Revolte auf Guantánamo
Im umstrittenen US-Gefangenenlager Guantanamo ist es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Häftlingen und Wachpersonal gekommen. Nachdem vier Insassen des Lagers Selbstmordversuche vorgetäuscht hatten, seien mehrere Gefangene auf die Wachen losgegangen.
Wie die amerikanischen Streitkräfte am Freitag mitteilten, griffen Gefangene am Donnerstag mit behelfsmässigen Waffen wie Ventilatoren und Leuchten Aufseher an, die den vermeintlichen Selbstmord eines Häftlings verhindern wollten. Der Mann habe versucht, sich in einem Gemeinschaftsraum zu erhängen.
Es sei bereits der vierte vorgetäuschte Suizidversuch an diesem Tag auf dem Marinestützpunkt gewesen, sagte Fregattenkapitän Robert Durand. Zuvor hätten drei Gefangene hohe Dosen von Medikamenten geschluckt, die sie gehortet hatten. Die Häftlinge, die das Wachpersonal angriffen, wurden in eine Hochsicherheitsabteilung des Lagers verlegt. Die Revolte ereignete sich im Camp vier, wo bis zu zehn Gefangene in einem Raum untergebracht sind. Dort werden die gefügigsten Häftlinge festgehalten.
Es war unklar, ob die Auseinandersetzungen auch mit der Überstellung von 15 Häftlingen in ihre saudiarabische Heimat am Donnerstag standen. Berichten zufolge ist es früher schon zu kleineren Zwischenfällen in Guantanamo gekommen. So sollen Gefangene Aufseher mit Urin übergossen haben oder stundenlang gegen die Zellentore geschlagen haben.
Bereits 2003 hatten nach US-Angaben 23 Gefangene einen gemeinsamen Selbstmordversuch unternommen. Seit der Inbetriebnahme des Lagers auf Kuba im Januar 2002 gab es insgesamt 39 Suizidversuche, darunter allein zwölf eines 32 Jahre alten Häftlings aus Bahrain. Auch mit einem Hungerstreik, an dem sich bis zu 131 Gefangene beteiligten, wurde gegen die Haftbedingungen in dem Lager protestiert.
Das UN-Komitee gegen Folter forderte die USA am Freitag zur Schliessung Guantanamos auf. Die dort inhaftierten Personen sollten freigelassen oder vor Gericht gestellt werden.
(sda)