UmweltfreundlichRiesige Zeppeline erobern den Himmel zurück
Zeppeline waren bisher bestenfalls schwebende Werbeträger. Nun dürften sie als Reisemittel und für Schwertransporte in abgelegene Regionen zurückkehren. Die erste reguläre Verbindung soll 2026 stehen.
- von
- Jan Graber
Darum gehts
Zeppeline haben einen massiv kleineren CO2-Fussabdruck als Flugzeuge.
Sie können schwere Lasten tragen und sperrige Objekte an schwierig zu erreichende Orte bringen.
Zeppeline sind auch für den Fährverkehr für Menschen auf abgelegenen Inseln oder zwischen Städten ohne Zugverbindung geeignet.
2026 sollen erste reguläre Zeppelin-Verbindungen aufgenommen werden.
Wann immer am Himmel ein Zeppelin auftaucht, zücken Menschen ihre Handys. Zeppeline sind wie ein Gruss aus der Vergangenheit: Wie grosse Walfische überquerten sie vor rund hundert Jahren den Atlantik und verbanden Europa und Amerika auf dem Luftweg. Sie erzählen von Luxus, stilvollem Reisen und der Abwesenheit von Hektik.
Mit der Katastrophe der Hindenburg fand das Abenteuer Luftschifffahrt jedoch ein jähes Ende: Am 6. Mai 1937 ging die Hindenburg in New Jersey in Flammen auf, verbrannte in 30 Sekunden und riss 36 Menschen in den Tod. Zeppeline galten fortan als zu gefährlich. Die fliegenden Wale verschwanden vom Himmel und tauchten lediglich noch als kleine Fische, als Werbeträger auf.
Ein Bruchteil der CO2-Emissionen
Nun könnten sich grosse Transport-Zeppeline wie der Vogel Phönix aus der Asche erheben. Weltweit bereiten gleich mehrere Unternehmen die Rückkehr der grossen Zeppeline in die kommerzielle Luftfahrt vor – zuvorderst aus Gründen des Umweltschutzes.
Denn Zeppeline benötigen keine oder nur einen Bruchteil der fossilen Energie, um Lasten und Menschen zu transportieren. Der britische Pionier Hybrid Air Vehicles gibt beispielsweise an, dass der Airlander 10 mit einem rein fossilen Antriebsmotor 75 Prozent der CO2-Emissionen im Vergleich zum Flugzeug bei gleicher Distanz einsparen würde. Ein elektrischer Antrieb hätte null CO2-Emissionen zur Folge.
Je nach Grösse des Schiffes lässt sich zudem einiges transportieren: Das geplante Luftschiff Atlant des israelischen Unternehmens Atlas LTA soll bis zu 165 Tonnen tragen. Zum Vergleich: Die Boing 747 schafft als grösstes Frachtflugzeug 140 Tonnen. Der Atlant soll wegen seiner flachen Bauweise auch auf dem Wasser landen können.
Das russische Luftschiff Aerosmena, das wie ein UFO gebaut ist, soll in der grössten Ausführung dereinst sogar bis 600 Tonnen anheben und bis zu 250 Stundenkilometer schnell fliegen können.
Jetstreams für lange Distanzen nutzen
Die Zeppelinhersteller sehen sie vor allem für den Einsatz in der Nische. Sie eignen sich beispielsweise bestens, um sperrige Lasten wie Rotorblätter für Windkraftanlagen in entlegene Regionen zu bringen, oder als Transportmittel für Menschen zwischen Städten, auf Inseln oder in entlegene Regionen ohne schnelle Zugverbindungen. Zeppeline benötigen zudem sehr wenig Platz für den Start und die Landung.
Laut einer Studie aus dem Jahr 2019 eignen sich Luftschiffe auch für lange Strecken: Steigen sie in die unteren Schichten von Jetstreams auf, können die Zeppeline diese Winde nutzen, um weite Strecken mit wenig Energieverbrauch zurückzulegen. Die Studie hält riesige Luftschiffe von 2,4 Kilometern Länge mit einer Tragkraft von 20’000 Tonnen als möglich.
So gross sind die geplanten Zeppeline derzeit noch nicht. Aber sie sind sicherer als die Hindenburg und damit auch geeignet als Pendler- oder Reisevehikel für Menschen: Einerseits verhindern moderne Hüllen viele Unfälle – die grösste Revolution in der Zeppelin-Luftfahrt dürfte aber der Wechsel vom hochentzündlichen Wasserstoff auf Helium gewesen sein. In den Anfangszeiten war Wasserstoff im Gegensatz zu Helium einigermassen erschwinglich, weshalb fast alle Betreiber trotz des massiven Risikos auf das Element setzen.
Den Anfang machen will die spanische Iberia-Tochter Air Nostrum. Sie hat zehn Airlander 10 bestellt und will damit ab 2026 zwischen Barcelona und Mallorca und auf anderen Insel-Routen pendeln.
Bruchlandung
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