ProjektarbeitRotes Kreuz integriert Sozialhilfebezüger
Das Projekt «Kleider stärken Leute» vom Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) des Kantons Basel-Stadt soll Sozialhilfeempfängern eine Tagesstruktur und soziale Integration ermöglichen.
- von
- Mirjam Rodehacke

Das Schweizerische Rote Kreuz hat 2013 für Sozialhilfebezüger ein Integrationsprojekt gestartet.
Für den Start des Integrationsprojekts wurde im Januar 2013 ein Secondhand-Laden des SRK Basel in Kleinhüningen eröffnet – dieses Projekt bietet Sozialhilfeempfängern die Möglichkeit, verschiedene Aufgaben im Laden zu übernehmen. «Sie erhalten dadurch eine Tagesstruktur und erfahren soziale Integration», erklärt Projektleiter Lorenz Meyer vom SRK Basel. Unterstützt und begleitet werden sie in ihrer Aufgabe von Freiwilligen und Angestellten des SRK Basel. Mit dem Erlös aus dem Verkauf der Secondhand-Ware werden humanitäre Projekte für die Basler Bevölkerung finanziert.
Meyer ist bisher zufrieden mit dem ersten Projektjahr: «Bis Ende 2013 konnten insgesamt neun Sozialhilfebezüger beschäftigt werden». Eine der Angestellten ist Brigitte R. (55). Sie und ihre Kollegin Valeria S. (59) sind seit Projektbeginn dabei: «2012 haben wir von der Sozialhilfe den Vorschlag bekommen, am Informationsanlass der Stadthelfer teilzunehmen – weil wir beide gerne mit Mode arbeiten, haben wir uns schliesslich für den Secondhand-Laden entschieden», so Brigitte R. Die beiden kannten sich vorher nicht und arbeiten seit der Eröffnung jeden Dienstag von 14 bis 18 Uhr.
Kein Job wegen Alter
Beide Frauen sind begeistert vom Projekt, bedauern aber ihre geringen Chancen auf dem Arbeitsmarkt, da sie gerne finanziell unabhängig wären. «Ich kann es einfach nicht verstehen, wenn man arbeitswilligen Menschen wegen des Alters keine Chance geben will», klagt Valeria S. Obwohl sie täglich mehrere Bewerbungen schreibt, erhalte sie oft keine Antwort. Dies sei vor allem frustrierend, da sie vorher sieben Jahre lang selbstständig gearbeitet hat und nun vom Geld der Sozialhilfe kaum leben kann. «Ich bin aber von Natur aus ein positiver Mensch und werde nicht aufgeben», betont sie.
Ein weiteres Problem bei der Jobsuche ist laut Valeria S. auch die stetige Akademisierung: «Man braucht beinahe für jeden Beruf mehrere Diplome und da kann einfach nicht jeder mithalten – vor allem ab einem gewissen Alter.» Auch werde ihr aufgrund ihres Alters von der Sozialhilfe keine Weiterbildung finanziert, was die Arbeitssuche zusätzlich erschwere und den Filter für passende Stellen extrem verkleinere.
Arbeit sorgt für Selbstwertgefühl
Auf die vier Stunden unbezahlte Arbeit pro Woche möchten die beiden trotz geringer Anschlussmöglichkeiten für einen festen Job nicht verzichten: «Es ist ein Aufsteller und eine Abwechslung hier zu arbeiten und wieder unter Leute zu kommen», so Brigitte R. Zudem bietet Projektleiter Meyer freiwillge Job-Coachings an.
Beide betonen, dass sie vom Projekt «Kleider stärken Leute» einen grossen Nutzen ziehen: So hat Brigitte R. vor allem persönlich viel profitiert: «Diese Arbeit hat mir ein besserers Selbstwertgefühl gegeben. Ich empfehle es jedem in einer ähnliche Situation, denn es kann davor bewahren, in ein Loch zu fallen». Trotz ihrer schwierigen Situation betont Brigitte R., dass sie versteht, dass die Jungen mehr Recht auf Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben: «Die Jungen haben ja noch einiges vor sich, wie die Familiengründung.»
Tag der offenen Türe
Beide sind sich jedoch einig, dass sie bei ihrer Jobsuche nicht aufgeben wollen und sind sehr dankbar für die Arbeit im Secondhandladen des SRK Basel: «Ich habe mit Valeria eine wertvolle Freundschaft geschlossen und hätte nicht erwartet, dass ich sie bei diesem Projekt kennenlerne», freut sich Brigitte R.
Anlässlich des einjährigen Bestehens lädt der Rotkreuzladen an der Kleinhüningerstrasse 167 am 23. Mai zum Tag der offenen Tür ein. Von 10 bis 18 Uhr kann der Kleiderladen besichtigt werden. Zudem erwartet die Besucher unter anderem ein Glücksrad mit Preisen.