Russland will endlich Tschernobyl-Opfern helfen
20 Jahre nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl hat sich das russische Parlament einen Ruck gegeben: Es verpflichtete sich, die Lebensbedingungen der Opfer zu verbessern und einen Beitrag zur Vermeidung von Atomkatastrophen zu leisten.
Für eine entsprechende Resolution stimmten am Freitag alle 421 anwesenden Duma-Abgeordneten. In dem Text wird auch «der Mut, die Opferbereitschaft und der Heroismus» der Teilnehmer an der Beseitigung der Folgen der Katastrophe gewürdigt.
Der Reaktor 4 des ukrainischen Atomkraftwerks Tschernobyl war am 26. April 1986 explodiert. Die dabei freigesetzte radioaktive Wolke verseuchte weite Teile Europas, besonders jedoch die damaligen Sowjetrepubliken Ukraine, Russland und Weissrussland.
Die Umweltorganisation Greenpeace hält die dieses Jahr veröffentlichte Schätzung der russischen Akademie der Wissenschaften für «sehr realistisch», wonach in Folge des Tschernobyl-Unfalls 93 000 Menschen an Krebs gestorben seien oder in Zukunft sterben werden.
Die von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) im September 2005 vorgelegte Zahl von rund 4000 Todesopfern bezeichnete Greepeace angesichts der von der Akademie erwähnten Zahl von zusätzlichen 270 000 Krebsfällen als «grobe Vereinfachung».
Halbe Milliarde Euro aus Brüssel
Seit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl hat die Europäische Kommission mit mehr als 470 Millionen Euro (740 Millionen Franken) zu verschiedenen Hilfsprojekten beigetragen. Dies teilte die Brüsseler Behörde am Freitag mit. Die Hilfe diente zur Verbesserung der Sicherheit in Tschernobyl und zur Bewältigung der sozialen und ökologischen Folgen.
Etwa 240 Millionen Euro hatte die Kommission für den Bau eines neuen Schutzdaches für den beschädigten Reaktor versprochen, das die radioaktive Strahlung des Betonsarges verhindern soll.
Für die gesundheitliche Versorgung und soziale Unterstützung der Tschernobyl-Opfer stellte Brüssel etwa 100 Millionen Euro bereit. Weitere 3,5 Millionen Euro flossen in die Schaffung neuer Arbeitsplätze für ehemalige Angestellte des Tschernobyl-Reaktors. (sda)