Nationalrat«Absenzenkönig» Köppel tritt ab – und twittert über die Schweizer Neutralität
Der SVP-Nationalrat hat angekündigt, sein Parlamentsmandat niederzulegen und nicht erneut zu kandidieren. Stattdessen will er sich stärker auf die «Weltwoche» konzentrieren.
Darum gehts
Roger Köppel wird auf den 4. Dezember hin als Nationalrat zurücktreten.
Dies gab der SVP-Politiker in einer Mitteilung bekannt.
Künftig will er sich mehr auf seine Publikation, die «Weltwoche», konzentrieren.
«Aufgrund verstärkter unternehmerischer Herausforderungen im Zuge der erfolgreichen Expansion von Weltwoche-Print und Weltwoche Online werde ich mein Parlamentsmandat nach zwei Legislaturperioden im Bundeshaus niederlegen und nicht mehr antreten. Meine nationalrätliche Tätigkeit führe ich bis zu den Wahlen im Herbst ordnungsgemäss weiter, mache dann aber Platz für neue Kräfte aus dem Kanton Zürich», schreibt Roger Köppel in einer Mitteilung.
«‹Weltwoche› erfordert meine volle Aufmerksamkeit»
Die «Weltwoche» habe sich in den letzten Jahren sehr erfreulich entwickelt und sei internationaler, vielfältiger und überparteilicher geworden. Die Weiterentwicklung des Unternehmens erfordere daher seine volle Aufmerksamkeit, so der SVP-Politiker. Mit seinem Rücktritt wolle er auch mögliche Interessenkonflikte zwischen der «internationalen Ausrichtung der ‹Weltwoche› und seiner politischen Miliztätigkeit» vermeiden.
In seinem Schreiben dankt Köppel der SVP. Er werde sich auch weiterhin mit voller Überzeugung in der Partei engagieren, vor allem publizistisch und mit Vorträgen. «Ich bin erleichtert, dass es in den letzten acht Jahren gelungen ist, das Hauptziel meines politischen Wirkens in Bundesbern zu erreichen: die Verhinderung der institutionellen Unterwerfung der Schweiz unter die EU durch einen Rahmenvertrag.»
Mit Roger Köppel tritt der «Absenzenkönig» ab
Köppel hat seit seiner Wahl 2015 gerade einmal neun Vorstösse eingereicht. Drei waren einfache Fragen für die Fragestunde des Bundesrates. Drei weitere Interpellationen, also etwas komplexere Fragen und gerade mal drei waren parlamentarische Initiativen oder Motionen. Also Vorstösse, um tatsächlich Gesetze zu ändern. Erfolgreich war keiner davon.
Gemäss verschiedenen Auswertungen ist Köppel zudem der «Absenzenkönig». Er hat also von allen Parlamentarierinnen und Parlamentariern am meisten bei Abstimmungen gefehlt. «Ich bin kein Schwänzer, sondern ein hoch engagierter Unternehmer einer erfolgreichen Firma», sagte Roger Köppel schon letztes Jahr zur Zeitung «Blick». 20 Prozent aller Abstimmungen habe er verpasst, schrieb die Zeitung damals.
Köppels Wählende schienen seine bescheidenen Erfolge mit Vorstössen und Absenzen aber nicht zu stören. Sowohl 2015 wie auch 2019 war er der bestgewählte Nationalrat des Kantons Zürich.
Kein Bisherigen-Bonus für Köppel-Nachfolger
Mit seinem Rücktritt erst auf Ende der Legislatur verweigert er seiner Nachfolgerin oder seinem Nachfolger den Bisherigen-Bonus. Anders lief dies beispielsweise bei der Aargauerin Ruth Humbel. Nach unschönen Zwischentönen trat sie Ende Februar zurück. Ihr Nachfolger wird auf den Wahlunterlagen im kommenden Herbst als «bisheriger» geführt, was in der Regel die Wahlchancen erheblich verbessert.
SVP Zürich «bedauert» Rücktritt
«Roger Köppel war einer der kreativsten Köpfe in der SVP-Bundeshausfraktion und ein grossartiger Wahlkämpfer,» schreibt der kantonale Parteipräsident Domenik Ledergerber. Als liberaler Freidenker bleibe Köppel der Politik und auch der SVP erhalten.
Köppel hat auf eine Anfrage von 20 Minuten betreffend seines Rücktrittes noch nicht reagiert. Auf Twitter hat er kurz nach dem Versand seiner Medienmitteilung einen Kommentar der NZZ zum Thema Neutralität vertwittert.
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