«Rossgram»Russland schickt Instagram-Klon an den Start
Der russische Machtapparat hat seiner Bevölkerung diverse soziale Medien wie Facebook und Instagram gesperrt. Nun sollen sie auf einen neuen einheimischen Dienst wechseln.
- von
- Patrick McEvily
Darum gehts
Seit einigen Tagen kann man in Russland nicht mehr auf Instagram zurückgreifen.
Der Kreml sperrte den beliebten Dienst, weil darauf zu Gewalt gegen Russinnen und Russen aufgerufen worden sei.
Nun soll die Alternative «Rossgram» zum Erfolg werden.
Die internationalen Sanktionen gegen das Land beeinträchtigen den Alltag vieler Russinnen und Russen wohl bereits heute stark. Auch im digitalen Raum sind sie zunehmend vom Westen abgeschnitten. Vor rund zwei Wochen sperrten die Behörden Instagram. Seither kann man nur noch über den Umweg eines «Virtual Private Network» (VPN) auf den beliebten Dienst zurückgreifen. Ihre Selfies müssen viele nun also woanders posten – vielleicht bald schon auf einem einheimischen Dienst. Wie die «NZZ» schreibt, soll eine neue App namens «Rossgram» den Dienst aus den USA ersetzen, wenn es nach dem Kreml geht.
Aussehen tut die neue App fast genau gleich wie das beliebte amerikanische Vorbild: rosa-gelbe Schriften und ein schlichter weisser Hintergrund. An den Start soll der neue Dienst Ende Monat gehen, registrieren kann man sich aber schon heute. Der Kreml hat dafür eine Marketing-Aktion gestartet und will wichtige Influencer und Influencerinnen mit an Bord holen. Die Verantwortlichen betonen dabei, dass auf der neuen Plattform keinerlei Beschränkungen herrschen würden. Vieles bleibt um den Dienst aber noch unklar – und ganz weg vom Fenster ist die Konkurrenz wohl auch noch nicht.
Präsidenten-Tochter leitet russische Tiktok-Kopie
Russland hatte Instagram Mitte März blockiert, weil darauf zu Gewalt gegen Russen aufgerufen worden sei. Auch auf Twitter kommen Nutzerinnen und Nutzer im Land nicht mehr. Das Abschalten der sozialen Netzwerke hatte in Russland eine Welle der Empörung ausgelöst. Viele Influencer und Influencerinnen waren betroffen.
Wie die «NZZ» schreibt, ist derzeit nicht klar, wie die möglichen User überhaupt zur neuen App kommen sollen. Die App-Stores von Google und Apple haben das Herunterladen von zahlungspflichtigen Inhalten im Land deaktiviert. «Rossgram» dürfte also keine kostenpflichtigen Dienstleistungen beinhalten, um von den beiden Tech-Giganten angeboten zu werden. Instagram dürfte also noch einige Zeit lang beliebtestes Ziel für Selfies, Ferienfotos und mehr bleiben. Gemäss der Zeitung sind die Download-Zahlen für VPN-Clients in den letzten Tagen stark gestiegen.
Sollte «Rossgram» wider Erwarten zum Erfolg werden, wäre dies nicht das erste Mal, dass sich ein russisches Pendant gegenüber einem ausländischen Web-Dienst durchsetzt. Das Facebook-Äquivalent VK (früher: VKontakte) hat über 100 Millionen Nutzerinnen und Nutzer in Russland und anderen Staaten mit einer russischsprachigen Bevölkerung. Auch für Tiktok hat der Kreml vor kurzem eine Alternative präsentiert: Die App mit dem Namen «Yappy» wird von einer der Töchter von Wladimir Putin geführt.
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