Die Lage spitzt sich zuRotes Kreuz zieht sich aus Damaskus zurück
Angesichts der eskalierenden Situation in Syrien verlässt das IKRK teilweise die Hauptstadt Damaskus. Die UNO-Kommissarin für Menschenrechte sprach zuvor von Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Angesichts der Kämpfe in Syrien bringt das Internationale Rote Kreuz (IKRK) einen Teil seiner ausländischen Delegierten in Sicherheit. Die in der Hauptstadt Damaskus stationierten Delegierten werden vorübergehend in die libanesische Hauptstadt Beirut evakuiert.
Grund für den Rückzug sei die sich verschlechternde Sicherheitslage in der Hauptstadt und anderen Teilen Syriens, sagte IKRK-Sprecher Hicham Hassan am Freitag in Genf. Wenn es die Sicherheitslage erlaube, würden die Evakuierten sofort wieder nach Syrien zurückkehren.
Auf Nachfrage der Nachrichtenagentur SDA konnte der Sprecher nicht sagen, wie viele IKRK-Mitarbeiter abgezogen werden. Nach seinen Angaben arbeiten in Damaskus derzeit 150 Personen für das IKRK, darunter elf Ausländer.
Das IKRK werde auch nach dem Teilabzug in Damaskus weiterarbeiten, dies in Zusammenarbeit mit dem syrischen Roten Halbmond und mit Unterstützung der IKRK-Delegation in Beirut.
Ausserhalb der syrischen Hauptstadt seien keine IKRK-Mitarbeiter eingesetzt. In der umkämpften Wirtschaftsmetropole Aleppo arbeite derzeit nur der Rote Halbmond.
UNO-Kommissarin: «Verbrechen gegen die Menschlichkeit»
Zuvor hatte die UNO-Kommissarin für Menschenrechte Navi Pillay den Konfliktparteien Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Sie zeigte sich alarmiert über die Eskalation der Kämpfe, vor allem in Damaskus und Aleppo. Aus beiden Städten gebe es zahlreiche Berichte über Grausamkeiten.
In der syrischen Wirtschaftsmetropole Aleppo stünden massive Kämpfe zwischen Soldaten und Rebellen bevor. Die Soldaten von Präsident Baschar al-Assad versuchten, «das Gebiet zu räumen», erklärte die UNO-Menschenrechtskommissarin am Freitag in Genf.
Muster erkennbar
Man könne ein Muster erkennen: Assad versuche, die von Rebellen kontrollierten Gebiete durch massiven Beschuss, den Einsatz von Panzern und Durchsuchungen Haus für Haus zurückzugewinnen.
Obschon der Schluss, dass in Syrien Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen begangen würden, nur durch ein Gericht gezogen werden könne, sei sie überzeugt, dass aufgrund von gesammelten Zeugnissen aus verschiedenen glaubwürdigen Quellen dies zutreffe, heisst es in der schriftlichen Erklärung Pillays.
«Diejenigen, die sie begehen, dürfen aber nicht glauben, dass sie der Gerechtigkeit entkommen könnten.» Die Welt werde die Verbrechen nicht vergessen und auch nicht entschuldigen. Dies gelte sowohl für die Kräfte der Opposition als auch für die Regierungsstreitkräfte. Beide Seiten rief sie auf, die Regeln des humanitären Völkerrechts einzuhalten und die Zivilbevölkerung zu schützen.
Am Freitag hat sich erstmals eine Parlamentsabgeordnete in die Türkei abgesetzt. (sda)
Krieg der Worte
Die syrischen Aufständischen haben die bevorstehenden Kämpfe um die Stadt Aleppo zur «Mutter aller Schlachten» erklärt. Diese Wortwahl erinnert an die martialische Propaganda des einstigen irakischen Diktators Saddam Hussein.
Im August 1990 war der Irak in das benachbarte Kuwait einmarschiert und hatte das Öl-Emirat annektiert. Einen Monat später machte die Führung in Bagdad klar, Kuwait werde auf keinen Fall geräumt, es gebe keine Alternative zum Krieg. Saddam verlor zwar den Krieg, blieb aber zunächst an der Macht. Zwischen Bagdad und Washington entwickelte sich ein «Krieg der Worte» mit immer neuen gegenseitigen Drohungen.
2003 gab das Pentagon die Entwicklung der weltweit stärksten konventionellen Bombe MOAB (Massive Ordnance Air Blast) bekannt. Nach ihrem Kürzel wurde die MOAB auch «Mother of all Bombs» (»Mutter aller Bomben») genannt. (sda)