängt auch mit den hohen Covid-Ansteckungszahlen ab dem Herbst zusammen.» Denn Krankheiten wie Covid-19 lösten oft Stress im Körper aus.

20min/Matthias Spicher

Darum gehts

Zu Beginn der Pandemie sagten Ärztinnen und Ärzte einen Babyboom für das nächste Jahr voraus. Diese Prognose bewahrheitete sich tatsächlich: Mehrere Kantone verzeichneten 2021 neue Geburtenrekorde. Und auch im ersten Quartal des neuen Jahres purzeln die Rekorde bei den Geburten wieder. Nun aber umgekehrt: Zwischen Januar und Mai 2022 wurden schon lange nicht mehr so wenig Lebendgeburten verzeichnet. Das zeigen Daten des Bundesamtes für Statistik (BFS). Ein ähnlicher Trend lässt sich auch in Deutschland, Österreich, Grossbritannien und den Niederlanden feststellen.

In der Schweiz waren es im Vergleich zum letzten Jahr 5526 Neugeborene weniger zwischen Januar und Mai. Das entspricht einem Geburtenrückgang von rund 15,1 Prozent, wie das BFS auf Anfrage bestätigt. Es fügt jedoch an, dass die Zahlen erst provisorisch seien und «sich erfahrungsgemäss noch erhöhen werden».

Mehr Zeugungen im Lockdown

Trotzdem stellt sich die Frage: Wie kam es zu diesem Rekordtief an Lebendgeburten? Das habe verschiedene Gründe, sagt Susanne Grylka, stellvertretende Leiterin der Forschung am Institut für Hebammen an der ZHAW. «Im Winter 2020/2021 waren die Leute wegen der Massnahmen oft zu Hause. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit einer Zeugung.» Insbesondere bei Paaren, die zwar Kinder wollten, eigentlich aber erst zu einem späteren Zeitpunkt, so Grylka. «In der Folge zeugten übermässig viele Paare Anfang 2021 ein Kind. Dadurch waren es im Sommer 2021 dann entsprechend weniger.» Dies habe zu einer Verschiebung der Geburten geführt, welche sich aktuell beobachten lasse.

Ausserdem sei das Sozialleben im Sommer weniger eingeschränkt gewesen, so Grylka. «Paare waren weniger zu Hause und hatten dementsprechend auch weniger Zweisamkeit, die sie geniessen konnten.» Dieser Effekt habe sich auch bereits vor der Pandemie gezeigt.

Stress beeinflusst Fruchtbarkeit

Ein weiterer Faktor, der die Fruchtbarkeit kurzfristig beeinflussen könne, sei psychischer und körperlicher Stress, sagt Grylka. «Dass es aktuell weniger Geburten gibt, hängt auch mit den hohen Covid-Ansteckungszahlen ab dem Herbst zusammen.» Denn Krankheiten wie Covid-19 lösten oft Stress im Körper aus. Auch Studien kommen zum Schluss, dass sich Stress negativ auf die Zeugungsfähigkeit von Männern, aber auch auf die Fruchtbarkeit der Frauen auswirkt.

All diese Faktoren hätten jedoch nur einen kurzfristigen Einfluss auf die Fruchtbarkeit von Männern und Frauen, hält Grylka fest. «Mit nur wenigen Monaten an Daten lässt sich zudem kein langfristiger Trend ausmachen.» Dafür seien Daten über mehrere Jahre nötig.

Covid-Impfung führt nicht zu Unfruchtbarkeit

In impfskeptischen Kreisen sorgen die Zahlen des BFS jedoch für viel Aufruhr. So zitieren etwa die «Weltwoche» und «Tell!», das Medium von der Jugendbewegung Mass-Voll, den Luzerner Gesundheitsökonomen und Massnahmekritiker Konstantin Beck. Laut ihm ist die Impfung eine «plausible Erklärung» für die rekordtiefen Geburten.

Mehrere Studien zu den Auswirkungen der Covid-Impfungen auf die Fruchtbarkeit von Mann und Frau widerlegen diese These jedoch. Wie das Robert Koch-Institut und das Paul-Ehrlich-Institut schreiben, gebe es keine Hinweise, dass eine Impfung zu einer Beeinträchtigung der weiblichen oder männlichen Fruchtbarkeit führen könnte. Auch das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic sagt auf Anfrage, dass es «weder aus den fortlaufenden Zulassungsstudien noch aus der weltweiten Marktüberwachung Hinweise gibt, dass auf mRNA-Technologie basierende Impfstoffe zur Vorbeugung von Covid-19 unfruchtbar machen könnten». 

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