KinderzirkusRobin Hood als lesbische Heldin
Das Team des Zirkus Wunderplunder führt in Bern «Robin Hood» auf. In dieser Version ist Robin eine Frau – und lesbisch. Dies begeistert auch Experten.
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Der Zirkus Wunderplunder spielt sein Theaterstück über Robin Hood mit einer lesbischen Heldin in der Hauptrolle.
Wie der «Bund» berichtet, führt die Equipe des Zirkus Wunderplunder derzeit in Bern eine Version der Sage von Robin Hood auf, die für Kontroversen sorgen könnte: Robin Hood ist weiblich und kommt im Laufe der Handlung der Prinzessin Marian immer näher – hat also lesbische Tendenzen. Ausserdem wird der böse König John stark feminin dargestellt.
Das Theater ist für Kinder und deren Eltern gedacht. So stellt sich bald die Frage: Können Kinder mit den Geschlechterrochaden umgehen? «Das hat bei uns im Vorfeld auch zu Diskussionen geführt», sagt Vera Schär, die Prinzessin Marian spielt.
«Vorstellung einer Heldin gefällt»
Man habe darüber gesprochen, ob die Kinder das Stück noch verstünden, wenn Robin als Frau dargestellt würde. Während der Improvisation habe sich aber ergeben, dass Robin Hood von Lina Eggel gespielt werde, und zwar als Frau. «Uns hat auch die Vorstellung gefallen, dass eine Frau die Heldenrolle übernimmt», sagt Schär.
Renate Blaser, Fachpsychologin für Kinder- und Jugendpsychologie, erklärt gegenüber der Zeitung, dass es grundsätzlich unproblematisch sei, ein solches Stück aufzuführen. Aber: «Wenn solch unkonventionelle Rollen in einem Theater auftauchen, ist es für Kinder sehr wichtig, dass die Eltern mit ihnen darüber sprechen. Wenn die Kinder Fragen stellen, sollten die Eltern sie beantworten.» Ein Vater äussert sich zufrieden: «Meinem Kind hat es gefallen, der Rest ist mir egal.»
«Feminine Männer werden als ‹nicht normal› dargestellt»
Anna Rosenwasser, Geschäftsleiterin der Lesben-Organisation Schweiz (LOS), zeigt sich ebenfalls glücklich über die Umsetzung des Theaterstücks und lobt, wie normal die homosexuelle Beziehung vermittelt wird. Ausserdem ist sie überzeugt, dass die Kinder durch das Theaterstück nicht verwirrt würden. «Bei ihnen sind die Geschlechterrollen noch nicht so eingeimpft», sagt sie. «Die Vorurteile bilden sich erst später.»
Ein Wermutstropfen bleibt für Rosenwasser aber: «Der böse König John, der sehr feminin dargestellt wird – über den wird gelacht.» Das suggeriere den Zuschauern, dass es nicht normal sei, wenn ein Mann sich feminin verhalte.
Seit 32 Jahren zieht der Zirkus Wunderplunder durch die Schweiz und verweilt jeweils eine Woche, um mit Kindern eine Aufführung auf die Beine zu stellen. Stets mittwochs treten die Zirkusmacher selbst von den Kindern und deren Eltern auf: In dieser Spielsaison bieten sie die lesbische Version von Robin Hood dar.