27. Kanton: Sarden wollen ihre Insel der Schweiz verkaufen

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27. KantonSarden wollen ihre Insel der Schweiz verkaufen

Ein Kanton mit Meeranschluss – klingt verrückt. Zwei sardische Schulfreunde verfolgen aber genau diesen Plan.

von
sas
So könnte die Grossmacht Schweiz aussehen.

So könnte die Grossmacht Schweiz aussehen.

Eigentlich bietet die Schweiz fast alles: Wohlstand, politische Stabilität, schöne Landschaften. Was fehlt, ist das Meer. Das wollen die zwei Italiener Andrea Caruso und Enrico Napoleone ändern, wie die «Handelszeitung» berichtet.

Die beiden 51-Jährigen kämpfen seit zwei Jahren dafür, dass sich die wirtschaftlich schwache Mittelmeerinsel Sardinien mit ihren rund 1,5 Millionen Einwohnern der stärkeren Schweiz anschliesst. Ihre Facebook-Gruppe mit dem Namen «Canton Marittimo» hat über 13'500 Mitglieder. In ihre Idee haben die beiden Schulfreunde bereits mehr als 20'000 Euro investiert, wie das«Wall Street Journal» kürzlich berichtete. Investiert wurde das Geld in Online-Auftritte und Werbeartikel wie T-Shirts und Pins.

«Sardinien ist nicht Italien», sagte Caruso laut dem Bericht. Die Sarden wollten Schweizer sein. In seinem normalen Leben ist Caruso Zahnarzt, sein Kollege Napoleone ist Autohändler. Zusammen wollen sie der Schweiz endlich Zugang zum Meer verschaffen. Ihr Deal für den zusätzlichen Kanton sieht allerdings vor, dass die Schweiz Geld bezahlt für den 27. Kanton.

Nicht die ersten Anschlusspläne italienischer Regionen

Mit dem Geld aus der Schweiz würden auf der Mittelmeerinsel touristische Projekte realisiert, wodurch die Attraktivität steigen sollte. Die Schweiz und Sardinien passen laut Napoleone ideal zusammen: «Was dem einen fehlt, hat der andere.» Kritische Stimmen monieren, hinter der Initiative stecke vor allem die Absicht, medienwirksame Öffentlichkeitsarbeit für Sardinien zu machen. Über sich selbst schreibt die Bewegung allerdings, das Projekt sei eine Idee, um dem in einer politischen und administrativen Krise gefangenen Italien zu entkommen. «Wir glauben, dass es mit Italien keine Zukunft gibt, weder für uns noch für unser Kinder.»

Dass sich italienische Gebiete der Schweiz anschliessen wollen, kommt immer wieder vor. Im Veneto votierte 2014 bei einer Online-Umfrage eine Mehrheit für eine Abspaltung. Und auch im Südtirol denkt man regelmässig über einen Anschluss an die Schweiz nach. So fand in der Stadt Bozen anlässlich des Global Forum Südtirol 2014 eine Veranstaltung mit dem Titel «Kanton Südtirol – Utopie oder Modell?» statt.

Die Flagge der Befürworter eines 27. Kantons.

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