Amicus: «Riesiges Chaos» bei neuer Hunde-Datenbank

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Amicus«Riesiges Chaos» bei neuer Hunde-Datenbank

Hunde werden seit Anfang Jahr in einer neuen Datenbank erfasst. Neu werden dafür auch die Gemeinden eingespannt, das sorgt für Ärger.

von
num
Nicht alle Tierärzte sind glücklich über die Einführung der neuen Hunde-Datenbank Amicus.

Nicht alle Tierärzte sind glücklich über die Einführung der neuen Hunde-Datenbank Amicus.

Keystone/Alessandro Della Bella

Seit dem 1. Januar 2016 ist die neue Hundedatenbank Amicus in Betrieb. Alle Hunde und ihre Halter werden neu dort erfasst und nicht mehr in der alten Datenbank von Anis. Alle bestehenden Datensätze wurden von Anis zu Amicus transferiert.

Doch das Projekt sorgt für rote Köpfe: Lief vorher die Registrierung der Hunde und ihrer Halter über den Tierarzt, sind nun die Gemeinden involviert. Sie müssen den Halter registrieren, die Tierärzte die Hunde. Der Freiburger Tierarzt und CVP-Grossrat Dominique Butty sagt: «Derzeit herrscht ein riesiges Chaos. Es ist ein unheiliges Dreieck: Tierärzte, Gemeinden und der Hundebesitzer.»

Technische Probleme

Die neue Datenbank habe noch so einige Kinderkrankheiten und Fehler. Männer seien als Frauen erfasst, bei fehlenden Geburtsdaten sei automatisch das Datum 1. Januar 1900 eingetragen worden, oder die Handynummer der Halter könne nicht erfasst werden. Die technischen Probleme seien zwar lösbar, Butty ist aber auch mit dem ganzen System unzufrieden.

Die Gemeinden seien damit teilweise überfordert und zu wenig informiert. Das Verfahren für neue Hundehalter sei zudem kompliziert. Der SP-Grossrat Olivier Flechtner ergänzt: «Die Kommunikation über das neue Vorgehen verlief offenbar mangelhaft, es herrscht grosse Verärgerung bei den Gemeinden und Tierärzten.»

Die Zeitspanne zwischen Bewilligung und Umsetzung von Amicus sei viel zu kurz gewesen; nun habe man eine Hauruck-Übung, die viel Frustration auslöse. «Für die Tierärzte stellen sich ganz alltägliche und konkrete Probleme, die noch ungelöst sind.»

Dass in der alten Datenbank zu viele falsche Datensätze vorhanden waren, ist einer der Gründe für dem Umstieg auf die Datenbank Amicus. Der Prozentsatz der fehlerhaften Daten betrug bis zu 20 Prozent. Da bei den Gemeinden die Daten über die Einwohnerkontrolle laufen, würde dies die Qualität der Datensätze verbessern, sind sich die Kantonstierärzte sicher.

Kommunikation nicht wie gewünscht

Der Bündner Kantonstierarzt Rolf Hanimann verteidigt Amicus: «Wenn man ein System massiv umkrempelt, ist es klar, dass nicht alles von Anfang reibungslos funktioniert.» Es gebe noch einige technische Schwierigkeiten, die sie erkannt hätten und nach und nach beheben würden. «Zum Beispiel, dass künftig die Handynummer des Halters erfasst werden kann, oder die Fehler mit den Geburtstagen.»

Hanimann sagt aber, dass Fehler gemacht worden seien. «Die Kommunikation an die Gemeinden und Tierärzte ist nicht wie gewünscht verlaufen, das hätte man besser machen können.» Er bestreitet aber, dass das System nun komplizierter sei als zuvor. «Wer sich als Ersthundehalter registrieren will, muss zur Gemeinde – und wenn der Hund bereits gechippt und registriert ist, muss er danach nicht mal mehr zum Tierarzt.» Der Wechsel von einem Halter zum anderen könne ganz einfach nur in der Datenbank allein gemacht werden. Nur wenn sich ein Halter zum ersten Mal einen Hund anschaffe, der noch nicht registriert und gechippt sei, müsse er zuerst zur Gemeinde und danach zum Tierarzt.

«Wir warten nun mal ab»

Peter Glauser, Geschäftsführer der Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte, mahnt zu Geduld. «Ein neues komplexes System einzuführen, bei dem derart viele Akteure beteiligt sind, kann nicht von Anfang an fehlerfrei funktionieren.» Er sehe das deshalb noch gelassen. Wie immer sei es auch eine Sache der richtigen Kommunikation zur richtigen Zeit. «Da gibt es Verbesserungspotenzial.»

Aber: «Natürlich haben wir unsere Ansprüche als Tierärzte und die bringen wir gegenüber dem Auftraggeber, den Kantonen, und auch gegenüber dem Dienstleister Identitas AG ein und wir erwarten in den nächsten Wochen Verbesserungen.»

Er sagt weiter: «Wenn alles perfekt laufen würde, wäre das neue System für die Hundehalter nicht kompliziert.» Aber bei so vielen verschiedenen Akteuren und über 2000 betroffenen Gemeinden sei Perfektion unmöglich. «Viele haben gar nicht die personelle Kapazität, um auch noch die Bedürfnisse von Amicus abzudecken. In dieser Beziehung war das bisherige System eindeutig effizienter.»

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