Entzauberter SuperstarRibéry stellt Ronaldo in den Schatten
Während Reals Superheld Cristiano Ronaldo einen schwarzen CL-Abend durchzustehen hatte, glänzte einer über 90 Minuten: Franck Ribéry. Der Bayern-Flitzer war nicht zu stoppen.
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Cristiano Ronaldo, was war das denn? Die 90 Minuten im CL-Halbfinalspiel gegen Bayern München müssen am Real-Superstar vorbeigegangen sein wie im Flug. Nicht einmal warmgedribbelt, zottelte der Ausnahmekönner nach Spielende mit gesenktem Kopf vom Platz. Der Portugiese liess sich von den Bayern entzaubern - ganz im Gegensatz zu Franck Ribéry, der in der heimischen Allianz Arena einen märchenhaften Auftritt hinlegte.
Franz Beckenbauer nannte Real im Vorfeld der Partie eine «normale Spitzenmannschaft» und wurde dafür vielerorts belächelt. Im Nachhinein muss man ihm Recht geben. Stars alleine machen keinen Erfolg. Ein Blick auf die Leistung von Reals Torgarant Ronaldo unterstreicht dies. 41 Tore in der spanischen Liga, acht in der aktuellen Champions-League-Saison und plötzlich gerät die fleischgewordene Tormaschine ins Stottern? Ja.
Seine zwei Freistossversuche aus der Anfangsphase waren nicht der Rede wert, sorgten bei Manuel Neuer im Bayerntor höchstens für ein müdes Gähnen. Bis auf seinen Assist auf Mesut Özil, der in der 53. Minute zum Ausgleich führte, blieb der 26-Jährige auch danach völlig blass. Dabei hätte er die Chance zum 1:0 selber nutzen und den neunten Treffer in der Champions League erzielen können. Sein als Tunnel gedachtes «Schüsschen» parierte Neuer jedoch kaltschnäuzig.
Das war das einzige Mal, dass Philipp Lahm seine Defensivarbeit gegen den pfeilschnellen Ronaldo vernachlässigte. Ansonsten erwischte der 29-jährige Captain des FC Bayern München einen fantastischen Abend. Grösstenteils war es sein Verdienst, dass Ronaldo so gar nicht auf Touren kam. Lahm verfolgte ihn während 90 Minuten auf Schritt und Tritt. Nebst der taktischen Glanzleistung hinten legten die Bayern einen begeisternden Offensivdrang an den Tag.
Bestnote für Ribéry
Allen voran Franck Ribéry war nicht zu bremsen, er war stets einen Schritt schneller als die lustlosen Madrilenen. Der Franzose hatte an beinahe jeder gefährlichen Aktion des deutschen Rekordmeisters seine Füsse mit im Spiel, so auch beim 1:0 in der 17. Mintue. Der Treffer war zwar kein Augenschmaus, aber Bayerns Nummer 7 stand goldrichtig, um den Ball brachial ins Netz zu hämmern. Auch nach dem Führungstreffer war er Dreh- und Angelpunkt im Bayern-Spiel. Halten konnte ihn keiner - ganz im Gegensatz zur Nummer 7 auf der gegnerischen Seite.
Etwas muss zur Verteidigung von Ronaldo noch gesagt werden. Vielleicht hatte der 87-fache portugiesische Nationalspieler einfach nicht das passende Schuhwerk umgeschnürt. Während einer Trainingseinheit in der Münchner Allianz Arena sollen Unbekannte drei Paar Schuhe des Superstars geklaut haben.
Die Bayern werden nun gespannt auf den bevorstehenden Clásico blicken. Ronaldo und Co. reisen am Samstagabend nach Barcelona, wo sie den ersten Sieg seit vier Jahren anstreben. Am 7. Mai 2008 konnten die Königlichen den FC Bacelona letztmals in der Liga besiegen. Damals siegte man im heimischen Bernabéu 4:1.