Sportpsychologin«Rücktritts-Gedanken können einen Teufelskreis bilden»
Nicole Petignats Rücktritt als Schiedsrichterin kam aus dem Nichts - war aber gut überlegt. Ist ein solcher Schritt jedoch von langer Hand geplant, kann er verheerende Folgen haben.
- von
- Herbie Egli
Die Frauen haben es in jeder Männer-Domäne schwer. Dies zeigen genug Beispiele aus dem alltäglichen Leben. Nicole Petignat nahm diese Herausforderung aber an und bewegte sich während fast zehn Jahren in einer solchen Männer-Domäne: in der Schiedsrichterei.
«Rücktritts-Gedanken können einen Teufelskreis bilden»
Mit dem Schlusspfiff beim Spiel Xamax gegen Basel am Sonntag war auch für Nicole Petignat Schluss. Sie gab ihren Rücktritt bekannt und die Schweizer Fussballwelt staunte. Nicole Petignat stellte gleich klar: «Es sei ein wohlüberlegter Schritt, sie habe schon lange überlegt, wann der richtige Zeitpunkt sei.»
Gemäss der Sportpsychologin Cristina Baldasarre können solche Überlegungen Auswirkungen auf die Arbeit haben. «Rücktritts-Gedanken können einen Teufelskreis bilden. Solche unbewussten Gedanken können bei schwierigen Situationen während einem Spiel zusätzliche Belastungen oder Stress hervorrufen», sagte Cristina Baldasarre gegenüber 20 Minuten Online.
«Als Ehepaar steht man noch mehr unter Druck»
Die ehemalige Schweizer Schiedsrichterin und Schiedsrichter-Assistentin Vroni Schluchter kennt den Druck als Frau in der Männer-Domäne Fussball ebenfalls. Sie leitete selbst 2.-Liga-Spiele und war danach als Assistentin mit ihrem Ehemann Andreas Schluchter auf höchster Ebene tätig. «Als Ehepaar steht man noch mehr unter Druck», sagte die 52-Jährige auf Anfrage von 20 Minuten Online.
Vom Rücktritt von Nicole Petignat hat Vroni Schluchter erst am Montagmorgen erfahren. «Der Zeitpunkt hat mich etwas überrascht, aber sie hat sich das sicher gut überlegt», sagte Vroni Schluchter weiter.