Offener Brief – Russische Ärzte laden prominente Impfgegner auf Intensivstationen ein

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Offener BriefRussische Ärzte laden prominente Impfgegner auf Intensivstationen ein

Russische Ärzte haben bekannte Impfgegner eingeladen, einen persönlichen Augenschein zu nehmen – in der Hoffnung, dass diese ihren Standpunkt überdenken.

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Russland ist eines der am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder.

Russland ist eines der am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder.

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Trotz diverser Aufrufe durch Präsident Vladimir Putin ist die Quote vollständig Geimpfter in Russland bei nur 37 Prozent.

Trotz diverser Aufrufe durch Präsident Vladimir Putin ist die Quote vollständig Geimpfter in Russland bei nur 37 Prozent.

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Nun wollen russische Ärzte prominente Impfgegner des Landes auf die Corona-Stationen einladen.

Nun wollen russische Ärzte prominente Impfgegner des Landes auf die Corona-Stationen einladen.

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Darum gehts

In Russland haben Ärzte prominente Impfgegner eingeladen, sich die dramatische Situation auf den Corona-Stationen der russischen Krankenhäuser persönlich anzusehen. In einem offenen Brief, der am Mittwoch von der staatlichen Nachrichtenagentur Tass verbreitet wurde, wandten sich elf Ärzte aus mehreren Städten an ein Dutzend Persönlichkeiten, die sich öffentlich gegen Impfungen gegen das Coronavirus ausgesprochen haben.

In ihrem Brief boten die Ärzte und den Sängern, Schauspielern, Fernsehstars und Politikern an, ihnen die als «rote Zonen» bezeichneten Infektionsabteilungen der Krankenhäuser persönlich zu zeigen. Zu den Adressaten gehören beispielsweise Fernsehstar Oskar Kutschera, Schauspieler Jegor Berojew, Rockstar Konstantin Kintschew und der Chef der Kommunistischen Partei, Gennadi Sjuganow.

«Vielleicht ändern Sie dann Ihren Standpunkt»

«Wir sind alle etwas beschäftigt, Sie können sich wahrscheinlich denken, womit», heisst es in dem Brief. «Aber wir werden Zeit finden, Sie durch die roten Zonen, die Intensivstationen und die pathologischen Abteilungen unserer Krankenhäuser zu begleiten», schreiben die Ärzte weiter. «Vielleicht ändern Sie dann Ihren Standpunkt und es sterben weniger Menschen».

Zu den Unterzeichnern des Briefs gehört der Arzt Denis Prozenko, der die grösste Corona-Klinik in der Hauptstadt Moskau leitet. «Wir leben in einem Zeitalter, in dem die Meinung eines Experten in irgendeiner Branche leicht von einem Prominenten verdrängt werden kann», schrieb Prozenko auf seinem Telegram-Kanal.

In Russland ist die Impfskepsis besonders verbreitet

Russland ist eines der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder der Welt – und eines der Länder, in denen die Impfskepsis besonders weit verbreitet ist. Russland war das erste Land, das mit Sputnik V einen Impfstoff gegen das Virus zuliess. Trotz mehrfacher Appelle von Präsident Wladimir Putin sind bisher nur 37 Prozent der Menschen vollständig geimpft. In den vergangenen Wochen gab es täglich mehr als Tausend Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus.

Der Kreml begrüsste das Schreiben der Ärzte als einen «positiven» Schritt. «Hoffen wir, dass die Autorität dieser Ärzte zumindest einem dieser Menschen helfen wird, seinen Standpunkt zu ändern», sagte Putin-Sprecher Dmitri Peskow.

Mehr als 9,4 Millionen registrierte Corona-Fälle

Seit Beginn der Pandemie wurden in Russland mehr als 9,4 Millionen Coronavirus-Fälle registriert, die fünfthöchste Zahl weltweit. Die Regierung hat zudem mehr als 266’000 Todesfälle registriert. Die Statistikbehörde Rosstat, die eine umfassendere Definition von Corona-Todesfällen anwendet, gab die Zahl der Todesopfer bereits Ende September mit fast 450’000 an.

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(AFP/bre)

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