Safety-Cars sind die coolen Helden der Rennstrecke

Von 0 auf 100 km/h in 5,7 Sekunden: der Honda Civic Type R.

Von 0 auf 100 km/h in 5,7 Sekunden: der Honda Civic Type R.

Honda
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SicherheitSafety-Cars sind die coolen Helden der Rennstrecke

Safety-Cars sorgen bei Autorennen für Sicherheit in brenzligen Situationen. Manche von ihnen sind so cool, dass sie den Rennautos schon fast die Show stehlen.

Fabio Simeon / A&W Verlag
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Fabio Simeon / A&W Verlag

10. Fiat Tempra

Fiat

Zugegeben: Auf unseren Platz 10 fährt nicht das Fahrzeug selbst, sondern seine Geschichte. 1993 gewann der brasilianische Rennfahrer Ayrton Senna seinen Heim-Grand-Prix zum zweiten Mal. Zwar beendet der dreifache Weltmeister das Rennen nicht so mirakulös wie zwei Jahre zuvor mit einem Getriebeschaden, der Freude seiner Fans tat dies aber keinen Abbruch. Nachdem der rot-weisse McLaren über die Ziellinie schoss, stürmten Hunderte Fans auf die Strecke. Folglich musste der Mann mit dem gelben Helm vom Safety-Car, einem Fiat Tempra, in die Box kutschiert werden. Statt auf dem Beifahrersitz machte es sich der Grand-Prix-Sieger im geöffneten Fenster gemütlich – ein Foto für die Ewigkeit. Übrigens: Fiat präsentierte den Tempra an jenem Rennwochenende in Brasilien. Insider behaupten, dass es sich bei den Fahrzeugen um Prototypen handelte und die Verantwortlichen in Turin vor Angst über eine mögliche Panne «molto nervosi» gewesen seien.

9. Renault Clio Williams 16V

Renault

Wir bleiben bescheiden: Beim grossen Preis von Argentinien 1996 führte ein Renault Clio die Formel-1-Bolliden durch die Safety-Car-Phase. Dabei handelte es sich nicht wie beim Tempra um einen mutigen PR-Gag, sondern um eine Hommage an die Partnerschaft mit dem Formel-1-Rennstall Williams. Mit einem Butterbrot-Clio hatte die 16V-Williams-Version ohnehin nicht viel gemeinsam. 150 PS trafen auf lediglich 990 Kilogramm Leergewicht. Angetrieben wird der perlmuttblaue Kompaktsportler von einem 2,0-Liter-Benziner, dazu kommen ein verstärktes Getriebe, ein überarbeitetes Fahrwerk, eine breitere Vorderachse, mächtige Stabilisatoren und eine spezielle Aufhängung. Für den Safety-Car-Einsatz verbaute Renault zudem Sicherheitsgeschirre, Lichtleisten auf dem Dach sowie Blitzlichter in den Scheinwerfern. Das Rennen gewann Damon Hill, Zweiter wurde Jacques Villeneuve – beide in einem Williams.

8. Volvo V60 Polestar

Volvo

Das wohl sicherste Safety-Car kommt aus Schweden. Genauer: aus Torslanda, Göteborg. In der WTCC, der 2017 eingestellten Kleinwagen-Touren-Meisterschaft, übernahm ein Volvo V60 die Rolle des Safety-Cars. Dieser erhielt – neben dem Honda – wohl als einziges Pace-Car in unserer Liste fünf Sterne beim Euro-NCAP-Test. Klingt erst mal nach Doppelhaus-Golden-Retriever-Familienöde, ist aber weit davon entfernt. Dafür sorgte der Volvo-Veredler Polestar. Die Schweden spendierten dem V60 eine Leistungssteigerung auf 367 PS. So beschleunigt er innert 5,0 Sekunden auf Tempo 100. Schluss ist bei 250 km/h. Passend dazu wurde der Kombi auch aussenrum hübsch und windschnittiger gemacht. Heisst: neuer Frontsplitter, neue Seitenschweller und verbreiterter Heckflügel – natürlich alles aus leichter Kohlefaser.

7. Honda Civic Type R

Honda

Während ein Kombi-Pace-Car klar aus der Rennfeldmasse heraussticht, könnte das Fahrzeug auf Platz 7 mit seinem aggressiven Look und den unendlichen Spoilern selbst im Rennfeld, welches es als Safety-Car anführt, mitfahren. Die Rede ist vom Honda Civic Type R Limited Edition und dem Tourenwagen-Weltcup WTCR. Der auf 500 Stück limitierte Type R ist die brachialste Version der kultigen Japan-Schräghecklimousine. Neben Merkmalen, die die Leistung auf der Rennstrecke optimieren, wie leichte, geschmiedete 20-Zoll-Leichtmetallfelgen von BBS, zweiteilige, schwimmend gelagerte Bremsscheiben und modifizierte Dämpfer, trägt der reduzierte Innenraum zu einer Gewichtsreduzierung von 47 kg im Vergleich zur GT-Spezifikation bei. Dampf macht der leistungsstarke 2,0-Liter-VTEC-Turbomotor, der eine Spitzenleistung von 320 PS bei 6.500 U/min und ein maximales Drehmoment von 400 Nm aufweist. Der Spurt von 0-100 km/h wird in 5,7 Sekunden erreicht.

6. BMW M2 CS Racing

BMW

Als Basis für den Umbau zum Safety-Car verwenden die Autobauer üblicherweise sportliche Serienmodelle. Bei der kommenden MotoGP-Saison sorgt jedoch ein reinrassiger Rennwagen für Sicherheit: der BMW M2 CS Racing. Damit der rennstreckentaugliche Bayer auch über die nötigen Warnsignale verfügt, wurden ein Lichtbalken aufs Dach und LED-Blitzer in den Grill montiert. Anders als im Automobilsport kennt der MotoGP keine Safety-Car-Phasen über mehrere Runden. Viel mehr werden mit dem M2 Unfallstellen signalisiert und abgesperrt. Der Rennwagen, der normalerweise bei Langstreckenläufen und Markenpokal-Events seine Runde dreht, wird von einem Dreiliter-R6-Turbo-Motor mit 450 PS angetrieben. Dazu kommen motorsportspezifische Fahrhilfen, ein mechanisches Sperrdifferenzial mit Preload und separater Kühlung sowie speziell angefertigte Antriebswellen und ein Dach aus Karbon.

5. Aston Martin Vantage

Aston Martin

Vergangene Formel-1-Saison löste Aston Martin Mercedes-Benz an der Spitze ab – zumindest als Pace-Car. Seit 26 Jahren drehten in der Königsklasse stets Safety-Cars aus Stuttgart mit Motoren aus Affalterbach ihre Runden. Nun müssen sie sich den «Sicherheitsdienst» mit Aston Martin teilen. Die Briten schicken dafür den neuen Vantage ins Rennen – im gleichen Grün wie ihre F1-Autos. Neben der Lackierung wurde auch die Technik des Sportwagens für seinen Grand-Prix-Einsatz angepasst. Ein kleines Ingenieursteam am Hauptsitz in Gaydon verbesserte den Antrieb, das Fahrwerk und die Aerodynamik. So leistet der Vier-Liter-Twin-Turbo-V8 535 PS über das modifizierte Getriebe auf die Hinterachse. Den Hundertersprint absolviert der getunte Aston in 3,5 Sekunden. Zusätzlich zum Pace-Car stellen die Briten auch das neue Medical-Car – ebenfalls ganz in Grün. Das 550 PS starke SUV katapultiert den Streckenarzt, wenn nötig, mit bis zu 291 km/h über die Gerade.

4. Mercedes-Benz AMG GT R

Mercedes

Alles hat ein Ende: so auch die Exklusivpartnerschaft zwischen Mercedes-AMG und der FIA in puncto Safety-Car. Zwar steuerte der Veredler aus Affalterbach mit dem GT R auch 2021/22 ein offizielles Safety-Car bei, muss sich die Aufgabe aber teilen. Auch die altbekannte Grau-Silber-Lackierung musste einer Neuerung weichen. Der AMG ist für eine bessere Sichtbarkeit neu in Rot gehalten. Das 4,0-Liter-V8-Biturboaggregat leistet 585 PS und sorgt dafür, dass der GT R mit 318 km/h das schnellste je eingesetzte Sicherheitsfahrzeug in der Formel 1 ist. Wie Aston Martin schickt auch Mercedes ein Medical-Car an den Start: in Form eines 510 PS starken AMG C63 S T-Modells. Der Power-Kombi wurde für seinen Einsatzzweck mit vier Schalensitzen bestückt. Im 490 Liter grossen Kofferraum befindet sich eine komplette Notfallausrüstung.

3. Porsche Taycan Turbo S

Porsche

Seit dieser Saison stellt Porsche mit ihrem vollelektrischen Sportwagen Taycan das offizielle Safety-Car in der Formel-E. Ihrer Aufgabe zum ersten Mal nachgekommen sind die Zuffenhausener beim Auftaktrennen am 28. und 29. Januar im saudi-arabischen Diriyah. Bis dahin führten stets Elektroautos aus dem BMW-Markenverbund das E-Feld an, wenn es gekracht hat. Aber mit dem Ausstieg der Münchner aus der leisen Königsklasse mussten die Verantwortlichen einen neuen Pace-Car-Lieferanten suchen. Dieser war schnell gefunden, da Porsche mit dem 2019 vorgestellten Taycan Turbo S ohnehin das ideale Fahrzeug im Portfolio hat. Mit einer Serienleistung von 761 PS ist das Top-Modell der Baureihe für seine Aufgabe fast schon übermotorisiert. Zum Vergleich: Die Formel-E-Rennwagen fahren mit einer Leistung von 335 PS vor. Nur Dank der massiven Verspoilerung und den Leichtbaumaterialien werden sie vom Taycan von Null auf Hundert nicht abgezogen – beide benötigen 2,8 Sekunden.

2. Ferrari F40

Ferrari

Ein Fahrzeug, das speziell als Safety-Car gebaut wurde? Das gibts: Der Ferrari Mondial PPG Pace Car wurde in den späten 80ern für das Indy 500 in den USA gefertigt. Der 300 PS starke Ferrari gab bei Dutzenden von Indy-Car-World-Series-Rennen in Übersee das Tempo an. Allgemein scheint es so, als ob US-Rennserien gerne auf die roten Geschosse aus Modena setzen. So fuhr der Ferrari California im gleichnamigen Bundesstaat oft auf der Laguna Seca Raceway mit Lichterbalken auf dem Dach vor. Unterdessen übernehmen diese Aufgabe vor allem der FF und GTC4Lusso mit ihrem Allradantrieb. Die wohl aussergewöhnlichste Kombination von Notsignalanlage und Cavallino Rampante konnte beim 72. Goodwood Raod Racing Club Members Meeting bestaunt werden. Zwei Ferrari F40 mit Signalbalken stahlen den eigentlichen «Rennwagen» die Show und hätten eigentlich schon fast wieder eigene Safety-Cars verdient.

1. Lamborghini Countach

Lamborghini

Was gibt es stilvolleres als ein Lamborghini-Countach-Pace-Car beim Grand Prix von Monaco? Genau, nicht besonders viel. Deshalb geht der erste Platz der coolsten Safety-Cars nach Sant’Agata. Obwohl Ferruccio Lamborghini bekanntlich kein Interesse an einem Einsatz seiner Fahrzeuge als Rennwagen im Motorsport hatte, vielmehr wollte er mit seinen Sportwagen Ferrari das Wasser reichen, wurde der Countach als offizielles Sicherheitsfahrzeug für das Formel-1-Rennwochenende beim Grossen Preis von Monaco 1980 und 1983 eingesetzt. Die Besucher waren begeistert, galt der Lamborghini Countach doch als der Sportwagen der 70er- und 80er-Jahre schlechthin. Seine Form ist noch heute ein Statement für unheimliche Geschwindigkeit und ein Aushängeschild für die Keilkarosseriesilhouette.

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