Lille empfängt BayernRibérys brisante Rückkehr in die alte Heimat
Für Franck Ribéry hat die CL-Partie beim OSC Lille eine besondere Bedeutung. Der Bayern-Wirbelwind war in der Jugendakademie der Nordfranzosen einst durch die Maschen gefallen, weil er zu klein war.
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Franck Ribéry ist ein Kind des Nordens. Der Mittelfeldspieler des FC Bayern München, der im Alter von zwei Jahren bei einem Autounfall schwere Schnittverletzungen davontrug, begann seine Karriere in seiner Heimatstadt Boulogne-sur-Mer an der französischen Ärmelkanal-Küste. Beim FC Conti Boulogne lernte Ribéry das Einmaleins des Fussballs, mit 13 Jahren folgte schliesslich der Wechsel in die Jugendakademie des OSC Lille. Einer mustergültigen Profi-Karriere schien nichts mehr im Wege zu stehen.
Doch in Lille hatte niemand auf den kleinen Franck gewartet. Vier turbulente Jahre (von 1995 bis 1999) verbrachte er bei den «Doggen», wie die Mannschaft des OSCL in Anlehnung an das Wappentier in Frankreich genannt wird. Bei einem Rencontre mit einem Mitspieler soll Ribéry sein Gegenüber so heftig geschubst haben, dass sich dieser den Ellbogen brach. «Dafür wollten sie mich entlassen», berichtet der 29-jährige Franzose vor dem Duell in der Königsklasse mit seinem alten Verein. Anschliessend habe Ribéry in einem gewonnenen Juniorenspiel beide Tore geschossen, «und dann wollten sie mich nicht mehr entlassen».
Die Zeit bei Lille war für Ribéry alles andere als einfach. Die Verantwortlichen hatte Mühe mit dem Verhalten des Nachwuchstalents. Es soll immer wieder zu disziplinarischen Problemen gekommen sein. Auch sportlich trauten sie dem kleinen Franck, der mit 1,70 Meter noch immer nicht zu den Grössten gehört, den Durchbruch nicht zu. «Ich war gut am Ball, aber sie fanden, dass ich zu klein war», so Ribéry am Vorabend der Partie gegen Lille.
Über Istanbul und Marseille nach München
Über die unterklassigen US Boulogne, Olympique Alès und Stade Brestois schaffte Ribéry den Durchbruch dann doch noch. Beim FC Metz unterschrieb er 2004 mit 21 Jahren seinen ersten Profivertrag. Doch nach nur einer halben Saison war der Mittelfeldstratege schon wieder weg. Für fünf Millionen Euro holte ihn Galatasaray Istanbul im Januar 2005 an den Bosporus, wo er sich zwar einen Stammplatz erkämpfte, nach einer halben Saison seinen Vertrag wegen fehlender Lohnzahlungen aber auflöste und ablösefrei zu Olympique Marseille wechselte.
Bei «OM» blühte Ribéry so richtig auf und zog dank seiner Schnelligkeit und Passgenauigkeit bald die Fäden im Mittelfeld. Obwohl Marseille ihn für unverkäuflich erklärte, konnten sie ihr bestes Pferd im Stall aber nicht halten. Für 25 Millionen wechselte er im Sommer 2007 zu Bayern München, wo er zusammen mit Arjen Robben der unbestrittene Antreiber im Mittelfeld ist.
Keine Rachegefühle bei Ribéry
Nach 13 Jahren folgt nun in der Champions League die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. Trotz der negativen Erfahrungen waren die Jahre in Lille «die wichtigsten in meiner Karriere», sagt Ribéry. Rachegefühle hat der Franzose keine, die Brisanz seiner Rückkehr will er aber nicht wegreden. «Das ist ein ganz spezielles Spiel für mich. Ich kann es kaum erwarten. Meine ganze Familie wird da sein.»
An eine Rückkehr nach Frankreich denkt Ribéry im Moment aber sicher nicht. «Alles läuft sehr gut für mich beim FC Bayern. Der Verein ist wie eine Familie», sagt der 29-Jährige in Lille. «Mein Vertrag bei Bayern läuft bis 2015. Darüber bin ich froh und glücklich.» Froh und glücklich wäre Ribéry sicherlich auch, wenn der deutsche Rekordmeister die drei Punkte aus seiner alten Heimat mitnehmen würde. Nach dem 1:3 bei BATE Borissow stehen die Bayern vor dem Duell mit Lille bereits arg unter Druck.