St. Gallen «Rücksichtslos und inakzeptabel» – Servette FC kritisiert Polizei scharf
Beim Spiel des FC St. Gallen gegen Servette FC war der Gästesektor beinahe leer. Die Fans aus Genf wurden wegen Ausschreitungen im Oktober von der Polizei durchleuchtet.
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Darum gehts
Am Samstag wurden beim Spiel FC St. Gallen gegen Servette FC Kontrollen durchgeführt.
Grund dafür waren die Servette-FC-Fans, die im Oktober 2022 einen Polizisten verletzt hatten.
Durch die Kontrolle konnte die Stadtpolizei St. Gallen neun mutmassliche Straftäter identifizieren.
Beim Servette FC und dessen Fans stösst die Aktion auf Kritik.
Am Samstag spielte der FC St. Gallen gegen Servette FC im Kybunpark. Der Gästesektor war aber beinahe leer, denn der Grossteil der Fans entschied sich, die Spielzeit ausserhalb dieses Sektors zu verbringen. Der Grund dafür waren intensive Personenkontrollen, die zwecks Auseinandersetzungen im Oktober 2022 durch die Stadtpolizei St. Gallen durchgeführt wurden. Dies ging den Gästefans gegen den Strich.
Dabei hatten es die Ausschreitungen vom Oktober in sich: Einzelne Servette-FC-Fans suchten damals die Konfrontation mit friedlichen St. Galler Fans und der Polizei. Dabei wurden Steine, Flaschen und weitere Gegenstände auf die Polizei geworfen. Beim Vorfall wurde ein Polizist verletzt. Jedoch konnte vor Ort niemand verhaftet werden. Ein Anwohner sagte damals gegenüber 20 Minuten gar, dass die Nachbarschaft durch solche Vorfälle in Angst und Schrecken versetzt werde.
Fans wurden mit Straftätern aus Bildmaterial verglichen
Trotz Zusammenarbeit mit der Genfer Polizei sowie verfügbarem Bildmaterial ist es bisher nicht gelungen, die Täter ausfindig zu machen. Daher versuchte die Kapo am Samstag, mit einem grossen Polizeiaufgebot im Stadion 20 mutmassliche Beteiligte der Krawallaktion zu identifizieren. Für die Zielerreichung wurde strikt durchgegriffen: «Alle Fans aus Genf wurden durch die Polizei zu einer möglichen Identifikation angehalten», heisst es in einer Medienmitteilung der Stadtpolizei St. Gallen.
Jeder Fan musste beim Betreten des Stadions einzeln durch das Drehkreuz. «Verantwortliche der Polizei standen mit Bildmaterial von den mutmasslichen Straftätern beim Eingang», sagt Klaus-Dieter Mennel, Mediensprecher der Stapo. So wurde dann entschieden, welche Personen als Beteiligte der Krawallnacht infrage kommen könnten. Von den rund 150 Servette-FC-Fans wurden insgesamt 22 Personen gründlicher kontrolliert. Sie wurden angehalten und auf verbotene Gegenstände durchsucht. Danach erfasste die Polizei ihre Personalien und erstellte ein Foto von ihnen, um die Personen später mit den Dossiers abzugleichen.
Servette FC ist mit der Aktion unzufrieden
Nach der Kontrolle wurden alle Personen noch vor Ort entlassen. Laut Mennel sei das aber für die Stadtpolizei St. Gallen kein Standardverfahren. Es komme zwar öfter zu Kontrollen, aber das Vorgehen am Samstag war neu. Durch das Vorgehen konnten neun mutmassliche Straftäter identifiziert werden, welche bei den Ausschreitungen beteiligt waren. Die übrigen kontrollierten Personen werden mit den Dossiers abgeglichen.
Was nach einer erfolgreichen Aktion klingt, stösst auf der Gegenseite, bei den Fans und beim Genfer Verein, auf grosse Kritik: «Der Verein hinterfragt den Grund für die Abwesenheit eines grossen Teils seiner Anhänger heute Abend im Kybunpark. Das ist inakzeptabel», schreibt Servette FC in einer Medienmitteilung. Laut dem Club habe die Polizei «ohne Rücksicht und Rücksprache mit den Vereinen» gehandelt.
«Der Boykott kam von den Fans, nicht von der Polizei»
Auch Fussballfans lassen auf Twitter ihrem Ärger freien Lauf. «Die Fans aus Genf sind extra angereist, hatten eine mehrstündige Zugfahrt hinter sich, hatten Eintrittskarten für das Spiel ihrer Mannschaft und wurden in St. Gallen von der Polizei gehindert, ins Stadion zu gelangen. Was bitte soll das?», schreibt einer.
Die Stadtpolizei hat Kenntnis von der Kritik. «Wir können die Kritik nachvollziehen, aber das hindert uns nicht daran, unseren Job zu machen», so Mennel. Wenn man beachte, dass man einige der Straftäter gefunden habe, sei aus polizeilicher Sicht mit der Aktion sicher ein Teilziel erreicht. Mennel betont aber, dass keinem Fan der Zutritt verweigert wurde. «Auch die kontrollierten Personen konnten danach noch rein. Der Boykott kam von den Fans selber», so Mennel.
Wurdest du schon mal im Stadion durchsucht?
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