Rücktrittswelle: Hinter den Kulissen tobt der Politkampf
Knatsch wegen einer Rücktrittswelle im Grossen Rat: SVP und SP werfen sich gegenseitig billige Wahltaktik vor.
Offiziell bringen die Parteien für die kantonalen Wahlen im Frühling 2006 erst noch ihre Regierungsratskandidaten in Stellung – doch im Hintergrund tobt bereits der Wahlkampf um die Mehrheiten im Parlament: Auffallend viele Politiker übergeben ihren Sitz schon jetzt einem Nachfolger.
«Stimmt, bei uns häufen sich die Rücktritte», sagt Christoph Neuhaus von der SVP. Und er gibt zu: «Sicher hilft das den Kandidaten, die nachrutschen.» Diese erscheinen nämlich als «Bisherige» auf den Wahlzetteln. «Denen vertrauen die Wähler mehr», sagt er. Trotzdem: Um reine Wahtaktik handle es sich nicht. «Das machen nur die Linken», giftet Neuhaus.
«Eine interessante Vorwärtsverteidigung», kontert SP-Mann Andreas Rickenbacher. In der letzten Legislatur sei kein einziger SP-Grossrat aus taktischen Gründen zurückgetreten. Ganz anders sehe es bei der SVP aus. «Das ist ja offensichtlich – bei so vielen wie in den letzten Wochen zurückgetreten sind.»
Wahltaktik oder nicht – Fakt ist: Jeder vierte Grossrat hält nicht die ganze Legislatur durch. Politologe Werner Seitz: «Das erschreckt wohl viele Wähler, ist aber heute normal.» Viele Kantonsparlamentarier machten beruflich Karriere oder stiegen in die nationale Politik ein.
Andrea Abbühl