Ernst oder Ulk?: Satanisten planen Denkmal in Oklahoma City

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Ernst oder Ulk?Satanisten planen Denkmal in Oklahoma City

Neben einem Denkmal für die zehn Gebote in Oklahoma City wollen subversive Ungläubige ein Satansmonument errichten. Die Provokation stünde im Einklang mit der US-Verfassung.

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Was dem einen recht, ist dem anderen billig. So dachte Lucien Greaves, der Gründer des Satanic Temple of New York, als er Anfang Dezember das Baugesuch für ein Teufelsdenkmal beim Parlamentsgebäude in Oklahoma City bekanntgab. Das Monument soll nach dem Plan der Satanisten ein bereits vorhandenes Denkmal für die christlichen zehn Gebote «ergänzen und kontrastieren».

Mit dem - gelinde gesagt - umstrittenen Vorhaben hat Greaves kurz vor Weihnachten einen seit Jahren tobenden Kulturkrieg um eine Schlacht bereichert. Überall im Land liegen sich Amerikas Gläubige und Befürworter der Trennung von Kirche und Staat in den Haaren. Meist dreht sich der Streit darum, ob Christen das Recht haben sollen, Symbole ihres Glaubens in Regierungsgebäuden oder Schulen anzubringen. Die Gruppe American Atheists will aus Protest bis zu fünfzig Denkmäler für ihren Nicht-Glauben errichten.

In Kalifornien erfolgreich

Im kalifornischen Santa Monica haben Atheisten 2012 erreicht, dass die jährliche Ausstellung von Krippendarstellungen im Palisades Park gestrichen wurde. Die Nichtgläubigen forderten, gleich viel Platz für ihre Mythenkritik zu erhalten. Damit es nicht zu dem gefürchteten Nebeneinander kam, wurde gleich die ganze Krippenshow gestrichen.

In Oklahoma City verspricht die Konfrontation nicht minder heftig zu werden. Die Stadt und der sie umgebende Gliedstaat werden wegen der verbreiteten Religiosität die «Schnalle des Bibelgürtels» genannt. Seit letztem Jahr steht vor dem State Capitol ein Granitmonument mit den zehn Geboten des Alten Testaments. Das Denkmal wurde auf Betreiben - und mehrheitlich mit dem Geld - des Abgeordneten Mike Ritze erstellt. Im August verlangte die Bürgerrechtsbewegung ACLU in einer Gerichtsklage, der Stein müsse entfernt werden, weil der Staat nach der US-Verfassung keine einzelne Religion sponsern dürfe.

«Giftpille» für die Debatte Kirche-Staat

Die noch laufende Klage machte Greaves auf Oklahoma City aufmerksam. Bei seinem Satanic Temple handelt es sich nicht eigentlich um eine Religionsgemeinschaft, sondern eher um eine kleine Bande von «Guerilla-Aktivisten», wie «The Daily Beast» schreibt. Sie wurde im Januar gegründet mit dem Ziel, «in der Debatte von Kirche und Staat als Giftpille zu wirken».

Der Satanstempel operiert mit humorvoll-dunklen Methoden. Zum Beispiel «outete» er den militanten Schwulengegner Fred Phelps von der Westboro Baptist Church in Mississippi mit einer «rosa Messe» am Grab seiner Mutter. Für das Denkmal in Oklahoma City sammelt der Club Geld auf der Website Indiegogo mit einem Spendenaufruf, worin der ironische Satz steht: «Unsere Mission ist es, Menschen einander näher bringen, indem wir gemeinsame Empfindungen finden und Lösungen schaffen, an denen alle Freude haben können.»

Distanzieren, aber nicht sponsern

Vor Ort haben die satanischen Pläne so ziemlich das Gegenteil von Freude bewirkt. «Dies ist das Haus von Oklahoma, nicht das des Satansclubs», wetterte Duane Mass, der Architekt des Capitol, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP. Das Satansdenkmal habe nichts mit den Werten der Menschen in Oklahoma gemein, sagte auch Parlamentssprecher Joe Griffin. Der Abgeordnete Ritze mochte sich auf Anraten seines Anwalts nicht äussern.

Trotz der Ablehnungsfront könnte Greaves mit seiner Satansidee vor Gericht Erfolg haben, glauben indes Verfassungsrechtler. «Der Staat kann sich von dem Monument für die zehn Gebote distanzieren und sagen, es gehe um die Redefreiheit», sagte der Rechtsprofessor Joseph Thai von der Universität Oklahoma zu AP. «Aber dann kann er keine anderen privat finanzierten Religionsdenkmäler wegen ihrer Ausrichtung ablehnen - nicht einmal satanische.»

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