Saisondebüt für Stéphane Lambiel
Stéphane Lambiel hat im nächsten Jahr mit dem Gewinn des EM- und des WM-Titels Grosses vor. Am Freitag nimmt der 22-jährige Unterwalliser am Grand Prix «Cup of China» in Harbin den ersten Wettkampf der Saison in Angriff.
Nach Olympia-Silber und dem zweiten WM-Titel in Serie im Jahr 2006 machte Lambiel in der vergangenen Saison eine Sinnkrise durch; immerhin gelang ihm mit dem 3. WM-Rang in Tokio ein versöhnlicher Abschluss. Aus dieser Zeit hat er viel gelernt. «Ich möchte nun jede Minute geniessen, auch wenn es nicht so läuft, wie ich will», sagte Lambiel. Im Wettkampf sei es das Gleiche.
Neu motiviert hatte Lambiel im Sommer eine nahezu perfekte Vorbereitung hinter sich gebracht. Ganz ohne Rückschlag gings jedoch vor dem Wettbewerb in Harbin in der Provinz Heilongjiang nicht ab. Im Oktober musste er Antibiotika schlucken und während zwei Wochen pausieren. Die Ursache der grippeähnlichen Beschwerden könnte ein Weisheitszahn gewesen sein, den er entfernen liess.
«Am Anfang der Saison musst du noch nicht bei 100 Prozent sein», erklärte Lambiel. Vor dem ersten Wettkampf sei er allerdings noch angespannter als bei anderen, weil er nicht wisse, wo er stehe, wie das neue Programm bei Publikum und Preisrichtern ankomme. Ein gewisses Angstgefühl verspüre er schon. Für diese Saison hat der siebenfache Schweizer Meister (vorerst) «nur» ein neues Kurzprogramm einstudiert; die äusserst komplexe Flamenco-Kür behielt er verständlicherweise bei.
Änderungen beim Axel
Den ersten Wettkampfteil zur Musik «Carne Cruda» von Fernando Egozcue zeigte Lambiel schon mehrmals an Shows in Japan, wo er während der Vorbereitung mehrmals auftrat. Insbesondere die Schritte sind eine Augenweide. Choreografin Salome Brunner bezeichnete sie als die schnellsten, die er je gemacht habe.
Der hohe Schwierigkeitsgrad ist typisch für den Schützling von Peter Grütter. Da während des Kurzprogramms wegen der zahlreichen Elemente (Sprünge, Schrittfolgen und Pirouetten, total acht -Red.) keine Zeit für die Choreografie bleibe, versuche er diese während den Elementen zu machen. Denn ganz ohne Ästethik geht es für ihn nicht, auch wenn diese im streng reglementierten Bewertungssystem nicht erwünscht zu sein scheint.
Bei den Sprüngen wird Lambiel in Harbin nicht alle Höchstschwierigkeiten präsentieren. Da er beim Axel in den letzten zwei Wochen diverse Änderungen vorgenommen hat, wird er ihn doppelt statt dreifach drehen. Er brauche noch Zeit, um die Neuerungen zu adaptieren, begründete der in Lausanne lebende Walliser. Durch den neuen Einlauf beispielsweise muss er sich noch an den veränderten Halt beim Absprung gewöhnen. Die Korrekturen beim Axel sind allerdings nicht auf die neuen, mit einem kürzeren Eisen versehenen Schlittschuhe zurückzuführen. Er hätte sie auch mit den alten vorgenommen.
Lambiels grösste Gegner in Harbin dürften die Amerikaner Evan Lysacek, 2005 und 2006 jeweils WM-Dritter, und der Olympia-Fünfte Johnny Weir sein. Vor den übrigen Konkurrenten braucht ihm im Normalfall nicht bange zu sein.
Othmans Reisestrapazen
Mit Jamal Othman nimmt ein zweiter Schweizer am dritten Grand Prix der Saison teil; die Läufer werden zu maximal zwei Wettkämpfen der sechsteiligen Serie eingeladen. Der 21-jährige Berner bestritt am vergangenen Wochenende den GP «Skate Canada» in Québec, wo er den 10. Platz belegte, und flog von dort direkt nach China. Trotz der Reisestrapazen fühlt sich Othman fit. Er will an die gute Kür-Leistung in Kanada anknüpfen, wo er bereits nahe an seine Bestmarke herankam. Gelingt ihm in Harbin auch das Kurzprogramm wunschgemäss, sollte ein Platz unter den Top 8 möglich sein.
(si)